Neuer Hund Stress?

Allgemeines
Monika schrieb am 07.03.2017
Hallo, ich habe vor einigen Tagen eine unkastrierte Hündin 8 J. aus dem Tierschutz übernommen. Es ist nicht meiner erster Hund. Sie hat schon mehrere Halter gehabt und wurde auch nicht gut gepflegt. Leider hat sie Hautprobleme und Ruckreiz, was ich natürlich behandele. Kurzum, mir ist klar, dass der Hund gestresst ist und Zeit braucht. Sie zeigt aktuell folgendes Verhalten: Wenn wir vom Spazierengehen rein kommen oder auch in eine neue Umgebung/Situation versucht sie mich zu rammeln bzw. ggf. auch andere. Ich vermute, dass Verhalten hat mehr mit dem Stress als weniger mit Dominanz zu tun. Mir ist so etwas allerdings neu und ich möchte grade am Anfang nichts falsch machen. Ich sage dann nein und schiebe sie weg und versuche ihr eine Alternative anzubieten, auf den Platz gehen und ruhen. Nach kurzer Zeit kommt sich dann auch zur Ruhe und schläft, wenn auch nicht immer am Platz. Ist das so ok bzw. gibt sich das oder soll ich etwas anders machen?
7 Antworten
Katrin H.
schrieb am 07.03.2017
Liebe Monika,

so wie du das Verhalten beschreibst, klingt es tatsächlich nach übermäßigem Stress, es ist also eine Stressabbau-Reaktion.

Vermeide daher vorerst stressige Situationen, gehe vielleicht lieber erstmal die selben Wege statt neuer Gegenden.
Zusätzlich würde ich den Hund einmal vom Tierarzt durchchecken lassen, da so etwas auch körperlich bedingt sein kann (z.B. Cushing, Schilddrüsenfehlfunktion o.ä.).
Ungünstige Inhaltsstoffe von Futter können auch noch ein Auslöser sein, bzw. das Verhalten verstärken. Bei Stress kann man über das richtige Futter häufig gute Verbesserungen erzielen. Hierzu wendest du dich am besten an einen unabhängigen Ernährungsberater, welcher nicht durch irgendeine Firma gesponsert wird (das erkennst du meist daran, dass bestimmte Produkte beworben werden).
Falls dein Hund bisher sein gewohntes Futter bekommt, solltest du es erst umstellen, wenn sie sich schon etwas besser eingewöhnt hat. Solltest du hingegen sowieso bei Ankunft ein eigenes, also für sie neues Futter genommen haben, kannst du es auch gleich umstellen.

Gib deiner Hündin Zeit! D.h. vermeide wirklich die Situationen, in denen sie rammeln würde. Sobald sie sich eingelebt hat und vielleicht auch ihr Juckreiz besser geworden ist, kannst du es wieder versuchen.

Juckreiz ist als Stressfaktor ebenfalls nicht zu unterschätzen. Auch hier kann das Futter etwas beeinflussen. Zusätzlich könntest du dir Rat bei einem Tierheilpraktiker suchen. Achtung, da sich jeder auch ohne Qualifikationen so nenn darf, solltest du unbedingt darauf achten, dass derjenige eine Ausbildung abgeschlossen hat.

Deine Strategie, sie wegzuschicken, um zu ruhen, ist ein guter Ansatz und sollte -da es auch zu funktionieren scheint- beibehalten werden.

Ich hoffe, dir weitergeholfen zu haben und wünsche dir viel Freude mit deinem neuen Familienmitglied! Bei weiteren Fragen kannst du dich gerne melden!

info@lieblingshundeschule.de
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Monika | Fragesteller/in
schrieb am 07.03.2017
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Dann bin ich ja schon auf dem richtigen Weg. Viele sagen ja immer gleich, das ist Dominanz bla bla. Aber die hatte so viele Halterwechsel, wo soll der Stress denn hin... Natürlich erziehe ich schon normal etwas, aber sie muss ja erstmal Ruhe und Sicherheit kriegen.

Wir sind jetzt ohnehin regelmässig beim TA. Da ich ein anderes Trofu gebe, dachte ich auch, jetzt kann ich gleich richtig umstellen. Ein Bekannter von mir hat mit der Umstellung auf Pferdefleisch sehr gute Ergebnisse erzielt und ich möchte das gern testen. Dann kann ich ja in Rücksprache mit einem Ernährungsexperten andere Komponenten hinzunehmen.
Zu hause klappt das mit dem neuen Platz schon gut. Ansonsten versuche ich wirklich nur die regelmäßigen neuen Orte zur Gewohnheit zu machen und auch nur den wesentlichen Radius um Wohnung und Büro. Ich denke normale Bewegung tut gut.

