Upps, das sind doch einige Baustellen. Aber ich denke, sie schaffen das. Zuerst ist es schon der richtige Ansatz, ihrer Hündin zu zeigen, dass sie ihnen nicht ständig folgen muß und Sie in der Wohnung nicht verloren gehen. Auch die Idee, sich erst in Ruhe anzuziehen, während die Hündin in einem anderen Zimmer wartet, ist sehr gut. Sie können sich z.B. auch die Draussenjacke anziehen, sich einfach in den Sessel sitzen und die Jacke nach einiger Zeit wieder ausziehen, ohne Gassi zu gehen. Die Hündin wird in gewohnter Art darauf reagieren, ignorieren sie es. Auch wenn es schwer fällt. Warten Sie, bis sie ruhig ist und sich z.B. irgendwo hingelegt hat und ziehen sich erst dann wieder aus. Das können Sie etliche Male hintereinander machen. Sie können dann zum Gassigehen auch mal eine andere Jacke anziehen. Oder Sie gehen in der Jacke kurz hinaus zum Briefkasten etc, ohne Hund. Da haben Sie viele Variationsmöglichkeiten. So verliert die Jacke ihren Wert als Signal für: Es geht gleich los!
Das Fiepen ignorieren Sie, bitte auch kein "nein" o.ä. - schon damit bekommt die Hündin Aufmerksamkeit von Ihnen. Und das ist es ja. was sie möchte. Ihre Ruhe überträgt sich auch auf den Hund. Wenn sie dann beim TA leise ist, können Sie sie belohnen.
Ihren Schilderungen nach ist die Hündin in einer sehr reizarmen Umgebung aufgewachsen und dadurch sehr unsicher. Sie haben ihr schon viel gezeigt. Nicht alle Hunde mögen andere Hunde oder betrachten sie als potentielle Spielgefährten. Das ist völlig okay. Ihre Hündin darf auch nein sagen. Manch anderer Hund ist auch sehr distanzlos, was nicht jeder Hund mag. Ich kann jetzt aus ihrem Text allerdings nicht herauslesen, ob Hundebegegnungen immer noch ein Problem sind.
Zum Anschauen während des Spaziergangs. Korrektes Fußlaufen mit ständigem Blickkontakt zu Ihnen ist Schwerstarbeit für den Hund. Eigentlich sollte ein Spaziergang doch zum Schnüffeln und "Zeitunglesen" dienen. Warum sollte die Hündin das tun? Es wäre sinnvoll es zeitlich eng begrenzt abzuverlangen z.B. an Strassenkreuzungen, bei Passantenbegegnungen o.ä. .
Dafür müssen Sie ein Aufmerksamkeitssignal auftrainieren . Beispielsweise "Schau" . Sie belohnen anfangs jeden Blickkontakt, später dehnen sie die Zeit des Blickhaltens aus, bis sie belohnen.
Das "Nachrutschen" können Sie z.B. so trainieren, dass Sie aus dem korrekten Sitz, einen Schritt zur Seite gehen und die Hündin wieder an ihre Seite locken. Sie wird rasch lernen, dass sich das Nachrutschen lohnt und es bald von selbst anbieten.
Oh das ist ein langer Text geworden. Ich hoffe sie können das ein oder andere davon im Alltag umsetzen.
MfG S. Kutschick