Die Herzwurmerkrankung – im Fachjargon auch Dirofilariose genannt – ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Die gefährlichen Parasiten (lat. Dirofilaria immitis), die ursprünglich auf wärmere Regionen beschränkt waren, werden auch bei uns zunehmend zu einem Problem; immer mehr Fälle werden in deutschen Tierarztpraxen vorgestellt. Umso wichtiger wird es, dass Sie die Risken und Symptome einer Infektion und der daraus resultierenden Erkrankung kennen und wissen, wie Sie Ihren Hund oder Ihre Katze schützen können.


Inhaltsverzeichnis:


Der Herzwurm - eine tödliche Gefahr

Der Herzwurm ist ein Fadenwurm mit dem lateinischen Namen Dirofilaria immitis und Erreger der Dirofilariose, zu Deutsch Herzwurmerkrankung. Die Würmer haben einen Durchmesser von ungefähr einem Millimeter und können eine Länge von bis zu ca. 15 (Männchen) bzw. ca. 30 Zentimetern (Weibchen) erreichen.

Die Verbreitung von Herzwürmern

Herzwürmer sind vornehmlich wärmeren Gegenden zu finden. Neben den meisten tropischen und subtropischen Regionen weltweit zählen jedoch zunehmend angrenzende Regionen mit gemäßigtem Klima zu ihrem Verbreitungsgebiet. So kommen Herzwürmer in Europa hauptsächlich im Mittelmeerraum vor, breiten sich aber mittlerweile auch Richtung Norden aus. Die in Deutschland oder Österreich festgestellten Fälle sind allerdings wahrscheinlich auf Importe aus dem Ausland oder auf Reisen in entsprechende Gebiete zurückzuführen.

Die zunehmende Ausbreitung des Herzwurms hat verschiedene Gründe: Zum einen sind der bereits angesprochene Tourismus und der Import infizierter Tiere zu nennen, zum anderen spielen die Urbanisierung mit der Bildung von Wärmeinseln und die Erderwärmung eine Rolle darin, dass sich der Parasit in immer mehr Gebieten wohlfühlt.

Besonders gefährlich für Hunde

Die Larven des Herzwurms werden über die Stiche von Mücken übertragen. Sie können Hunde, wilde Kaniden (d.h. hundeartige Tiere, z.B. Wolf und Fuchs), Katzen und auch Menschen betreffen, wobei vor allem Hunde gefährdet sind. Katzen können ebenfalls an der Dirofilariose erkranken, bei ihnen kommt es allerdings seltener vor, dass die Larven zu einem Wurm heranwachsen und das Tier schädigen können.

Herzwürmer: besonders gefährlich für Hunde

 

 

Menschen sind für den Herzwurm stets Fehlwirte: Wir können zwar ebenfalls mit den Larven infiziert werden, die Entwicklung der Würmer stoppt jedoch, bevor sie sich vermehren können. So bleibt der Herzwurm beim Menschen in der Regel symptomfrei, manchmal kommt es beim Sterben eines ausgewachsenen Wurms zu Entzündungen und daraus resultierend der Bildung kleiner Knötchen. Diese sind in der Regel unproblematisch; nur sehr selten verstopfen die Herzwürmer Lungengefäße und führen zu einem Lungeninfarkt. Störende oder risikobehaftete Knötchen beim Menschen werden üblicherweise chirurgisch entfernt.

Unerwünschte Urlaubsmitbringsel

Insbesondere bei Aufenthalten in wärmeren Regionen, beispielsweise beim Urlaub am Mittelmeer, ist Ihr Hund (oder auch Ihre Katze) gefährdet. Vor derartigen Reisen sollten Sie sich also noch einmal gewissenhaft über den Parasiten informieren. In seltenen Fällen kann es jedoch sein, dass eine Mücke in Deutschland einen befallenen Vierbeiner sticht und die Larven hier weiterverbreitet.