Der Hinweis mit dem THP ist gut, das werde ich mir auf jeden Fall merken. Bei meinen anderen Hunde habe ich mit Alternativmitteln bei Arthrose etc. auch schon gute Erfolge gehabt, zumindest Linderung.

Danke für die weiteren Tipps.
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Katrin H.
schrieb am 07.03.2017
Das klingt alles sehr gut, wie Sie es einschätzen und handhaben. Ich denke Sie sind auf einem guten Weg!

Die Sache mit der Dominanz wird leider immernoch viel verbreitet, lassen Sie sich davon nicht verunsichern. Von meinen eigenen Erfahrungen als Trainer und auch mit eigenen Hunden liegt die Ursache von Rammeln bei 90% am Stress.

Noch ein paar Tipps zum Futter:
Ich empfehle generell Rohfütterung (Barf), sofern man genug Platz für einen Tiefkühler hat und man sich einen professionellen Plan erstellen lässt (sonst drohen Folgeschäden, da ein richtiger Mangel im Blutbild meist erst erkennbar wird, wenn der Schaden am Organ schon vorliegt).

Von Trockenfutter rate ich allgemein eher ab. Sollte aus irgendwelchen Gründen nichts anderes möglich sein, sollte das Trockenfutter getreidefrei sein und einen Fleischanteil von mindestens 70% aufweisen. Kaltgepresste Herstellung ist am schonensten und quillt im Bauch nicht auf, so dass das Risiko einer Magendrehung schonmal etwas reduziert werden kann.
Einen guten Hinweis, ob ein Futter gut verwertet wird, gibt die täglich abgesetzte Kotmenge. Je weniger, desto besser wird das Futter verwertet. Bei Trockenfutter sollte zudem der Proteingehalt nicht zu hoch sein (bei 25% gibt es bei manchen Hunden bereits Verhaltensveränderungen Richtung vermehrte Aggression, Stress usw.).
Informieren Sie sich zusätzlich beim Hersteller, ob Vitamin K3 zugesetzt wird. Da dieses im Verdacht steht, krebserregend zu sein und keine Deklarationspflicht dafür besteht, sollte man da unbedingt immer genau nachfragen und kein Futter nehmen, in dem dieses künstliche Vitamin enthalten ist.

Die Basis für eine gesunde Haut bildet -wie auch beim Mensch- ein gesunder Darm. Daher denke ich, dass Sie das Juckreiz Problem mit THP und Ernährungsberater schnell in den Griff bekommen werden.

Vielen Dank für die Bewertung und alles Gute für Sie und Ihre Fellnase!

Liebe Grüße
Katrin
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Monika | Fragesteller/in
schrieb am 07.03.2017
Ich habe gelesen, dass eine Umstellung von trofu auf Barf nicht so einfach ist, insbesondre wenn Hunde älter sind bzw. immer Trofu gefressen haben. Haben Sie da Erfahrungen ?
Ach ja und noch eine Frage: meine kleine liegt trotz der kurzen Zeit hier manchmal lieber allein im Schlafzimmer und schläft. Alle anderen haben immer bei mir im Zimmer gelegen. Sie scheint also Abstand zu brauchen. Oder der Korb ist dort einfach gemütlicher. Oder liegt das einfach an der logischerweise noch fehlenden Bindung ?
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Katrin H.
schrieb am 08.03.2017
Die Umstellung von Trockenfutter auf Barf sollte am besten von jetzt auf gleich passieren, da die beiden Futterarten wegen der unterschiedlichen Verdauungszeiten nicht vermischt werden dürfen.
Jeder Hund reagiert da etwas anders, es kann vorkommen, dass es mal für ein paar Tage Durchfall gibt oder etwas wieder erbrochen wird. Das ist nicht so schlimm, wenn der Hund ansonsten (bis auf das Hautproblem) gesund und nicht zu dünn ist.
Meinen eigenen Hund habe ich mit ebenfalls 8 Jahren genau so umgestellt und es gab keine Probleme. Hier kann Ihnen aber sicher der Ernährungsberater noch genauere Infos geben.
Nach der Umstellung kann es vorübergehend zu Entgiftungs-Erscheinungen kommen, welche sich oft durch üblen Fell- und Maulgeruch zeigen. Das sollte sich bis spätestens einem halben Jahr nach der Umstellung gelegt haben.

