Guten Morgen Daniela, das Bellen ist ein ganz häufiges Problem. Was hat denn der Hund gelernt? Es klingelt, ich renne an die Tür und belle, dann kommt der Besuch und streichelt mich ...... wofür, natürlich für meine Aktionen: dafür, dass ich an die Tür renne und belle. Das hat Ihr Hund auch verknüpft.
Ich habe für meine Kunden einmal eine Situationsschilderung und Problemlösung ausgearbeitet, die ich Ihnen hiermit auch gerne gebe.
"Problem: Bellen, wenn Besuch kommt oder es an der Tür läutet.
Bellt ein Hund übermäßig viel, kann die Ursache hierfür eine Kombination aus einem erlernten Verhalten und Aufregung sein (bei Ihrem Hund ist es ein erlerntes Verhalten, nämlich Lob = Streicheln, wenn ich belle).
Situation:
Immer wenn es klingelt, läuft mein Hund zur Tür und bellt hysterisch. Die Familienmitglieder versuchen beruhigend auf ihn einzureden, aber das macht die Sache nur noch schlimmer, weil er dadurch für sein Verhalten jede Menge Aufmerksamkeit erhält. Denn für seine Ohren klingen die freundlichen und beruhigenden Worte, mit denen die Familie in solchen Augenblicken auf ihn einredet, wie Lobeshymnen. Betritt der Gast dann schließlich das Haus, springt und rennt unser Vierbeiner umher, wofür er noch mehr Aufmerksamkeit erhält, weil alle versuchen, ihn zu beruhigen.
Hier handelt es sich um eine Mischung aus Aufregung – weil es spannend ist, wenn jemand kommt – und erlerntem Verhalten. Das aufgeregte Bellen und wilde Umherspringen wurde unbewusst positiv bestätigt, verstärkte sich dadurch und entwickelte sich schließlich zu einem erlernten Verhalten.
Problemlösung:
Um es wieder in den Griff zu bekommen, muss man also zurück an den Ursprung gehen und dies bedeutet, dass man als Erstes damit aufhören sollte, dem Hund weiter Aufmerksamkeit zu schenken, wenn er dieses Verhalten zeigt. Das bedeutet, nicht mit ihm zu sprechen, ihn nicht zu streicheln und am besten nicht einmal zu ihm hinzuschauen, wenn er sich so verhält.
Trainingsvorschlag:
In der Regel beginne ich ein Training wie folgt:
Gehen Sie an die Tür und versperren Sie ihrem Hund den Weg so, dass er sich nicht vordrängeln kann. Öffnen Sie die Tür einen Spalt und fangen Sie an, ein Mal zu klingeln oder zu klopfen. Der Hunde sollte dabei sehen, dass S i e das tun und nicht irgendjemand anders! Zeigen Sie keine Reaktion, falls er anfängt zu bellen oder zu winseln.
Wenn der Hund sich wieder beruhigt hat, wiederholen Sie diesen Übungsschritt.
Erst wenn der Hund jedes Mal zuverlässig ruhig bleibt, wenn Sie diesen ersten Schritt üben, lassen Sie ein anderes Familienmitglied oder einen Freund so klingeln oder klopfen, dass der Hund auch wieder sieht, dass der Ton von dieser bereits im Haus befindlichen Person ausgelöst wird.
Wenn das funktioniert hat und Ihr Hund auch dabei ruhig geblieben ist, geht der Helfer nach draußen und klingelt oder klopft. Sollte Ihr Hund bellen, bleiben Sie ganz ruhig stehen, bis er wieder still ist. Dann öffnen Sie die Tür einen Spalt breit und halten sofort inne, wenn er einen Laut von sich gibt. Öffnen Sie die Tür erst dann ein Stück weiter, wenn er sich beruhigt hat.
Fahren Sie in kleinen Schritten mit der Übung fort, bis der Helfer durch die Tür hereinkommen kann, ohne dass Ihr Hund bellt. Er sollte nur mit Ihnen sprechen und den Hund dabei nicht ansehen oder berühren.
Lassen Sie den Helfer eintreten und sich setzen. Wiederholen Sie diesen Übungsschritt mehrmals.
Vielleicht müssen Sie für einige Zeit ein Schild draußen an der Tür aufhängen, durch das Sie Besucher darauf hinweisen, dass es etwas dauern kann, ehe Sie die Tür öffnen, weil Sie den Hund trainieren. Schreiben Sie auch darauf, wie sich der Besucher verhalten soll. Wenn Sie die Tür schließlich öffnen und ihn hereinbitten: Er soll den Hund einfach ignorieren. Achten Sie darauf, selbst ganz ruhig und gelassen zur Tür zu gehen, selbst wenn Ihr Hund aufgeregt vorausgelaufen ist. Stellen Sie sich so zwischen ihn und die Tür, dass Sie ihm den Rücken zuwenden und warten Sie jedes Mal so lange damit, die Tür zu öffnen, bis es hinter Ihnen wirklich still ist.
Wenn Sie die Sache systematisch ruhig und gelassen angehen und alle Besucher in das Training mit einbeziehen, wird es nicht lange dauern, bis Ihr Hund deutlich ruhiger wird.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und vor allem Geduld.
Marie-Louise Kretschmer
www.hundeausbildung-naturnah.com