Infektion mit Herzwürmern

Die Larven des Herzwurms werden über Stechmücken übertragen: Die Mücken dienen als Vektoren, indem sie das Blut eines erkrankten Tieres saugen und sich dabei mit den Larven anstecken. In ihrem Körper wachsen die Larven weiter und erreichen das Stadium 3, das benötigt wird, damit sich daraus ein erwachsener Wurm entwickeln kann. Die Larven in diesem infektiösen Stadium wandern schließlich zur Mundpartie der Mücke, um beim nächsten Stich auf den neuen Wirt übertragen zu werden und sich dort zu Würmern zu entwickeln.

Die Entwicklung von Herzwürmern im Tierkörper

Der Herzwurm hat - im Vergleich zu anderen Parasiten - einen relativ langen Lebenszyklus, sein Heranwachsen dauert mehrere Monate: Die Entwicklung von der Larve (Stadium 3), mit denen die Hauptwirte infiziert werden bis zum geschlechtsreifen Wurm kann bis zu neun Monate in Anspruch nehmen.

Die über den Mückenstich in die Haut übertragenen Larven bewegen sich zunächst in den Muskelfasern des Tieres. Nach ungefähr 50 bis 70 Tagen sind sie jungadulte Würmer, bohren sich durch die Muskeln und gelangen über die Venen zu den Lungengefäßen und ins Herz. Dort wachsen sie von wenigen (2-4) Zentimetern zu ausgewachsenen Würmern (Makrofilarien, 15-30 cm) heran. Diese Würmer erreichen nach weiteren ungefähr 120 Tagen Geschlechtsreife. Mikrofilarien (also Nachkommen) gibt es nach weiteren 6 Monaten, spätestens 7-9 Monaten. Diese gehen ebenfalls den beschriebenen Zyklus durch, sodass sich immer mehr Herzwürmer im Körper des Hundes oder (seltener) der Katze breit machen.

Die Herzwurmerkrankung (Dirofilariose)

Der Herzwurm siedelt sich vor allem (wie der Name bereits vermuten lässt) im Herzen des Tieres sowie in den Blutgefäßen der Lunge an. Sie verstopfen Adern sowie die Herzkammern und Arterien. Weiterhin können die Nieren nachhaltig geschädigt werden: Als Abwehrreaktion gegen die Parasiten (vom Immunsystem als körperfremd identifiziert) bildet das Immunsystem Antikörper, um sie zu bekämpfen. Die Abfallprodukte dieser Abwehrreaktion können jedoch auch den eigenen Körper schädigen. So können sie beispielsweise Entzündungen im Nierengewebe (Glomerulonephritis) auslösen, was wiederum zu einer Niereninsuffizienz führen kann (bei Herzwürmern jedoch eher selten).

Die durch den Herzwurm ausgelöste Erkrankung nennt man Dirofilariose. Je höher die Zahl der Würmer ist, umso gravierender ist auch der Schaden. Wird der Wurmbefall zu spät oder gar nicht festgestellt, verläuft er tödlich.

Herzwürmer bei Hunden und Katzen bemerken

Leider sind die Anzeichen für einen Befall nur sehr schwach ausgeprägt und daher schwer zu erkennen. Ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei Ihrem Liebling erhöht - beispielsweise nach einem Auslandsaufenthalt - sollten Sie mit Ihrer Vermutung an eine Tierärztin oder einen Tierarzt herantreten. Sichere Ergebnisse liefern Tests erst bei herangewachseneren Würmern, also macht eine Untersuchung auch mehrere Monate nach einer befürchteten Infektion Sinn.

