Boxer, 9 Monate, beißt an der Wand etc.. beim Alleine bleiben

Allgemeines
Bianka K. schrieb am 14.02.2017
Hallo, ich habe einen 9 Monate alten Boxer Junghund! Da mein Mann und ich berufstätig sind, haben wir schon seit Welpenalter das alleine bleiben mit ihm trainiert! Er ist von ca 7 bis 11 Uhr und von 12-15 Uhr normalererweise alleine! Zwischen 11-12 kommt eine Hundesitterin, die mit ihm spazieren geht! Das hat alles bis zum 6. Lebensmonate unseres Hundes sehr gut funktioniert! Seit ca 3 Monaten haben wir das Problem dass er an den Wänden nagt und schabt, auch unser Bett hat er schon angeknabbert. Wir können ihn nicht korrigieren, da er so ein Verhalten nicht zeigt wenn wir zu Hause sind!
Ich gehe mit ihm am Morgen ca eine halbe Stunde spazieren, dann spiele ich noch mit ihm ca 10-15 Minuten zB. Spielsachen suchen! Bevor ich morgens aus dem Haus gehe bekommt er z.b einen Ochsenziemer und ich befühl ihm auch 1-3 Futterbälle und ähnliches. Gegen 11 kommt dann unsere Hundesitterin und ca um 15 Uhr geht dann mein Mann mit ihm für ca 1 h spazieren, meistens mit der Schleppleine, damit er auch mal frei laufen und sich auspowern kann! Am Abend gehen wir dann nochmals eine kleine Runde, von ca 15 Minuten! Wir besuchen mit ihm auch die Hundeschule, ca 2x pro Woche macht mein Mann mit ihm dort Unterordnung, zu Hause wird Unterordnung fast täglich für ein paar Minuten trainiert! Ca 14 tägig nehmen wir mit ihm auch am Sportschutz teil.
Ich habe meine Arbeitszeit nun auch verkürzt und komme täglich bis auf einmal/ Woche gegen 12.30 Uhr nach Hause! Uns wurde auch schon eine Hundebox empfohlen, aber ich gebe zu dass ich diesbezüglich Bedenken habe! Wir haben uns eine Kamera gekauft, die meiste Zeit über schläft er auch! Dazwischen wird er dann mal wach und "räumt" für ca eine halbe Stunde die Wohnung auf! Ich hatte nicht den Eindruck dass er Angst hat oder ähnliches!
Manchmal ist er 4 Stunden durchgängig alleine und er hat nichts gemacht, manchmal ist er nur 1 Stunde allein zu Hause und wenn ich nach Hause komme hat er wieder an der Wand gekratzt und gebissen! Also nur mit der Dauer hat es wohl nichts zu tun....
Wir sind schon ziemlich verzweifelt und wissen nicht mehr was wir machen sollen!
1 Antwort
Marina Krieg | Hundetrainer/in
schrieb am 15.02.2017
Hallo,

auch wenn Sie das allein bleiben bereits geübt haben- wenn Ihr Hund nur Dinge ankaut, wenn er allein ist, ist das ein Zeichen von Trennungsangst.
Da kann auch noch so große Auslastung nicht helfen.
Eine Hundebox ist eine gute Idee, muss aber auch positiv auftrainiert werden und darin soll der Hund nicht einfach eingesperrt werden, sondern es als seinen Sicherheitsort verstehen, den er aufsuchen und sich entspannen kann (bei geöffneter Tür).
Natürlich können Sie managementmäßig Ihren Hund erstmal nur in den Räumen allein lassen, in denen er nichts bzw. am wenigsten kaputt machen kann (z.B. Badezimmer), dennoch ist ein Training sinnvoll.

