Die Zähne unserer Vierbeiner machen viel mit – vom Knabbern an Leckerlis über Herumbeißen auf speziellem Kauspielzeug bis hin zu Knochen und manchmal sogar ungesundem Gegenständen wie Tennisbällen. Kein Wunder also, dass nicht unbedingt jeder Zahn ein Leben lang hält. In diesem Artikel erfahren Sie, was es für Gründe für eine Zahnextraktion beim Hund gibt und worauf Sie und Ihr Liebling sich einstellen können.


Inhaltsverzeichnis:


Gründe für eine Zahnextraktion beim Hund

In der Tierzahnmedizin ist eine Zahnextraktion beim Hund keine Seltenheit. Häufig sind die Schäden durch Zahnstein und Co. schon zu weit fortgeschritten, um die Zähne noch zu retten. Im Gegensatz zu uns Menschen ist Karies dabei ein eher seltenes Problem; stattdessen werden Lädierungen des Zahnhalteapparats durch eine unbehandelte Gingivitis und der darauf folgenden Parodontitis recht häufig beobachtet. Parodontale Schäden sind irreversibel und sorgen schnell dafür, dass ein Zahn oder mehrere Zähne nicht mehr erhalten werden können. Doch auch andere Zahnprobleme bei Hunden können ein Zahnziehen erfordern, beispielweise eine Zahnfraktur oder persistierende Milchzähne. Bei ersterem wurde der Zahn durch äußere Einwirkungen zerstört, möglicherweise durch das Beißen auf einen Stein oder ähnliches. Persistierende Milchzähne sind Erstzähne, die beim Zahnwechsel beim Hund nicht von selbst ausfallen und dadurch den Weg für die bleibenden Zähne versperren. Generell kann eine Zahnextraktion nötig werden, wenn der Kiefer nicht genug Platz für die Zähne bietet oder sie schief wachsen – besonders kleine Rassen mit einem kurzen Kiefer sind gefährdet.

Wie verläuft eine Zahnextraktion beim Hund?

Das Bild, wie der Tierarzt oder die Tierärztin mit einer Zange ins Hundemaul greift und den geschädigten oder störenden Zahn einfach zieht, ist vollkommen falsch. Eine Zahnextraktion beim Hund bedeutet einen aufwändigen Eingriff, der unter Narkose durchgeführt wird. Zuvor muss meistens ein Röntgenbild angefertigt werden, um die Zahnwurzel und den umliegenden Knochen beurteilen zu können. Dann gibt es zwei Möglichkeiten der Zahnextraktion: Die geschlossene Zahnextraktion und die Flap- (oder Aufklapp-)Technik.
Bei der geschlossenen Zahnextraktion wird die umliegende Schleimhaut nicht beschädigt. Lediglich das Zahnfleisch wird gelöst, um dann mit speziellem Werkzeug (Extraktionshebel bzw. Luxatoren genannt) entlang des Zahnes zu arbeiten und ihn zu lockern. Schließlich wird er vorsichtig mit einer Extraktionszange gezogen. Das Problem bei diesem Verfahren ist ein recht hohes Risiko, den Zahn nicht komplett zu entfernen, da die Wurzel vergleichsweise leicht abbrechen kann. Häufig wird sie dann im Hundemaul gelassen, mit der Hoffnung, dass sie keine weiteren Probleme verursachen wird – es besteht jedoch die Chance, dass sich der Wurzelrest entzündet, dem Hund Schmerzen bereitet und er letztendlich doch operativ entfernt werden muss.
Die Zahnextraktion beim Hund mittels der Flap-Technik minimiert dieses Risiko. Hierbei präpariert der Tierarzt oder die Tierärztin einen Schleimhautlappen (Flap), um an die Wurzel zu gelangen. Es entsteht sozusagen ein Fenster im Zahnfleisch, das aufgeklappt werden kann. Der Knochen über den zu entfernenden Wurzeln kann dann weggefräst werden, sodass sich der Zahn recht unkompliziert in seine Wurzelanteile zerkleinern und entfernen lässt. Schließlich wird der Zahnfleischlappen (Flap) wieder zugeklappt und vernäht und die Wunde damit verschlossen. Die Gefahr, dass Zahnwurzelreste verbleiben, besteht hier nicht. Daher wird gerade für die tiefsitzenden Fang- und Reiß-Zähne des Hundes die Flap-Technik bevorzugt. 

Komplikationen beim Hund nach Zahnextraktion

Bei einer Zahnextraktion beim Hund kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen. Wie bereits angedeutet, sollte die Wurzel vollständig entfernt werden. Ist das nicht der Fall, können die Wurzelreste zur Bildung von Abszessen und Fisteln führen. Daneben kann es bei älteren, kleineren Hunden durch paradontale Schäden der Kiefer so geschwächt werden, dass er bricht. Auch, wenn sehr viele Zähne gezogen werden müssen, besteht diese Gefahr. Das Risiko einer Kieferfraktur wird normalerweise im Vorfeld erkannt und die Behandlung entsprechend vorsichtig durchgeführt. Bei Hunden mit einer schmalen Nase ist besonders beim Entfernen des Eckzahnes im Oberkiefer Vorsicht geboten, um oronasale Fisteln – also einen Durchbruch vom Maul zur Nase – zu vermeiden. Nachblutungen oder Infektionen sind bei einer korrekten Durchführung der Zahnextraktion beim Hund sehr unwahrscheinlich und Nahrung kann in der Regel bereits nach wenigen Tagen wieder normal aufgenommen werden. In der Regel können Sie bereits kurz nach dem Eingriff anfangen, Ihrem Liebling kleine Portionen weichen Futters anzubieten, besprechen Sie es jedoch zuvor mit Ihrem Tierarzt oder Ihrer Tierärztin.

Kosten einer Zahnextraktion beim Hund

Die genauen Kosten der Untersuchungen und Behandlungen im Mundraum des Hundes hängen vom Zustand der Zähne insgesamt ab, welche Besonderheiten die Prozedur möglicherweise aufwändiger machen und wie umfassend sich die Nachsorge gestaltet. Sie müssen allerdings bei einer Zahnextraktion beim Hund mit Kosten von mehreren Hundert Euro rechnen. Eine gewissenhafte Zahnpflege und regelmäßiges Zähneputzen zur Prophylaxe machen sich also bezahlt, sowohl für Ihren Geldbeutel als auch für das Befinden Ihres Lieblings!

Wie das Zähneputzen beim Hund gelingt, erfahren Sie in unserer Infografik zum Thema.

Zähneputzen beim Hund

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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