Guten Abend Karin,
ja, das kann man hin bekommen. Allerdings geht das nicht von heute auf morgen und es ist absolute Konsequenz nötig. Ab Trainingsbeginn darf der Hund keinen Erfolg mehr haben. Sie dürfen bitte nicht vergessen, dass das Jagen für den Hund selbst belohnend ist. Es werden Unmengen von Glückshormonen ausgeschüttet. Der Hund möchte mehr davon. Die Jagd wird immer öfter gestartet und die Dauer erhöht. Es wird zur Sucht.
Das Problem mit Joggern und Fahrradfahrern ist das definitiv kleinere Problem. In diesem Fall kann man kontrolliert mit Hilfspersonen arbeiten. Den Jagdtrieb auf Wildtiere zu kontrollieren ist deutlich schwerer, benötigt noch mehr Konsequenz und viel Zeit.
Um als erstes einmal die Jagd auf Menschen abzutrainieren suchen Sie sich bitte mehrere verschiedene Hilfspersonen, die für Sie joggen und Fahrradfahren. Der Hund ist an einer max. 2m langen Leine. Am Anfang sollte der Abstand zwischen dem Hund und den Personen so groß sein, dass ihr Hund noch keine Reaktion zeigt. Nach und nach wird der Abstand verringert. Immer nur soweit, dass ihr Hund es ertragen kann ohne vorpreschen zu wollen. Achten sie immer darauf, dass Sie zwischen ihrem Hund und den Personen sind. Will er an Ihnen vorbei, schicken sie ihn wieder nach hinten. So sollte ihr Hund nach und nach verstehen, dass es absolut unerwünscht ist Jogger zu jagen. Klappt das alles mit kleinem Abstand zum Jogger und der kurzen Leine, wechseln sie diese gegen eine Schleppleine 5 bis max. 10 Meter. Auch hier wird wieder mit großem Abstand begonnen und das vorherige Training wiederholt sich bis der Hund auch hier gelernt hat, hinter Ihnen zu bleiben und nicht nach vorne zu schießen. Bis hierhin haben Sie und ihr Hund sich nicht bewegt. Sie stehen an einer Stelle und lassen die Personen an sich vorbei joggen und fahren. Der nächste Schritt wäre dann, dass Sie mit ihrem Hund auch in Bewegung sind und die Personen mal von vorne und mal von hinten an Ihnen vorbei kommen. Auch hier wird erst mit kurzer Leine, danach mit langer Leine trainiert. Erst mit großem Abstand, der sich nach und nach verringert. Das Training sollte mit verschiedenen Personen, zu verschiedenen Tageszeiten und an unterschiedlichen Orten statt finden, damit ihr Hund lernt, dass die Regel "KEINE JOGGER JAGEN" immer und überall gilt.
Je nach Jagdtrieb ihres Hundes wird das Training mehrere Wochen, wenn nicht Monate dauern. Parallel zu dem "Jogger-Anti-Jagd-Training" sollten Sie auch den Rückruf trainieren. Dazu brauchen Sie auf jeden Fall eine Schleppleine (10 Meter). Das Training beginnt in einer ablenkungsarmen Umgebung (Feldweg, ruhige verkehrsarme Seitenstraße). Sie halten die Leine am Ende, der Hund darf sich im Umkreis der Leinenlänge frei bewegen. Hier ist gutes Timing wichtig. Kurz bevor die komplette Leinenlänge ausgeschöpft ist, rufen sie ihren Hund. Zeitgleich geben sie einen LEICHTEN Impuls über die Leine. Reagiert der Hund (auch ein Stehen bleiben oder Kopf umdrehen ist eine positive Reaktion) loben sie ihn. Auf Entfernung mit netter freudiger Stimme, in der Nähe auch gerne mit Leckerchen. Funktioniert dies ohne Ablenkung, brauchen Sie wieder Hilfspersonen, die eine Ablenkung für den Hund simulieren. Nach und nach sollten auch andere Hunde als Ablenkung dienen. Am Anfang welche, die sich nicht für Sie und ihren Hund interessieren, danach welche, die nicht so passiv sind. Bis jetzt haben Sie in ablenkungsfreier Umgebung trainiert. Nun wird das ganze Training in den Hundepark und den Wald verlegt. Alles wiederholt sich, wie in der ablenkungsfreien Umgebung. Auch hierbei soll ihr Hund lernen, dass der Rückruf IMMER gilt.
Jedes Training darf zu Anfang max. 10 bis 15 Minuten täglich dauern. Dies kann im Laufe der Zeit gesteigert werden. Trainieren Sie nur, wenn Sie den Kopf frei haben und nicht unter Zeitdruck sind. Lieber mal ausfallen lassen, wenn die Stimmung nicht richtig ist. Sie sind während des Trainings die Ruhe selbst, bleiben aber immer konsequent.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
Herzliche Grüße aus Krefeld
Angela Schrepper-Müller
www.hundetraining-clf.de