Hunde sind sozial lebende Tiere, bei denen Alleinsein nicht zum Normalverhalten gehört. Dies sollte demnach gut gelernt werden und bedarf Training.
Während der Trainingsphasen sollte sichergestellt werden, dass der Hund nicht allein bleiben muss (Betreuung durch Familie, Freunde, Hundesitter etc.), damit das bisherige Training nicht umsonst ist oder sich die Angst verstärkt.
Zunächst entfernt man sich nur kurz (ein paar Sekunden) aus dem Zimmer und kommt kommentarlos wieder zurück. Wenn der Hund dabei entspannt liegen geblieben ist, kann die Zeit schrittweise verlängert bzw. auch mal die Tür kurz geschlossen werden.
Sollte der Hund dennoch einmal winseln etc., wartet man kurz, bis er ruhig ist und kommt erst dann wieder rein. Dieser Schritt war für den Hund doch wieder etwas zu groß und beim nächsten Mal geht man wieder einen Schritt zurück. Dies ist bei Ihnen zunächst der erste Schritt, denn so wie Sie schreiben, beobachtet Ihr Hund Sie sehr stark.
Keine Verabschiedungs- und Begrüßungsrituale durchführen, denn:
Beim Verabschieden kann sich die Stimmung des Menschen auf den Hund übertragen.
Bei einer überschwänglichen Begrüßung oder sogar Belohnung würde der Hund nur noch sehnsüchtiger auf die Rückkehr des Menschen warten und nicht entspannt schlafen.
das Gehen und Kommen soll für den Hund ganz normal werden.
Ankündiger für den Aufbruch müssen abgebaut werden. Das heißt, es soll unberechenbar für den Hund werden, wann man wirklich das Haus verlässt. Also zieht man sich die Schuhe und die Jacke an, zieht sie wieder aus und setzt sich zurück aufs Sofa. Ist der Hund dabei entspannt, nimmt man beim nächsten Mal noch den Schlüssel dazu in die Hand. Dies macht man mehrfach am Tag und geht dabei sehr kleinschrittig vor- immer nur so weit wie der Hund noch entspannt bleiben kann.
Beim nächsten Schritt kommt dann das Öffnen der Wohnungs-/Haustür dazu, diese wird gleich wieder geschlossen und man geht zurück.
Diese Trainingseinheiten sollten Sie mehrmals am Tag wiederholen und immer erst den nächsten Schritt angehen, wenn der Hund keinen Stress mehr hat.
Der Aufbau eines sogenannten Sicherheitssignals, wie z.B. einer Hundebox als Rückzugsort, ist sinnvoll. Eine Box (sofern sie positiv verknüpft und entsprechend trainiert wurde) ist für den Hund ein überschaubarer und geschützter Ort.
Während einer oben genannten Trainingssituation ist es auch möglich, dem Hund ein bestimmtes Signal (am besten ein optisches wie z.B. ein auf dem Boden ausgelegtes Handtuch oder eine Vase) zu geben, das für die Zukunft bedeutet: Wenn mein Mensch jetzt weg geht, kommt er wieder, bevor ich Stress habe.

Geruchströster wie z.B. ein vom Menschen getragenes Shirt oder ein Pheromonhalsband oder -spray (D.A.P.) können zur Unterstützung mit im Training benutzt werden und mit der Entspannung des Hundes verknüpft werden.
Auch ein gefüllter Kong® kann ein weiteres Hilfsmittel sein, da das Lutschen beruhigend wirkt. Doch auch dies sollte vor dem Training erst in der Anwesenheit des Menschen getestet werden.
Um dem Hund die eigene Abwesenheit noch etwas "schmackhafter" zu machen, kann man ihm den Kong kurz vorm Verlassen der Wohnung überlassen und bei der Rückkehr gleich wieder wegnehmen. Dies funktioniert jedoch nur, wenn der Hund beim Verlassen der Wohnung bereits weitestgehend stressfrei ist, sonst ist die Angst zu groß, um fressen zu können.

Wie lang ein solches Training dauert, ist nicht absehbar. Faktoren dafür sind die Zeit und Konsequenz der Halter für das Training, die Lernerfahrungen und der Grad der Angst des Hundes.
Ein Training bei Trennungsanst ist eine langfristige Herausforderung, kurzfristig hilft da nur ein Hundesitter.

Im Zweifel fragen Sie einen Experten, unter http://www.hundeschulen.de/menschen-mit-hund/hundeschule-finden/hundeschulen-verzeichnis.html oder https://trainieren-statt-dominieren.de/trainer-umkreissuche finden Sie qualifizierte Hundetrainer und/oder Verhaltensberater, die mit Ihnen ein gezieltes Training durchführen können und Ihnen auch bezüglich der Leinenführigkeit Tipps geben können, denn auch dort gibt es 1001. Möglichkeit, je nach Hund.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen.

Viele Grüße
Marina von den Ostseepfoten
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