Was tun bei unregelmäßigem Bellen der Hündin?

Allgemeines
Atemue schrieb am 13.05.2021
Hallo liebes Hundetrainer Team,

im September letzten Jahres habe ich eine 5-jährige Jack-Russell-Terrier Hündin bei mir aufgenommen. Finja ist grundsätzlich total lieb und laut Aussage des Vorbesitzers kann sie länger alleine bleiben. Ich habe nach ihrer Eingewöhnung an mich und die neue Wohnsituation trotzdem das alleine sein in kleinen Schritten mit ihr geübt, sprich erst einfach nur den Raum verlassen und wiederkommen, dann bei regelmäßigem Erfolg Steigerung mit Wohnzimmertür zu und wiederkommen, bis hin zum Verlassen der Wohnung, erst in kurzen, dann immer größeren Abständen.

Da sie aus einer Großfamilie mit Einfamilienhaus kommt, hatte sie am Anfang etwas Schwierigkeiten mit dem Alleinsein in einer Mehrfamilienwohnung wegen der vielen Geräusche im Treppenhaus. Das habe ich in den Griff bekommen. Wenn ich aus dem Haus gehe bleibt sie im Wohnzimmer und ich stelle ihr zudem leise Musik als Hintergrundgeräusch an. Finja zupft sich dann meist ihren Platz zurecht, legt sich hin und schläft/döst bis ich wieder komme. Auch die Wechsel zwischen Früh- oder Spätschicht hat sie super gelernt mitzumachen und das schon seit Monaten.

Zur Erläuterung, ich wohne auf der anderen Straßenseite von meinem Arbeitsplatz und darf den Hund durch eine Kamera im Wohnzimmer während meiner Arbeitszeit beobachten (ich arbeite als Verkäuferin in einer Bäckerei). Am Ostersamstag dann war sie ein einziges Mal sehr aufgedreht und hat nachdem ich gegen vier Uhr morgens die Wohnung verlassen habe, ab ca. halb fünf Uhr eine gute halbe Stunde gebellt bis ich sie holen konnte. Ich durfte sie bis kurz vor halb sieben auf der Arbeit lassen, dann hab ich sie wieder nach Hause gebracht und sie war ganz normal brav und hat geschlafen bis ich Feierabend hatte. Am Mittag habe ich sofort eine dicke Beschwerde von einer Nachbarin kassiert, die zwei Etagen über mir wohnt. In der Folgewoche hatte ich vor der Reaktion dieser einen Nachbarin solche Angst, dass ich den Hund von Freitag auf Samstag bei einer Freundin mit ihrer Hündin, habe übernachten lassen. In der Woche danach habe ich es erneut probiert sie auch Samstag zu Hause zu lassen. Wenn ich in der Woche um halb fünf zur Arbeit gehe, läuft alles prima, aber am Samstag, wenn ich schon kurz vor vier gehen muss hat sie erneut gegen halb fünf angefangen zu bellen und ich habe sie wieder bis halb sieben zur Arbeit geholt.

Dieses Mal war sie auch nicht aufgedreht wie beim ersten Mal, als das passiert ist. Eine Kollegin, die Finja auf Video beobachtet hat, hatte die Idee, die Balkontür mit einem Vorhang zu verdecken, weil Finja die ganze Zeit davor stand und diese angebellt hat. Das habe ich auch gemacht und danach war sie die nächsten zwei Wochen ruhig, egal ob ich um kurz vor vier oder kurz vor halb fünf das Haus verlassen habe. Diese Woche hat sie dann aber am Montag plötzlich wieder gebellt, gute fünfzehn Minuten nachdem ich aus dem Haus war. Dieses Mal hat meine Mutter sie geholt und weil an dem Tag so viel los war, dass ich nicht die Zeit hatte sie wieder nach Hause zu bringen, hat meine Mutter sie bis zu meinem Feierabend zu sich mitgenommen.

Inzwischen habe ich das Problem, dass meine Vorgesetzte auf der Arbeit etwas frustriert mit mir ist, weil sich die Situation mit dem Bellen häuft und ich sie wiederholt in meiner Arbeitszeit holen muss. Ich vermute auch es ist die falsche Reaktion den Hund sofort aus der Wohnung zu holen, aber da Finja nun mal zu nachtschlafender Zeit bellt und genau eine Nachbarin das nicht toleriert (mit allen anderen Nachbarn kann ich reden, darauf hinweisen, dass ich das Problem finden und an mir arbeiten muss um es zu lösen und die würden mir die Zeit geben) kann ich es nicht riskieren nicht sofort zu reagieren. Gibt es irgendeinen Weg sicher zu stellen, dass das Bellen in meiner Frühschicht wieder aufhört? Vor Ostern hat es ja auch immer geklappt und auch jetzt bellt sie ja nicht tagtäglich in der Frühe, sondern es ist nur das eine Mal pro Woche in unregelmäßigen Abständen.

