Tierschutz-Hund explodiert von 0 auf 100

Aggressivität ❯ Gegenüber Menschen
Lexi V. schrieb am 05.04.2025
Liebes Team,
Bekannte haben einen Labrador-Mix aus einem Tierheim übernommen. Er ist recht kraftvoll, steht gut im Saft aufgrund seiner Kraft und Ausdauer. Kastriert. Geschätzte 3 Jahre alt. Musste die ersten Jahre seines Lebens nur in einem Verschlag leben und ist dafür doch recht sozial. Mit Frauen hat er keine Probleme, ist auch über Futter gut motivierbar (Clicker-Training etc.), - bei Männern und anderen Hunden außerhalb des Grundstück explodiert er förmlich.
Auffällig ist das entsprechend bei Männern. Der Mann der Bekannten wird im Haushalt vom Hund kontrolliert. (Sie haben einen neuen Sessel, der Mann setzt sich rein, der Hund knurrt - und seitdem schläft der Hund im Sessel.) - Mir fällt halt auf, dass der Hund sie extrem kontrolliert und gelernt hat, durch "schmusiges, ankuschelndes Verhalten" Aufmerksamkeit zu bekommen. Er giert von selbst immer nach Berührung, weil Streicheln = Aufmerksamkeit.
Nun ist es aber so, dass der Hund andere Männer draußen angeht. Er macht einen Satz nach vorne, springt an fremden Männern hoch und die Besitzerin kann ihn nicht halten und liegt dann am Boden. Blaue Flecken tagelang inklusive.
Natürlich ist der Hund entsprechend gesichert. Selbst wenn fremde Männer dem Hund absolut respektvoll begegnen, körpersprachlich dem Hund extrem viel Raum geben oder Futter. In einer Sekunde nimmt der Hund das Futter, wirkt noch freundlich/interessiert (keine negative Körperanspannung o.a.) und in der nächsten Sekunde explodiert er und geht den Mann an.
Das Vorbeigehen an Zäunen mit anderen Hunden in den Gärten ist ein riesen Spießrutenlauf und man bekommt den Hund dann gar nicht mehr weiter, er läßt sich weder ablenken, nach weiterziehen noch sonst was und steht auf den Hinterläufen in der Leine.
In den zwei Hundeschulen wurden sie direkt wieder abgewiesen und sind entsprechend verzweifelt. Bei mir als Hundesitter mit Spezialisierung auf Problemfälle ist die Thematik entsprechend besser regelbar - aber die Besitzer sind aufgrund eines privaten Schicksalsschlages derzeit so überfordert, dass sie sich mit dem Hund nicht beschäftigen können. Einerseits hat die Frau keinen Kopf zur Erziehung des Hundes, andererseits möchte sie alleine nicht im Haus wohnen weil sie unglaubliche Angst alleine hat und der Hund quasi zum Selbstzweck des Eigenschutzes behalten wird.
Der Hund ist echt toll, er lernt schnell wenn man ihm Konsequenzen setzt und die jeden Tag und jede Stunde rigoros durchsetzt.....dafür haben diese Personen aber keine Zeit, keine Nerven und aufgrund einer schwierigen Krankheit keine Geduld.
Was könnten Sie mir raten?
Vielen Dank.
Lexi
7 Antworten
Hallo Lexi,

wenn ich Dich richtig verstehe, handelt es sich nicht um Deinen Hund, sondern um den Hund von Bekannten auf den Du ab und an aufpasst, richtig?

Es ist immer schwierig, wenn man im direkten Umfeld "Problemfelle" hat … allerdings kann nicht geholfen werden, wenn die Besitzer*innen selbst sich keine Hilfe holen können / möchten.

Sicherlich könntest Du nochmal das Gespräch mit den Besitzer*innen suchen (es klingt auch so, als wäre das Umfeld einfach nicht das richtige für den Hund), aber diese müssten sich dann immer noch selbst an entsprechende Trainer*innen wenden.


Du kannst nur darauf schauen, dass Du Dir die Zeit, die Du mit dem Hund verbringst, so angenehm wie möglich gestaltest - aber dadurch, dass Du ja nicht 24/7 mit dem Hund zusammen bist, kannst Du auch nur bedingt mit ihm trainieren. Zumal es in dem Sinne auch nicht Deine Aufgabe ist.

Daher kann ich Dir an dieser Stelle nur raten, Dich ein bisschen aus der Verantwortung zu nehmen - auch wenn es verständlicherweise schwerfällt.

