Unser Hund ist gegenüber Besuch unsicher und teils aggressiv, was können wir tun?

Aggressivität ❯ Gegenüber Menschen
Philipp S. schrieb am 07.07.2021
Hallo liebe Gemeinschaft,

unser kleiner Vierbeiner Knödel (Spitzmischling) hat ein Besucherproblem. Schnell zur Vorgeschichte: er ist ca. 10 Jahre alt, bei uns ist er seit mehr als 2 Jahren. Wir haben ihn aus dem Tierheim geholt, dort war er ca. 7 Wochen. Vorgeschichte nicht vorhanden, da er von der Polizei gefunden und abgegeben wurde. Knödel ist ein sehr personenbezogener Hund, er ist sehr liebebedürftig und anhänglich. Ein wirklich toller Hund aber jetzt zu unserem Problem.

Er ist sehr unsicher, ängstlich und besitzergreifend. Unsicherheit bei ihm lässt sich wie folgt erklären: wenn es klingelt oder gar Besuch kommt, bellt und knurrt er und bekommt sich auch nicht ein, bewegt sich aber keinen Zentimeter von seinem Platz. Seine Ängstlichkeit ist teils tagesabhängig. Wenn wir raus gehen wollen, zieht er plötzlich den Schwanz ein, Trabt nur hinter her, pullert nicht, riecht an nichts, schaut dich nur ängstlich an und erschrickt vor allem.

Wenn Besuch da ist, wir alle auf der Couch sitzen, ist er immer unten auf seinem Platz. Sowie irgendjemand aufsteht, knurrt er oder bellt. Wenn jemand eine ruckartige Bewegung macht, knurrt er oder bellt. Ich kann mich damit abfinden, dass er bellt wenn es klingelt, aber ich würde gerne den Rest in Griff bekommen. Es wäre ja auch für ihn gut wenn er seine Anspannung verlieren würde. Ich hoffe es hat jemand einen Tipp. Liebe Grüße aus Dresden
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 07.07.2021
Hallo Philipp,
nur einen Teil von Problemen in den Griff bekommen zu wollen macht keinen Sinn, denn die Probleme hängen zusammen. Wenn es klingelt steigert er sich in seine Angst, Unsicherheit rein. Es ist dann für ihn nicht möglich, sich, wenn der Besuch da ist, zu entspannen.
Es hängt auch davon ab, wie Sie auf das Knurren und Bellen, wenn jemand aufsteht, reagieren. Schimpfen, AUS, NEIN, wird der Hund in dieser Situation nicht verstehen.
All das können Sie nur in den Griff bekommen, wenn Sie es außerhalb von echtem Besuch üben. Bei Besuch will man sich ja um die Besucher kümmern. Den Hund dann nebenbei zu erziehen verursacht nur noch mehr Stress und der Hund ist beim nächsten Besucher sicher wieder nicht entspannt. Probleme mit Hunde schafft man nur mit und in Ruhe aus der Welt.
Üben Sie deshalb mit dem Hund und eingeweihten Besuchern. Schicken Sie den Hund an seinen Platz und bitten Sie jemanden, zu klingeln und zu klopfen. Zuerst nur einmal kurz. Wichtig: Sie reagieren nicht darauf, geben dem Hund, wenn er aufhört zu bellen ein Leckerchen oder loben ihn. Evtl. benötigen Sie etwas Geduld. Geben Sie aber nicht auf, lassen den Hund an seinem Platz und reagieren nicht auf das Klingeln. Wenn das bei einem Klingeln funktioniert, kann man das Geräusch steigern und wenn das dann klappt, den Besuch reinbitten. Sobald der Hund wieder bellt, gehen Sie einen Schritt zurück, bis dorthin, wo es noch funktioniert hat.
Wenn der eingeweihte Besucher in der Wohnung ist und sich gesetzt hat, bitten Sie ihn, aufzustehen, reagieren auch hier nicht auf das Bellen des Hundes sondern nur auf das Aufhören, genau wie schon zuvor. Steigern Sie die Zeit zwischen Ruhe und Leckerchen. Je öfter das passiert um so schneller wird der Hund lernen, sich nicht mehr aufzuregen.
Wenn er draußen Angst hat können Sie ihm diese nur nehmen, indem sie den Hund führen d. h., ohne locken, trösten oder erklären einfach vorgehen, den Hund auch nicht anschauen. Strahlen Sie Ruhe und Sicherheit aus, das überträgt sich auf den Hund. Wenn Sie ihn anschauen, trösten, locken gehen Sie zögerlich vor, nur das sieht und versteht der Hund und wird ganz sich seine Angst nicht verlieren sondern diese Zögerlichkeit nachahmen.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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