Symptome einer Herzwurm-Infektion und -Erkrankung

Eine Infektion mit den Parasiten ist generell zunächst asymptomatisch, Sie werden also keine Symptome an Ihrem Vierbeiner feststellen können. Zu deutlichen Veränderungen kommt es erst bei einer tatsächlichen durch die Herzwürmer ausgelösten Erkrankung. Je nachdem, wie schwer die Schäden an Herz und Lunge sind, treten unspezifische Symptome wie Gewichtsverlust, verminderte Leistung und Lethargie sowie generell ein vermindertes Allgemeinbefinden auf. Dazu können Husten, Atemnot und Ohnmacht beobachtet werden. Hier eine Übersicht üblicher Symptome nach Schweregrad der Erkrankung:

Infektion/ leichte Erkrankung

Keine Symptome, ggf. Husten

Mittelgradige Erkrankung

Verminderte Leistungsfähigkeit, Husten

Hochgradige Erkrankung

Akute Lebensgefahr! Verminderte Leistungsfähigkeit, Husten oder Atemnot und Kurzatmigkeit, Ohnmacht

Sehr weit fortgeschrittene Erkrankung (genannt Kavalsyndrom)

Akute Lebensgefahr! Schwäche, Lethargie, Blutbestandteile im Urin

 

Beim Absterben vieler Herzwürmer können außerdem Fieber, Blutgerinnsel in der Lunge und das Aushusten von Blut auftreten. Auch eine tierärztliche Behandlung ist daher nicht ohne Risiko!

Tierärztliche Untersuchungen

Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt kann weitere, weniger offensichtliche Symptome wie beispielsweise ungewöhnliche Lungen- und Herzgeräusche oder Lungenhochdruck feststellen. Bei Verdacht können Herzwürmer über Röntgenaufnahmen und eine Blutuntersuchung mit bestimmten Tests nachgewiesen werden:

  • Mit Antigentests kann ein Protein nachgewiesen werden, das hauptsächlich erwachsene weibliche Herzwürmer absondern. Darum kann er fehlerhafte Ergebnisse bringen, wenn sich vornehmlich männliche Würmer im Körper des Tieres befinden.
  • Der Knott-Test oder Filtrationstest kann genutzt werden, um (Mikro-)Filarien (also die Larven oder Würmer) nach Filterungsvorgängen mit dem Mikroskop festzustellen

 

Der Antigennachweis kann frühestens 5 Monate nach Infektion erfolgen, Mikrofilarien werden frühestens 6 Monate nach Infektion festgestellt. Eine Untersuchung von Hund oder Katze mindestens 6 Monate nach vermutetem Infektionszeitpunkt ist also sinnvoll.

 

Die Behandlung einer Herzwurmerkrankung

Ist Ihr Liebling befallen, gilt: so schnell wie möglich handeln! Würmer, die sich bereits im Körper angesiedelt haben, können medikamentös beseitigt werden. Dabei kommt es auf die Anzahl und Größe an – denn je länger sie sich im Körper verbreiten und heranwachsen konnten, umso wahrscheinlicher ist ein irreparabler Schaden. In besonders schweren Fällen können die Parasiten nur noch operabel entfernt werden, doch das Risiko für Komplikationen ist bei einer Operation am Herzen hoch. Außerdem kann das plötzliche Absterben mehrerer Herzwürmer zu Schädigungen des Tierkörpers kommen, unter anderem durch Entzündungen oder Blutgerinnsel in der Lunge.

Entwurmungsmittel (Makrozyklische Laktone)

Die Therapie erfolgt direkt nach der Diagnose. Die Würmer werden oft mit einem makrozyklischen Lakton (Medikament-Art, die üblicherweise zur Bekämpfung von Parasiten eingesetzt wird) behandelt. Das Entwurmungsmittel tötet die Larven und unreifen Würmer (Mikrofilarien) und schwächt die adulten geschlechtsreifen Herzwürmer. Eine Therapie beginnt direkt nach der Bestätigung einer Infektion durch die Blutuntersuchung und sollte über einen Zeitraum von vier Monaten andauern, mit einer Injektion alle 28-30 Tage. Diese Injektion geht jedoch tief in die Muskeln, sodass einige Hunde ebenfalls ein Beruhigungsmittel brauchen. Hinzu kommt, dass bei befürchteten Komplikationen das behandelte Tier manchmal sogar zur Überwachung stationär aufgenommen werden muss.