Liebe Grüße
Stephanie Becker
Die Hexe und der Hund
www.hexeundhund.com
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Lexi V. | Fragesteller/in
schrieb am 14.04.2025
Hallo,

Erst einmal vielen lieben Dank für die Antwort. Das Thema ist recht komplex, da ich meine Fixkosten gezahlt bekomme, dass ich den Hund nicht nur sitte sondern jetzt auch trainiere.
Ich habe den jetzt dauerhaft bei mir, zu meinem eigenen Rüden, und wenn man die Sachlage gut managet, ist er auch draußen ein toller Hund.

Sie will sich nicht groß mit dem Hund aufhalten, erwartet, dass wer anderer (ich in dem Fall), den Hund trainiere, aber wenn sie alleine im Haus ist und Angst hat, dann ist der Hund wieder gut genug zum Aufpassen.
Aber Zeit investieren in den Hund will man nicht.

Ich bin teilweise echt ratlos wie ich ihr vermitteln soll, dass ich das dauerhaft nicht möchte, einfach weil sie selbst zwei extrem schwere Jahre hinter sich hatte und nun mit einer lethalen Krankheitsdiagnose bei ihrem Mann konfrontiert wurde, weshalb der Hund bei mir nun "geparkt" wurde.

Glg,
Lexi
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Lexi V. | Fragesteller/in
schrieb am 14.04.2025
Hallo,

Erst einmal vielen lieben Dank für die Antwort. Das Thema ist recht komplex, da ich meine Fixkosten gezahlt bekomme, dass ich den Hund nicht nur sitte sondern jetzt auch trainiere.
Ich habe den jetzt dauerhaft bei mir, zu meinem eigenen Rüden, und wenn man die Sachlage gut managet, ist er auch draußen ein toller Hund.

Sie will sich nicht groß mit dem Hund aufhalten, erwartet, dass wer anderer (ich in dem Fall), den Hund trainiere, aber wenn sie alleine im Haus ist und Angst hat, dann ist der Hund wieder gut genug zum Aufpassen.
Aber Zeit investieren in den Hund will man nicht.

Ich bin teilweise echt ratlos wie ich ihr vermitteln soll, dass ich das dauerhaft nicht möchte, einfach weil sie selbst zwei extrem schwere Jahre hinter sich hatte und nun mit einer lethalen Krankheitsdiagnose bei ihrem Mann konfrontiert wurde, weshalb der Hund bei mir nun "geparkt" wurde.

Glg,
Lexi
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Lexi V. | Fragesteller/in
schrieb am 14.04.2025
Hallo,

Erst einmal vielen lieben Dank für die Antwort. Das Thema ist recht komplex, da ich meine Fixkosten gezahlt bekomme, dass ich den Hund nicht nur sitte sondern jetzt auch trainiere.
Ich habe den jetzt dauerhaft bei mir, zu meinem eigenen Rüden, und wenn man die Sachlage gut managet, ist er auch draußen ein toller Hund.

Sie will sich nicht groß mit dem Hund aufhalten, erwartet, dass wer anderer (ich in dem Fall), den Hund trainiere, aber wenn sie alleine im Haus ist und Angst hat, dann ist der Hund wieder gut genug zum Aufpassen.
Aber Zeit investieren in den Hund will man nicht.

Ich bin teilweise echt ratlos wie ich ihr vermitteln soll, dass ich das dauerhaft nicht möchte, einfach weil sie selbst zwei extrem schwere Jahre hinter sich hatte und nun mit einer lethalen Krankheitsdiagnose bei ihrem Mann konfrontiert wurde, weshalb der Hund bei mir nun "geparkt" wurde.

Glg,
Lexi
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Hallo Lexi,

entschuldige bitte die späte Rückmeldung - ich war im Urlaub.

Der Hund stammt ja aus einem Tierheim, oder? Wäre es eine Option, dieses über die Lage zu informieren? Denn es ist ja nicht Sinn der Sache, dass der Hund an Person X vermittelt wurde, aber dann bei einer anderen quasi lebt und trainiert wird …

Oder möchtest Du den Hund nun komplett übernehmen? Aber auch das müsste ja mit dem Tierheim besprochen werden.

Liebe Grüße
Stephanie Becker
Die Hexe und der Hund
www.hexeundhund.com
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Lexi V. | Fragesteller/in
schrieb am 24.04.2025
Hallo,
Huch da wurde wohl vorhin zu viel gepostet, entschuldigung!