Dabei ist der Ablauf bei mir zu jeder Frühschicht gleich. Wenn ich morgens zur Arbeit muss, gehe ich zunächst eine halbe Stunde mit Finja raus und lasse sie alles erledigen. Danach werden mit einem Handtuch ihre Pfoten sauber gemacht, mit dem Handtuch spielt sie auch kurz, nimmt es mit auf ihren Platz im Wohnzimmer und dann wartet sie auf ihre Handvoll Futter. Meistens mache ich mit ihr morgens auch noch ein paar Kopfübungen: Sitz, Platz, Rolle sowohl mit Kommando als auch nur durch Handzeichen. Ihr restliches Frühstück bekommt sie dann in ihren Napf. Während sie meist noch frisst, nehme ich meine Tasche und gehe. Ich werfe ihr von der Wohnzimmertür ein „Tschüß Finja, sei brav zu“ um sicherzustellen, dass sie mitkriegt, dass ich gehe und sie nicht völlig überrascht davon ist, dass ich plötzlich weg bin. Dann mache ich die Stubentür zu und verlasse das Haus.

Da es noch dunkel ist, habe ich eine Stehlampe in der Stube ganz leicht eingestellt, damit sie ein kleines bisschen Licht im Wohnzimmer hat. Wenn ich aus dem Haus bin frisst sie meistens zu Ende, dann läuft sie einmal durch das Wohnzimmer, zupft sich ihren Platz zurecht und legt sich hin. Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, rufe ich ihr vom Flur eine kurze Begrüßung zu, gehe aber nicht sofort zu ihr sondern ziehe ganz normal Schuhe und Jacke aus, leere meine Tasche und erst dann öffne ich die Wohnzimmertür. Finja tendiert dazu mich zur Begrüßung anzuspringen und abzulecken. Meist folgt sie mir danach erst mal eine Weile auf Schritt und Tritt, aber das legt sich relativ schnell wieder bei ihr, wenn sie merkt dass ich nicht wieder ohne sie gehe oder ihr mein Tun zu langweilig wird.

Nach Feierabend mache ich mit ihr ausgiebige Spaziergänge, bis zu 3-4 Stunden bei gutem Wetter und bei schlechtem vermehrte kleine. Zudem spiele ich mit ihr und lasse sie Kopfübungen machen, z. B. Leckerlis aus einem Packet mit Zeitungspapier auspacken, Teddy suchen, Kunststückchen etc. Vor den Osterfeiertagen hatte sie von mir sonst immer an den Samstagen noch einen Kong mit gefrorenen Leckereien bekommen, zur Beschäftigung und in der Woche einen Futterball mit Trockenfutter. Weil sie das erste Mal aber genau nach Beendigung des Kong Leerens zu bellen angefangen hat, habe ich damit aufgehört, ich dachte zunächst, dass sie vielleicht mehr Futter einfordern will. Aber daran lag es offensichtlich nicht. Aus meinen Beobachtungen über Kamera kann ich zudem sagen, dass sie nicht schreckhaft bei Lärm ist. Was ich auch noch sagen kann ist das meine Nachbarin von nebenan leider etwas schwerhörig ist und fast den ganzen Tag und die Nacht den Fernseher laufen hat, meist auch wenn ich früh morgens das Haus verlasse. Aber auch das war schon zu Zeiten so, als es mit Finja noch ohne Probleme geklappt hat. Über einen Tipp was ich an mir ändern muss damit sie nicht so früh bellt, wäre ich unendlich dankbar.
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 14.05.2021
Hallo,
Die Vermutung, dass es falsch ist, die Hündin sofort zu holen wenn sie bellt, ist richtig. Sie hat dann jedes mal Erfolg: Sie ruft und Sie gehorchen sofort.
Es gibt da mehrere Möglichkeiten, die Sie versuchen könnten.
Zusätzlich zu dem Kong würde ich noch Trockenfutter in der Wohnung verstecken. Das Suchen beschäftigt und ist anstrengend.
Sie könnten es mit einem Babyfon mit Gegensprechfunktion versuchen. Da würde ich aber vorher ein Markerwort trainieren.
Es wäre besser, wenn Sie die Verabschiedung und auch Begrüßung weg lassen würden. Die Verabschiedung zeigt der Kleinen, dass Sie jetzt gehen und versetzt sie evtl. schon in eine Spannung, die sich dann steigern kann. Hunde haben ein sehr gutes Gehör. Ich bin mir sicher, dass die Kleine hört, wenn Sie nach Hause kommen, auch ohne Begrüßung die sie dann auch wieder zusätzlich aufregt. Das Gehen und Kommen wird für einen Hund so normal wie sein Besitzer es rüber bringt. Mit Verabschiedung und Begrüßung wird es nie was Normales für den Hund werden.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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