Alleine bleiben

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Patyo schrieb am 23.10.2016
Hallo, ich heiße Patrizia Profetto bin 28 Jahre jung und habe einen fast 2 Jahre alten Jagdterrier Pinscher Mix. Mein Hund kann und will nicht alleine zu Hause bleiben. Daher ist er während ich auf der Arbeit bin in einer Tagesbetreuung. Dort klappt es sehr gut, er ist sehr sozial mit anderen Hunden tobt und spielt gerne mit dem Ball. Die Betreuerin lässt die Hunde sind meistens 3-5 Hunde bei ihr, auch für einen kurzen Zeitraum auch alleine. Und irgendwie passt sich meiner dem Rudel an und er ist still. Ich dachte damit wäre das Problem gelöst, das es mit mehreren Hunden besser klappt als das er komplett alleine ist. Im Sommer hatte ich den Hund meiner Eltern bei mir und die beiden ließ ich 2 Stunden alleine, kein Kratzen an der Tür, noch Winseln. ..NICHTS! Perfekt dachte ich mir, dann habe ich lange überlegt mir einen ZweitHund zu holen um dieses Problem ein Ende zu machen. Ist seit dem gestrigen Vorfall bei einer anderen Freundin nicht in Kraft getreten. Gestern waren er bei einer Hündin, die beiden Hunde kennen sich schon länger aber sind sich bis gestern immer nur draussen auf der Wiese begegnet. Nun war es aber so aß iCh meinen Hund bei der Hündin gelassen habe und gehofft hatte, das es klappt und aufgrund der Erfahrungen dachte ich es geht gut. Meine Freundin und ich waren fast 3 1/2 Stunden weg. Da schrieb ihr eine Nachbarin das da wohl den ganzen Nachmittag ein Hund bellt... und es war meiner!! Wir sind wieder zurück gefahren und wollte dies Sache auflösen. Ich wollte nicht das sie Ärger mit den anderen Nachbarn oder gar mit dem Vermieter bekommt. So in der Wohnung angekommen kamen beide Hunde aus unterschiedlichen räumen zu uns und freuten sich sehr. Mein Hund rührt nichts an, wenn er alleine ist er stellt sich an der tübrig und wartet und wartet und wird irgendwann unruhig. Da er aber gestern nicht alleine war, dachte ich Warum verhält er sich so. Es liegt wohl nicht daran das es ihm wohler mit Einem anderen Hund sei, nein es muß was anderes sein. Ich denke dass das Problem auch damit zusammen hängt, das er auch während der Autofahrt meist immer unruhig ist und er einfach von sich aus, nicht runter kommen kann. Ich habe alles ausprobiert, mit Leckerlis, Futter weg zu lassen, stattdessen einen Knochen fürs alleine bleiben, Kong mit Leberwurst, woher langes und abwechslungsreicher spaziergang. Leider hat alles nicht viel geholfen. Gut wir sind schon so weit das wenn ich die Wohnung verlassen, er noch ruhig ist und nicht sofort bellt und selbst wenn er bellt ist das erst nach ca30 min und dann auch nicht durchgängig. So Wenn ich dann vor meiner Eingangstür stehe und den Hausschlüssel in der Hand habe geht er sofort auf seinem Platz. Sodass ich in die Wohnung eintreten und er auf seinem Platz bleibt. Ich nehme ihn nicht wahr erst wenn er ganz ruhig ist, meist will er dann direkt zu mir kommen, aber das lasse ich nicht zu. So er bleibt auf seinem Platz und wenn alles ruhig ist bekommt er ein Leckerli.
So da war er aber vielleicht Grad 30-45 min alleine.
So geht es nicht weiter, ich brauche Hilfe.
LG
profetto
1 Antwort
Hallo Frau Profetto, Ihr Hund hat leider nie richtig gelernt allein zu bleiben. Ein Zweithund bringt nur Erfolg, wenn dieser das Alleinbleiben aushalten kann und Ihr Hund bei ihm Sicherheit findet. Zu dem Fall bei Ihrer Freundin, wie Sie schon sagen, er war noch nie allein mit ihm in der Wohnung. Er kannte zwar den Hund - aber die Wohnung und die damit verbundenen Geräusche etc. sind ihm unbekannt. Außerdem weiß man auch nicht, ob die Hunde sich wirklich gut verstehen und der Hund ihm Sicherheit gibt, dass Ihr Hund das von Ihnen getrennt zu sein aushält. Wahrscheinlich spielt auch die Autofahrt dorthin eine wichtige Rolle, die Aufregung und dann ist die Bezugsperson auch noch weg. Sie sollten zuerst in Ihrer Wohnung nochmals das Alleinbleiben üben, wie mit einem Welpen und wenn das nicht klappt, sich Hilfe durch eine Fachfrau/-mann besorgen, der die Situation bei Ihnen zu Hause einschätzt und Ihnen helfen kann. In der Hundetagesstätte sieht die Situation für Ihren Hund auch anders aus, er kennt die Hunde und den Ort und die anderen Hunde sind ihm sehr vertraut. Ein Zweithund ist nur dann empfehlenswert, wenn alles stimmt. Nachstehend erst einmal die Anleitung zum Training: Der Text ist auch in "Welpenform" geschrieben:

Anfangs sollte der Welpe die Möglichkeit haben, sich im Haus jederzeit hinter den Besitzern her zu bewegen. Erst, wenn er sich freiwillig zum Schlafen oder Spielen in einen anderen Raum zurückzieht bzw. freiwillig in einem Raum bleibt, wenn der Besitzer hinausgeht, kann man anfangen, gezielt Trennungszeiten aufzubauen.

Ihr Welpe einen oder mehrere Sicherheitsplätze bekommen. Als Sicherheitsplatz eignet sich eine Decke, ein bestimmtes Kissen oder auch die Hundebox. Wichtig ist, dass der Hund mit diesem Platz möglichst viele positive und entspannte Verknüpfungen macht. Dies kann über Futter, Spiel oder Schmuseeinheiten aufgebaut werden. Der Sicherheitsplatz ist kein Platz, an den der Hund geschickt wird, um ihn zu bestrafen. Es ist ein Ort, an den er sich zurückzieht um seinen Kauknochen zu fressen. Wenn der Hund sich auf seinen Sicherheitsplatz zurückgezogen hat, muss er dort vor Kindern und Besuchern sicher sein. Auch die Besitzer sollten ihn dort nur „belästigen“, wenn sie sicher sind, dass ihre Annäherung erwünscht ist.

Trainingsaufbau :

Als erstes muss Ihr Hund nun lernen, dass er Ihnen im Haus nicht mehr auf Schritt und Tritt folgen darf. Er soll alleine in einem anderen Raum bleiben, zunächst einmal nur ein paar Sekunden, später dann immer länger! ***

In einem zweiten Schritt müssen Sie dann Schlüsselreize abbauen. Hunde sind sehr genaue Beobachter, sie wissen schon, dass Sie nun wieder die Ausgehschuhe anziehen, den Schlüsselbund aufnehmen und dann wieder das gefürchtete Alleinebleiben kommt. Verändern Sie Ihre Gewohnheiten, gehen Sie einfach einmal ohne Mantel hinaus. Ziehen Sie die Ausgehschuhe an, nehmen Sie den Schlüssel in die Hand und setzen Sie sich dann auf das Sofa, um einen Kaffee zu trinken. Je weniger Ihr Hund die Dinge vorhersehen kann, desto weniger fängt er vorher schon an, in Panik zu verfallen.

Im nächsten Schritt verlassen Sie nun das Haus, auch hier fangen Sie wieder erst mit wenigen Sekunden an. Gehen Sie so oft wie möglich in diesen kurzen Einheiten hinaus. Für einen besseren Überblick können Sie hierfür auch ein Trainingstagebuch einführen. Jetzt heißt es durchhalten, steigern Sie Schritt für Schritt die Zeit, die Ihr Hund alleine bleiben kann. Wenn Sie es geschafft haben und Ihr Hund 20 bis 30 Minuten alleine zu Hause schafft, können Sie die Schritte immer größer machen.

****
- bis zu 3 min., wenn der Besitzer den Raum bei geöffneter Tür
- bis zu 3 min., wenn der Besitzer den Raum abwechselnd verläßt und wiederkommt und dabei
jeweils die Tür schließt;

- bis zu 5 min., bei geschlossener Tür, während der Besitzer aber in der Wohnung bleibt;
- bis zu 5 min., bei geöffneter Tür, während er Besitzer die Wohnung aber verläßt
- bis zu 10 min.,……. – bis zu 15 min. usw.
ERST einen Schritt weitergehen, wenn Ihr Hund, den jetzigen Schritt gut verkraftet, ansonsten wieder einen Schritt zurück.

Wichtig:
Nicht Zurückkommen, wenn der Hund noch winselt oder bellt – warten bis er sich beruhigt hat,
erst dann die Wohnung/Zimmer betreten. Es geht nicht von heute auf morgen, es dauert bis der Hund dann wirklich 30 min. allein bleiben kann.

Viel Erfolg und viel Geduld wünscht

Kerstin Gebhardt aus Düsseldorf
Hundepsychologin/-Trainerin
www.kerstin-gebhardt.de
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