Ja, der Hund stammt quasi aus dem Th. Wurde in Rumänien von einer Privatperson gerettet, ein bisschen erzogen und dann weiter vermittelt. Mehr Informationen habe ich leider nicht, nur, dass er laut Aussage der jetzigen Besitzer (das Paar) die ersten 1-2 Jahre in einem Verschlag gelebt hat. Das wurde ihnen halt so mitgeteilt.
Ob sie Kontakt zu der Privatperson haben, oder diese überhaupt noch erreichbar ist, weiß ich nicht und kann ich nicht abschätzen.
Im örtlichen SV wurde damals (vor ca. einem Jahr) dem Hund direkt in der ersten Stunde (laut Aussage der jetzigen Besitzer) mit einem Handschuh ins Gesicht geschlagen, da der Hund auf Männer an der Leine schnappig wird. Seitdem haben sie nie wieder einen Hundeplatz mit dem Hund betreten.

Im Alltag erlebe ich ihn selbst anderen Hunden gegenüber höchst sozial im Freilauf (Hundezone). Nur an der Leine sieht es bei ihm mau aus, weshalb ich auf eine handfeste Leinenaggression langsam schließe. Wenn man ihn aber sofort bei Fixation auf anderen Menschen herausholt, reagiert er auf Fremde nicht negativ und kann problemlos vorbeigehen.
Nur so schnell sind die aktuellen Besitzer halt nicht - die merken es erst, wenn sie dem Hund hinterher fliegen.
Er wäre ein toller Hund wenn die halt von sich aus regelmäßig mit ihm arbeiten würde, aber da das Pflegen des Mannes ein Vollzeitjob ist aufgrund der tödlichen Erkrankung bleibt keine Zeit für den Hund.
Sie möchte sich dann wieder um den Hund kümmern, wenn ihr Mann gestorben ist - bis dahin soll ich ihn unter tags verwahren und beschäftigen.

Den Hund später selbst zu übernehmen werde ich auf gar keinen Fall - auch nicht teilen als quasi Zweibesitzer. Letztens hat sie leider aber andeutungsweise einen Satz dazu gegeben, der mich hellhörig werden hat lassen.
Ich sprach über das Thema Reisen und wie sehr ich mich darauf freue, nach 14 Jahren endlich wieder verreisen zu können. Daraufhin kam von ihr ein: "Na, vielleicht hast du bis dahin ja meinen Hund. Überleg dir das mit dem Reisen."
Daraufhin habe ich mich verbal direkt distanziert und klar ausgedrückt, dass ich ihn gerne betreue und bestmöglich mit ihm umgehe - den Hund aber sicherlich niemals übernehmen werde.
Seitens Besitzer kam dann ein tiefes Seufzen mit Worten wie: "Was soll ich mit ihm machen? Ihn zurück ins Tierheim geben...? Da möchte ich mich sofort übergeben Da lasse ich ihn lieber einschläfern anstatt dass er das wieder durchmachen muss."

Wirklich zu fähigeren Personen abgeben will sie auch nicht, weil sie sich selbst ebe ohne Hund ängstlich im eigenen Haus fühlt und später auch enorm Sorge vor der Einsamkeit hat, wenn ihr Mann in absehbarer Zeit gestorben ist.

Ich bin jetzt quasi Dauer-Parkplatz bis ihr Gatte sein Ableben hat. Und danach möchte sie neu evaluieren. Das kann 3 Wochen sein oder aber erst in ~ 6 Monaten. Je nachdem wie der Krebs loslegt......
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Hallo,

oh man, das ist ja wirklich eine katastrophale Situation.

Könntest Du eventuell Kontakt zu einem TS-Verein aufnehmen, der sich mit der Dame in Verbindung setzt?
Manche Vereine übernehmen die Vermittlung solcher Hunde und könnten ihn übergangsweise vielleicht auch auf einer Pflegestelle unterbringen… ein Versuch wäre es wert.

Ansonsten ist der Fall natürlich absolut tragisch, aber die Frau ist die "rechtmäßige Besitzerin" und solange sie nicht kooperiert (oder den Hund misshandelt) kann man leider nichts tun…

Liebe Grüße und weiterhin starke Nerven,
Stephanie Becker
Die Hexe und der Hund
www.hexeundhund.com
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