Wie kann ich einen Tierheim-Hund sozialisieren?

Aggressivität ❯ Gegenüber anderen Hunden
Annili schrieb am 09.06.2016
Hallo,
ich habe folgende Frage: Wir haben unseren Hund (ca. 2 Jahre) vor drei Monaten aus dem Tierheim geholt. Zur Vorgeschichte wissen wir leider wenig, nur dass er aus einer Familie kam. Er ist extrem verschmust, freundlich zu den Katzen, vorsichtig mit unserem Kind, lernt gerne. Dank Hundeschule zieht er nur noch in Ausnahmefällen an der Leine und der Grundgehorsam klappt mittlerweile schon ganz gut (bei uns zu Hause und im Garten absolut perfekt). Seine Unsicherheiten gegenüber Ponys, die er anfangs hatte, hat er komplett abgelegt (da hat er anfangs geknurrt und gebellt). Alles tiptop, wenn da das Wörtchen "aber" nicht wäre: Wenn Hunde ein paar Meter entfernt sind, ist er mittlerweile auch komplett entspannt (auch da hat er anfangs geknurrt), aber andere Hunde knurrt er immer noch an, sobald die uns zu nahe kommen und er an der kurzen Leine ist. Dann zieht er auch wie bekloppt. Wenn er an der Schleppleine ist, geht er zu den Hunden hin, knurrt, stellt die Nackenhaare hoch, um dann sofort wieder zu fiepen und Spielgesten zu machen. Der Hundetrainerin "gefiel das nicht", aber konnte auch keine Lösung sagen oder auch nur sagen, was der Hund wohl "denkt".
Ich habe das Gefühl, dass er einfach nur spielen will und unsicher ist, wie er mit anderen Hunden umgehen soll - sprich nicht richtig sozialisiert ist.
Ich würde ihn so gerne einfach mit anderen spielen und toben lassen, aber ich kann ihn im Wald oder auf der Wiese nicht von der Leine machen (wegen Jagdtrieb und noch nicht perfektem Grundgehorsam), eingezäunte neutrale Flächen gibt es hier nicht und in der Hundeschule gibt es nur Spielstunden für Welpen, außerdem wisse man bei einem Tierheimhund ja nicht, ob er vielleicht doch mal beißt, sagte der Inhaber. Dabei ist er ein guter Hund, der sich sogar den knurrenden Katzen unterordnet. Ich überlege schon, ob es nicht sogar Sinn macht, sich einen kleinen Begleithund für unseren Hund zu holen, sozusagen einen kleinen Kumpel, der ihm etwas bei der Sozialisierung hilft. Grundstück/Hause wären groß genug und im Wald bin ich ohnehin den halben Tag. Ich habe mich schon nach Welpen erkundigt, aber ob das die richtige Lösung ist? Ich wäre sehr dankbar für Tipps.
1 Antwort
Hallo, zuerst einmal Sozialpartner für ihren Hund sind SIE! Ein Hund kann absolut glücklich und zufrieden sein, auch wenn er Einzelhund ist.
Ich würde das Verhalten ihres Hundes als Unsicherheit interpretieren. Er würde ja gerne, ist sich nicht sicher. Mal Bellen, brummen dann schauen. Er soll nun lernen, SIE bestimmen, was bei Hundekontakten geschieht. Er nicht.
Bieten sie ihm eine Alternative. Diese kann so aussehen. Ein anderer Hund kommt, wende dich zu mir um. Du bekommst etwas tolles (Spiel, Belohnung). So verhindern sie das Ziehen an der Leine, weil er sich zu ihnen dreht.
Ihr Hund wird rasch lernen, dass es sich mehr lohnt sich an ihnen zu orientieren als an der Leine zu ziehen. So wird er viel entspannter und lernt ihnen auch bei Hundebegnungen zu vertrauen.
Ihr Hund muß ( und soll) nicht mit jedem Hund spielen. Wenn er einige Hunde hat, mit denen er gut auskommt und ab und an spielen kann, reicht dies völlig. Gerade Rüden sind nicht immer "nett" zu einander. Ein anderer Hund könnte ihm ernsthaften Schaden zu fügen, weil er sich sein Verhalten (Knurren etc.) nicht bieten läßt.
Vermeiden sie deshalb unnötige Kontakte mit fremden Hunden. Wie oben schon geschrieben. Sozialpartner für ihren Hund sind SIE!
Manche Hundeschulen bieten sogenannte "Social walks " an. Dies sind gemeinsame Spaziergänge verschiedenster Hunde, die sich verstehen und wo es keine Reibereien gibt.
Wenn alles prima klappt dann wäre der geeignete Zeitpunkt für einen vierbeinigen Kumpel.
Andererseits besteht sonst auch die Gefahr, dass sie 2 bellende Hunde an der Seite haben.

Mit freundlichen Grüßen Sabine Kutschick
zertifizierter Hundetrainer/Verhaltensberater IHK/BHV
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