"Angehängtes" Bakterium: Wolbachia

Das Bakterium Wolbachia pipientis steht in einem symbiotischem Verhältnis zum Herzwurm und spielt eine entsprechend wichtige Rolle in der Bekämpfung der Herzwurmerkrankung. Wolbachia ist wichtig für die Reproduktion des Parasiten. Aufgrund dessen geht eine Abtötung des Bakteriums mit einer Sterilisation der weiblichen Herzwürmer einher. Außerdem spielt Wolbachia eine maßgebliche Rolle in den Entzündungsreaktionen des Körpers. Dementsprechend wird inzwischen üblicherweise an infizierten Tieren außerdem eine Therapie mit einem Antibiotikum durchgeführt, welches das Bakterium abtötet.

Nach der Therapie

Ungefähr vier Wochen nach der Therapie sollte mittels Blutuntersuchung kontrolliert werden, ob noch Larven oder jungadulte Tiere vorhanden sind. Der Test auf ausgewachsene Würmer sollte nicht durchgeführt werden, da hier die Ergebnisse noch Wochen nach erfolgreicher Behandlung positiv sein können. Ist die Therapie erfolgreich abgeschlossen, bleiben mögliche Folgeerscheinungen. Werden in der Abschlussuntersuchung keine bleibenden Schäden festgestellt, können Sie und Ihr Liebling beruhigt in Ihre übliche Routine übergehen und ggf. eine Kontrolluntersuchung auf den Herzwurm nach einem Jahr einplanen. Bleiben jedoch Schäden aufgrund der Herzwurmerkrankung bestehen (bspw. Veränderungen der Lungengefäße oder des Herzens) müssen Sie sich auf regelmäßige Besuche in der Tierarztpraxis einstellen. In welchem Abstand diese erfolgen und welches Ausmaß sie haben, hängt davon ab, wie stark die Folgeschäden sind.

Einem Befall mit Herzwürmern vorbeugen

Herzwürmer: auch Katzen vor Mückenstichen schützen

Vorsorge ist besser als Nachsorge, weshalb Sie sich gut überlegen sollten, ob Sie mit Ihrem Vierbeiner in ein Risikogebiet reisen. Könnte er nicht vielleicht lieber bei Verwandtschaft oder anderen Vertrauten einen "Oma-Urlaub" machen? Muss der Hund (oder ggf. die Katze) als treuer Reisebegleiter (oder Reisebegleiterin) jedoch mit, sollten Sie Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt vor dem Urlaub in einem Risikogebiet nach einer geeigneten Prophylaxe fragen. Aber: nicht jeder Vierbeiner verträgt jedes Mittel und Herzwürmer sind nicht die einzigen Urlaubsgefahren.

 

Sie haben erfahren, dass sich in der Nachbarschaft oder im Hunde-Freundeskreis ein Vierbeiner mit Herzwürmern angesteckt hat? Lassen Sie Ihren Vierbeiner vorsichtshalber einmal durchchecken und sprechen Sie mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt ggf. sinnvolle Präventionsmaßnahmen ab.

 

Die in Deutschland üblichen Entwurmungsmittel und Parasitenprophylaxen schützen übrigens nicht mit 100-prozentiger Sicherheit vor Herzwürmern (wobei sie das Risiko dennoch reduzieren können). Eine gezielte tierärztliche Absprache ist darum umso wichtiger. So gibt es Präparate, die vor dem Befall verabreicht werden können und die Larven direkt nach der Infektion töten. Auch direkt nach dem Urlaub besteht noch die Möglichkeit, mit Medikamenten den Parasiten im Larvenstadium abzutöten.

 

Damit es gar nicht erst zu einer Infektion kommt, sollten Sie außerdem versuchen, die Anzahl an Mückenstichen gering zu halten. Zur Dämmerung, wenn besonders viele Insekten draußen sind, können Sie Ihren Liebling zum Beispiel in einem geschützten Raum behalten oder mit tierfreundlichem Mückenmittel aus der Tierarztpraxis, das Sie Ihrer Haustierapotheke zufügen, schützen.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

Foto: © Titel: Pee Paew/Adobe Stock | Text: Tanya Breeze/Adobe Stock, Iuliia Alekseeva/Adobe Stock

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