Hund bellt alles an, zieht wie verrückt, ist nicht zu beruhigen

Aggressivität ❯ Gegenüber anderen Hunden
Ulrik N. schrieb am 21.02.2019
Hallo,
Hiro ist ein knapp 3 jähriger kastrierter Dackel-Schnauzer Mischling. Drinnen ein total lieber Kerl, aber auch sehr hibbelig. Macht aber keinen Blödsinn. Hiro war von Welpe an bei einem älteren Ehepaar, zusammen mit einem anderen Hund. Hiro hat Angst vor Knallgeräuchen, Silvester und die Tage danach sind eine Katastrophe.
Nun aber zum eigentlichen größten Problem: Hiro ist draußen nicht zu bändigen, er zieht Riefen in den Asphalt, er schnuppert nicht, erledigt in Windeseile sein Geschäft und sieht dann in allem und jedem einen Feind. Vor allem bei 4 Beinern. Kontakt ist unmöglich, nimmt er sie wahr, ist er nicht zu beruhigen, Richtungswechsel interessieren ihn nicht, er ist nicht ablenkbar mit Leckerlies, Ball oder ähnlichem - es funktioniert nichts, ein streicheln kontert er mit schnappen. Erziehungsgeschirr, normales Geschirr sind bereits vernichtet. Ich glaube, das Geschirr, welches ihm und seiner Kraft dauerhat stand hält, muss noch erfunden werden. Um Hiros Verhalten besser einschätzen zu können, haben wir einen Zweithund angeschafft. Das erste Kennenlernen fand natürlich draußen statt, und sofort wollte er drauf los, bemerkte dann jedoch, dass der Hund ja bei Frauchen an der Leine ist. Wir gingen also spazieren, naja, er stresste sich durch die Gegend, da er ja nicht schnuppert, versuchte noch einige Male Richtung dem anderen Hund zu schnappen, was wir aber nicht zuließen. Ab nach Hause, Hiro von der Leine und sofort drauf auf die Kleine, dies haben wir dann unterbunden und keine 24 Stunden später sind beide die dicksten Freunde - drinnen. Draußen jedoch schnappt er in Stresssituationen ( das kann ein fliegendes Blatt sein, ein Stück Papier oder ein anderer Hund ) auch nach ihr. Drinnen jedoch ist das Spiel ein anderes. Wenn sie gerade mal nicht will, dass er irgendwie in ihrer Nähe ist, giftet sie ihn an und er tritt den Rückzug an. Wir denken, dann - er kennt die Regeln dann doch - wieso jedoch bekommt er die Brücke drinnen und draußen nicht hin? Wir sind uns sicher - so blöd findet er andere Hunde gar nicht.
Wir haben vieles versucht, Hundetrainer zwangen uns erstmal dazu, dass der Hund zur Ruhe kommt, kein Spielzeug, keine Spaziergänge, kurz raus - Geschäft machen, dass, was er will. Dies befolgen wir nun seit 2 Monaten und es hat sich was verändert? Nichts - im Gegenteil, wir denken, er langweilt sich drinnen zu Tode und reagiert sofort auf die kleinste Bewegung der Menschen, die ja Spielen oder hinter Ball her hetzen bedeuten könnte, was er 24 Stunden am Tag machen würde, wenn man ihn lässt.Er ist zu unserer 3 jährigen Tochter lammfromm, sie darf und kann alles mit ihm machen, streicheln, kuscheln, spielen, alles. Also drinnen wirklich ein total lieber Kerl, aber draußen? Sieht er die Leine, dreht er sofort auf, er springt wie blöd die Wände hoch, jault und bellt bereits im Hausflur. Geht die Haustüre auf, erstmal bellen und ziehen wie ein wahnsinniger, sofort pullern, alles rauslaufen lassen, nicht wie ein " normaler Rüde " jeder Baum und jede Grasnabe gehört mir. Auf der ersten kommenden Grünfläche panisch im Kreis drehen, hinsetzen, großes Geschäft, und dann heißt es ab ins Zeug, Ohren gespitzt und Feinde suchen, immer mit Zug auf der Leine, denn ich will ein Schlittenhund sein. Schnüffeln, riechen - Fehlanzeige, nur noch Krawall.
