Hund knapst, wenn ein Kind ihn streichelt, was tun?

Aggressivität ❯ Gegenüber Menschen
Wörnie schrieb am 10.05.2021
Hallo,

unser Hund ist 2 Jahre alt geworden. Ein Kromfohrländer. Leider hat sich sein Verhalten im letzten Jahr sehr verändert. Er wird plötzlich aggressiv, ohne Ankündigung und versucht zu beißen, wenn ein Kind ihn versucht anzufassen oder ihm viel zu nah kommt. Hundebegnungen sind teilweise auch schwierig, aber das ist schon viel besser durch das Training geworden. Aber ich bin immer sehr angespannt, wenn mal Besuch kommt und lasse ihn dann nicht so gerne im Haus frei laufen, sondern habe eine kleine Hausleine an ihm dran, die ich dann festhalte.

Vorgestern hat mein Neffe ihn von hinten gestreichelt und er hat ihn sofort angegangen und in die Hand geknappst. Ich war leider nicht schnell genug. Er zieht dabei die Lefzen extrem hoch.

Gibt es irgendeine Möglichkeit dies zu trainieren? Er ist eher ein unsicherer Hund. Die Tierarztbesuch sind auch schwierig, weil er versucht um sich zu beißen. Aber auch erst seit dem letzten Besuch dort. Ich würde mich sehr über eine Rückmeldung freuen. Liebe Grüße Gabi
1 Antwort
Marina Krieg | Hundetrainer/in
schrieb am 12.05.2021
Hallo,

wenn Ihr Hund sich so sehr verändert hat, könnte es sein, dass es dafür eine gesundheitliche Ursache gibt. Gesundheit und Verhalten liegen ganz eng beieinander! Und sehr oft zeigen Hunde ihre Schmerzen oder ihr Unwohlsein nicht durch Jammern, schlecht laufen etc., sondern durch Verhaltensänderungen wie Angst- oder Aggressionsverhalten. Auch der Hinweis, dass die Aggression plötzlich und ohne Ankündigung kommt, klingt für mich nach Schmerzen.
Deshalb rate ich Ihnen, noch einmal den/die Tierärzt:in aufzusuchen und den Hund durchchecken zu lassen.
Hierbei würde ich folgende Dinge abklären:
- großes Blutbild
- Schilddrüse
- Zähne
und vor allem den Bewegungsapparat (evtl. auch lieber durch eine(n) Hundephysiotherapeut:in).
Gerade beim Kromfohrländer ist HD (Hüftgelenksdysplasie) auch im jungen Alter nicht untypisch und Sie schilderten, dass ein Junge ihn hinten berührt hat. Da kann das tatsächlich sein. Aufschluss gibt hier ein Röntgenbild.

Man kann sich ansonsten einen Wolf trainieren, wenn die Ursache schmerzbedingt ist.

Wenn Ihr Hund bei der/dem Tierärzt:in auch Aggressionsverhalten zeigt, ist ein Maulkorb sinnvoll. Diesen können Sie vorher kleinschrittig trainieren, damit Ihr Hund diesen nicht als zusätzlichen Stressor sieht (mehr hier: https://www.youtube.com/watch?v=hnc0pBk0cZ8).

Außerdem ist es natürlich wichtig, dass niemandem etwas passiert. D.h. wenn Sie Besuch, gerade von Kindern haben, erklären Sie diesen, dass sie ihren Hund nicht streicheln sollen. Eine Hausleine ist schon super, aber wenn dann doch unvorhergesehene Situationen auftreten, platzieren Sie Ihren Hund sonst doch lieber hinter ein Türgitter etc.

Zusammengefasst rate ich Ihnen also, weiterhin Management zu betreiben und einmal das Geld und die Zeit in die Hand zu nehmen und den Hund durchchecken zu lassen. Gerne mit vorherigem Maulkorbtraining.

Ist der Hund gesund (oder das gesundheitliche Problem beseitigt), sollten Sie sich eine(n) Trainer:in zur Unterstützung suchen. Gerade bei Aggressionsverhalten ist das per Ferndiagnose nicht möglich bzw. sinnvoll.
Qualifizierte (!) Hundetrainer:innen in Ihrer Nähe finden Sie unter https://www.trainieren-statt-dominieren.de/trainer-umkreissuche .
Einige Kolleg:innen dürfen in der aktuellen Lage Einzeltraining anbieten.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg :)

Viele Grüße
Marina von den Ostseepfoten
www.ostseepfoten.com
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