Olobole
schrieb am 12.03.2014
Hallo erstmal,
also die Niereninsuffizienz habe ich nach langer Zeit jetzt gut in den Griff bekommen und die Nierenwerte sind mit Spezialfutter und Medikamenten jetzt ganz normal - wie auch alle anderen Blutwerte. Habe ihn komplett durchchecken lassen. Er hat ganz normale Gassizeiten und kann sein Wasser auch gut halten jetzt. Er sieht sehr gesund aus und ist top fit.
Als ich ihn bekam, hatte er nur 12 kg bei einer Schulterhöhe von 52 cm, hatte schlimmen Durchfall und musste alle halbe Stunde Wasser lassen. Er war sehr ängstlich und schreckte bei jedem Geräusch zusammen. Trotzdem hat er mich beim Spielen draußen mehrfach gebissen, wenn ich z.B. ein Stöckchen zum Werfen aufheben wollte oder zum Werfen ausgeholt habe, aber nicht schnell genug war. Er hing sogar einmal an meinem Unterarm und wollte nicht loslassen. Da ich ein blutverdünnendes Medikament nehme, war das für keine ungefährliche Angelegenheit. Ein "Nein" oder "Aus" hat ihn überhaupt nicht interessiert.
Das ist jetzt anderhalb Jahre her und das habe ich auch wirklich nur in den Griff bekommen, in dem ich ihn in solchen Situation wirklich energisch auf den Rücken gedreht und mit der Hand auf die Brust gedrückt habe bis er sich beruhigte, oder ihn auch mal am Kragen gepackt und kräftig geschüttelt habe. Wenn wir jetzt spielen läuft alles nur über Komandos "Platz", "Bleib", "Hol". Ohne diese Ansagen funktioniert es nicht. Wenn er den Gegenstand dann geholt hat, will er ihn aber absolut nicht abgeben. Anstatt den Ball oder Stock abzulegen bei "Aus", fängt er fürchterlich an zu winseln und jaulen. Ich kann ihm aber seinen Willen nicht einfach lassen. Wenn er so reagiert, muss er wenigstens noch einmal ablegen bevor ich das Spiel dann beende. In der Wohnung ist es komischerweise überhaupt kein Problem und wir können ganz normal spielen. Aber draußen motzt er mich an, versucht, mich anzuspringen und ganz selten auch noch mal in die Hand zu kneifen, damit ich etwas los lasse, was er gerade haben will. Und er will immer das, was ich gerade in der Hand habe. An der Leine macht er vielen anderen, vor allem größeren Hunden, gegenüber auch Stress. Und im Dunkeln ist alles, was sich bewegt, erst einmal ein potentieller "Feind".
Es ist ja nicht mein erster Hund, aber mein erster Rüde. Und ich hatte noch nie, nie, nie, so viele Schwierigkeiten, mich durchzusetzen. Ganz ehrlich, am Anfang habe ich fast jeden Tag geweint. Ich darf gar nicht daran zurückdenken. Er hatte in der Wohnung immer sofort meinen Platz eingenommen, wenn ich irgendwo aufgestanden bin und hat ihn auch nicht mehr freigegeben. Trotz Zähne fletschen und knurren, habe ich ihn dann von der Kautsch schubsen müssen und er hatte auch nach mir geschnappt. Ich meine schon, dass das Dominanz ist. Heute reagiert er auf flüstern oder nur Handzeichen sofort - in der Wohnung. Draußen ist es aber ganz anders. Er ist wie Engel und Teufel. Ich glaube, er weiß, dass ich ihm draußen körperlich einfach unterlegen bin. Ich bin alt, krank und dick (obwohl ich schon 18 kag abgenommen habe durch diesen Hund *freu*). Und ich denke, das er das ausnutzt.
Aber ich habe wirklich schon ganz viel geschafft in seiner Erziehung, und ganz ohne Schläge. Davon hat er in seinem Leben bestimmt schon genug bekommen!
Nur das Anpinkeln bereitet mir Sorgen. Er beobachtet mich dann immer und passt wirklich einen Augenblick ab, in dem ich abgelenkt bin. Er weiß also, dass er das nicht soll. Und er sucht sich auch gezielt bestimmte Personen aus, bei denen er das tut. Wenn ich bemerke, dass er um jemanden herumschleicht und mich dabei immer beobachtet, sage ich schon im Voraus "Nein" und schicke ihn weg. Aber er lässt nicht locker, bis er es geschafft hat. Danach ist er zufrieden und geht wieder mit den anderen Hunden toben. Ich habe sowas vorher noch nie gesehen oder gehört. Da Ole ein sehr agiler Hund ist und irre viel Bewegung braucht, reicht eine 10 m lange Schleppleine nicht aus. Er möchte mit den anderen Hunden rennen. Und wo Hunde sind, sind auch deren Halter. Das Anpinkeln trifft auch vornehmlich männliche Personen komischerweise. Oder kann das auch eine Art Eifersucht sein, dass jemandem mehr Aufmerksamkeit widme als ihm? Übrigens folgt er mir tatsächlich auf Schritt und Tritt durch die Wohnung, wenn ich vergesse, ihn mit "Bleib" davon abzuhalten.
Und ich muss noch erwähnen, dass ich ein sehr ruhiger, leiser Mensch bin. Die anderen Hundehalter sagen immer: "Da kommt die Frau mit der Babystimme." Vielleicht bin ich ja auch zu ruhig für diesen Hund?
Entschuldigung, für meine so ausführlichen Bericht.
GLG Sylvia