Wir haben Hiro seit 6 Monaten, und es bessert sich trotz aller Ratschläge, Versuche absolut nichts. Hiro ist gesund, Tierarztbesuch erfolgt jedoch durch den Hintereingang.
Was bitte sollen wir noch machen? Sind am Ende und total frustriert und ratlos.....
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 21.02.2019
Hallo Uli,
Sie schreiben, sobald er die Leine sieht, geht er die Wände hoch. Es ist dann nicht verwunderlich, dass er draußen nicht zur Ruhe kommt. Er steigert sich dadurch immer mehr rein. Fangen Sie also da schon an mit dem Training.
Nehmen Sie tagsüber immer mal wieder die Leine, legen Sie sofort wieder weg, nehmen sie wieder, wieder weg.....bis er sich langweilt. Das kann dauern und Sie brauchen dazu wahrscheinlich eine Menge Geduld.
Bevor Sie spazieren gehen, das Gleiche. Bleiben Sie ruhig stehen und beachten den Hund nicht. Nicht schimpfen, nicht "Aus", "Nein" oder Ähnliches, Sie schauen ihn nicht mal an. Sobald er ruhig ist, leinen Sie ihn an. Er wird sich wieder aufregen, Sie bleiben einfach wieder ruhig stehen, ohne ihn zu beachten.
Regt er sich wieder auf, sobald Sie die Tür öffnen, schließen Sie sie sofort wieder, kommentarlos. Erst, wenn er ruhig ist, gehen Sie raus.
Bitte achten Sie darauf, dass Sie nicht mit dem Hund reden. Der Hund versteht es nicht, regt sich nur noch mehr auf. Strahlen Sie Ruhe aus, das überträgt sich auf den Hund. Bitte haben Sie Geduld, werden Sie ungeduldig, wird es der Hund auch!
Hunde ziehen an der Leine, weil sie es so gelernt haben. Oder, besser gesagt, nicht anders gelernt haben. Wenn Herrchen/Frauchen dem Hund mit ausgestrecktem Arm überallhin folgt, wird der Hund natürlich auch weiter immer dahin gehen, wo er hin will. Er kann es ja, manchmal mit einem Gewicht am anderen Ende der Leine, aber es geht. Hunde lernen durch Erfolg oder auch Misserfolg.
Deswegen hier mein Tipp: NIE dem Hund folgen, wenn er zieht, auch nicht, wenn er wo schnuppern, sich lösen oder zu Bekannten will. Wenn er einmal Erfolg hatte, müssen Sie wieder von vorne mit dem Training anfangen. Bleiben Sie stehen, bis die Leine wieder locker ist (das braucht etwas Geduld) oder, wenn Ihr Hund richtig feste zieht, drehen Sie um und gehen zurück.
Am besten reagieren Sie schon, wenn er versucht, Sie zu überholen. SOFORT umdrehen und zurückgehen und zwar JEDESMAL.
Oft liegt das Ziehen auch an der Art, wie die Leine gehalten wird. Meistens wird die Leine zu kurz gehalten, mit Zug. Zug erzeugt Gegenzug, der Mensch zieht weil der Hund zieht und der Hund zieht immer mehr dagegen. Der Hund kann diesen Kreislauf nicht lösen, das kann nur der Mensch.
Meistens kann ein Hund sich auch nicht konzentrieren. Man kommt aus der Haustür und schon soll der Hund, ohne sich ausgepowert oder gelöst zu haben, locker an der Leine gehen. Die Leinenführigkeit sollte immer nur zwischendurch geübt werden, zuerst darf der Hund laufen und schnuppern, dann wieder 10 Minuten üben u.s.w.. Erst, wenn das immer besser funktioniert, wird es irgendwann gefestigt sein und der Hund läuft immer und überall an lockerer Leine. Üben, egal was, sollte man nie im Ernstfall sondern immer entspannt und gezielt.
Wenn Sie an anderen Hunden vorbeigehen, versuchen Sie Ruhe auszustrahlen d. h. nicht reden, nicht schimpfen und nicht die Leine krampfhaft kürzer halten. Das alles veranlasst Ihren Hund nämlich, sich noch mehr aufzuregen.
Üben Sie aber vor allem die Leinenführigkeit.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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