Hund kontrolliert meinen Bewegungsspielraum

Allgemeines
David L. schrieb am 14.09.2023
Hallo,
ich habe einen Hund aus dem Tierschutz, er ist 1,5 Jahre alt und seit kurzem bei mir. Seit er bei mir ist, folgt er mir auf Schritt und Tritt. Er steht mir auf den Füßen, positioniert sich zwischen mir und der jeweiligen Zimmertür und sobald ich mich beispielsweise auf die Couch setze oder ins Bett lege, springt er mir auf den Schoß.

Auf wegschicken reagiert er nicht. Seine Decke als Erholungsort zu etablieren ist extrem schwierig, da er sich nie entspannt sobald ich einen Meter weit weg bin. Springt er aufs Sofa, schicke ich ihn auf seine Decke zurück. Dorthin begibt er sich dann auch, allerdings nur, bis ich mich auf dem Sofa wieder zurückgelehnt habe. Sobald ich keine Körperspannung mehr ausstrahle, kommt er zurück und das Spiel beginnt von vorne. Nach 10-20 Wiederholungen wird er frustriert, dann erreiche ich ihn nicht mehr. Alle weiteren Versuche, auf ihn einzuwirken, werden dann mit zunehmender Aggression quittiert, sodass ich irgendwann die Situation auflöse (beispielweise durch eine Runde Gassi).

Räumliche Distanz zwischen uns zu schaffen durch Anleinen, Türen schließen oder Einsperren in der Box führt zu Jaulen, Bellen und Panik. Da er dieses Verhalten von Sekunde 1 an zeigt, ist es unmöglich, ihn dann zu belohnen, wenn er still geworden ist, um ihm zu zeigen, dass das das gewünschte Verhalten ist. Als Rat erhalte ich dann, ich solle konsequent bleiben. Aber nachdem ich den Hund 20 Minuten lang in der Box habe panisch jaulen lassen, habe ich abgebrochen. Muss ich da wirklich NOCH LÄNGER warten und konsequent bleiben? Oder ist das nicht eine Zeitspanne, aus der ersichtlich wird, dass er sich nicht mehr beruhigt, sondern nur umso mehr in seine Panik steigert? Leine ich ihn irgendwo in der Wohnung an, ist es ähnlich. Hier habe ich sogar manchmal das Gefühl, er könnte sich verletzen, so sehr wirft er sich mit voller Wucht und Anlauf in die Leine.

Wenn also der Hund auf viel zu viel Nähe besteht, ich ihn nicht einfach wegschicken, aber auch nicht räumlich von mir trennen kann, wie kann ich das lösen?

Vielen Dank!
David
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 15.09.2023
Hallo David,
Sie schreiben, alle weiteren Versuche, auf ihn einzuwirken, werden mit zunehmender Aggression quittiert und Sie lösen es auf, indem Sie Gassi gehen. DAS ist das Problem: Die VERSUCHE und das EINWIRKEN. Er versteht nicht, was Sie von ihm wollen. Möglicherweise reden bzw. schimpfen Sie dabei noch was das Ganze für den Hund zusätzlich erschwert.
Versuchen Sie es mal, indem Sie immer mal wieder tagsüber rausgehen, Türe schließen, sofort wieder reinkommen, den Raum durchqueren, wieder raus, Türe zu, wieder rein u.s.w., ca. 10 Minuten lang mehrmals am Tag. Bitte den Hund dabei nicht beachten, einfach rausgehen und rein kommen! Der Hund soll dieses "Spiel" mit der Zeit zum Gähnen langweilig finden, erst dann kann er entspannen. Wenn Sie merken, dass er entspannter ist, steigern Sie die Zeit draußen in ganz kleinen Schritten. Wenn er sich aufregt, wieder kürzer draußen bleiben.
Wenn das funktioniert, ziehen Sie sich an, gehen raus und kommen sofort wieder rein. Auch hier steigern Sie dann die Zeit draußen.
Sehr wichtig: Keine Verabschiedung und keine Begrüßung. So lernt der Hund, dass es vollkommen normal ist, wenn Sie gehen.
Springt er aufs Sofa oder Bett, schicken Sie ihn nicht weg sondern SCHIEBEN ihn KOMMENTARLOS und ohne ihn anzuschauen runter, immer wieder, bis er aufgibt und weg geht. Dann rufen Sie ihn und er darf rauf. Halten Sie das bei. Er darf nur noch ins Bett oder aufs Sofa, wenn Sie ihn dazu auffordern.
Genauso streicheln Sie in NIE, spielen Sie NIE mit ihm, wenn er Sie dazu auffordert. Er trainiert Sie damit und hat deshalb keine Ruhe, wenn Sie weggehen. Er meint, Sie kommen ohne sein Training nicht klar. Aus dem Grund sollten ALLE Aktionen von Ihnen ausgehen, NIE vom Hund.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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