Nicht wundern, gebarfte Hunde trinken wesentlich weniger, da der Großteil der benötigten Wassermenge bereits über das Futter aufgenommen wird.
Auch ist es normal, wenn der Hund Anfangs zögert, wenn Fleisch etwas Unbekanntes ist. Mit etwas Bio-Kokosöl dazu lassen sich die Zweifel beim Hund aber meist schnell aufheben.
Wichtig: Packungen beim Auftauen immer aufscheiden, so dass Luft hinein kann. Sonst können sich lebensbedrohliche Gifte bilden (Stichwort Botulismus). Kein rohes Schweinefleisch füttern (lebensbedrohlicher Aujeszky Virus).
Auf einen guten Fettanteil im Fleisch achten (15-20%), sowie auf das Calcium-Phosphor Verhältnis (1,3-2 : 1) in der Tagesration.
Ich persönlich empfehle außerdem, kein Fleisch mit möglichen Schilddrüsenrückständen zu verfüttern (Kehlkopf usw.), da sich hier noch Hormone befinden können, welche wiederum die Schilddrüsenfunktion des Hundes beeinflussen, wodurch wieder Stress entstehen kann. Weisen Sie den Ernährungsberater am besten darauf hin, weil manche das nicht beachten.

Sie können ja mal ausprobieren, das Bettchen zu Ihnen ins Zimmer zu legen, um herauszufinden, ob es nur am Bettchen liegt.
Falls es daran nicht liegt, braucht Ihr Hund einfach noch Zeit zum Eingewöhnen und, wie Sie ja schon vermutet haben, zum Bindung aufbauen.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass sie diesen gewünschten Abstand dann auch beibehalten darf. Ich bin mir sicher, dass sich das nach einiger Zeit von selbst ändert und sie sich am liebsten in Ihrer Nähe aufhalten wird!
Bindungsfördernd sind alle als positiv erlebten gemeinsamen Aktivitäten, Sie können z.B. Leckerlis in der Wohnung verstecken und diese gemeinsam suchen oder mehrere Becher aufstellen, unter einen ein Leckerli legen und Ihr Hund muss den richtigen Becher umschubsen. Freuen Sie sich über jeden kleinen Erfolg, dann wird das auch mit der Bindung ganz schnell werden!
Liebe Grüße
Katrin
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Monika | Fragesteller/in
schrieb am 09.03.2017
Hallo, ich muss doch nochmal zu meiner Ursprungsfrage kommen. Haben Sie noch einen Tipp, was ich unterwegs gegen Stress machen könnte ? Ich gehe aktuell nur unsere Strecken, aber manchmal "hängt sie mir dann am Bein". Ich sage nein und schiebe sie weg. Mache ich das damit noch schlimmer bzw ich habe den Eindruck wegschieben macht sie auch nervös. Sie grummelt dann. Zu hause hat sich das aber schon komplett gegeben ... ich will aber auch keine anderen Stress Reaktionen provozieren...
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Katrin H.
schrieb am 09.03.2017
Bieten Sie Ihrer Hündin auch unterwegs eine Alternative für den Stressabbau. Da das von Hund zu Hund unterschiedliche Dinge sind, müssen Sie selbst versuchen, das Richtige für Ihre Hündin herauszufinden. Hier ein paar Beispiele:
- Futtersuche
- Spielzeug zum Schütteln (viele bevorzugen Plüsch)
- Einfache Signale ausführen (z.B. Sitz) und dafür belohnt werden
- Kurz pausieren und streicheln

Versuchen Sie, möglichst schon im Ansatz zu erkennen, wenn Ihre Hündin gestresst ist, so dass Sie die Alternativen schon einsetzen können, bevor sie das Rammeln zeigt. Es könnte sonst als Belohnung für das Rammeln wirken und es verstärken.

Ansonsten können Sie versuchen, die Spaziergänge etwas kürzer zu halten, scheinbar sind ja auch die bekannten Strecken noch etwas zu stressig und da sie erst so kurz bei Ihnen ist, ist das auch völlig normal.

Liebe Grüße
Katrin
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