Agressiv!-ich weiß nicht mehr weiter!

Aggressivität
aazuuu schrieb am 21.08.2016
Guten Abend, ich bin Azra und 21 Jahre alt. Ich habe seit etwas weniger als 3 Jahren eine 3 Jährige Shi-Tzu-Mischlings Hündin die mein Leben ein wenig auf den Kopf stellt. Einerseits ist sie ein Engel der mich immer zum Lachen bringt und mir nicht von der Seite weicht wenn ich traurig bin, andererseits ist sie in Kontakt mit Anderen ein Monster. Sei es Mensch oder Hund, was fremd ist wird angebellt und angegriffen. Sie ist mein erster Hund und ich habe mir viel Mühe gegeben alles von Anfang an richtig zu machen. Welpenschule besucht welche bis zur 12 Woche war, danach in eine Hundeschule mit einer Welpengruppe, habe sie in den Wald gefahren, sie draußen mit jedem spielen lassen, sie von vielen Menschen die sie streicheln wollen streicheln lassen. Sie hatte weder mit Mensch noch mit Hund eine schlechte Erfahrung, bis sie mit Ca 1 Jahr anfing aggressiv zu werden. Ob es angstagression ist kann ich nicht sagen denn sie schreit wie wild und man kann sie kaum bändigen. Wenn ich den anderen Hundebesitzern das erkläre und versuche sie einfach mal machen zu lassen ( weder stärkeres antippen noch lauter aus sagen bringt etwas ) beruhigt sie sich erst wenn der andere Hund sich umdreht und sie ignoriert. Wenn ich mich dann dazu entscheide sie von der Leine zu nehmen KANN es sogar passieren dass ihr der Hund sympathisch ist und sie mit ihm spielen will. Im nächsten Moment kann ihr aber wiederum etwas nicht passen und schon greift sie wieder an. Ein paar mal ist es passiert dass sie das bei den falschen Hunden gemacht hat und durchgeschüttelt wurde-meine größte Angst ist es, dass sie einmal gepackt wird und schlimme Wunden davon trägt oder sogar noch schlimmeres. Ich habe nur nicht immer Zeit mich zu den Leuten mit Hunden zu stellen oder in den Wald zu fahren, indem sie problemlos ohne Leine laufen kann-sie ist zwar nicht super sozialisiert, schnüffelt nicht an anderen oder möchte spielen aber sie umgeht die anderen Hunde und zickt nicht ständig rum. Man muss dazu sagen dass sie 4-5 Hunde hat die sie mag und lange kennt, mit denen sie aber sehr dominant spielt sodass es da manchmal auch zu einem kleinen Zoff kommen kann-nichts schlimmes.
Als wir dann vor einem Jahr mit einer Hundetrainerin begonnen haben zu trainieren war die Hoffnung da, sie könne etwas ändern. Haben an der leinenführigkeit gearbeitet und Bleib-Kommandos geübt. Jedoch hat das auch nicht viel gebracht gegenüber den anderen Hunden.
Von Menschen ganz zu schweigen. Sie toleriert sie, manche werden angebellt, manche angeknurrt, schreiende und rennende Kinder werden "attackiert". Solange meine Freunde oder Bekannte ihr die Hand nicht hinhalten werden sie nicht gebissen, am besten gar keine Aufmerksamkeit dann passiert auch nichts. So ist das auch, trotzdem sehr anstrengend und unangenehm weil sie alle so niedlich finden.
Mein größtes Problem ist dass ich irgendwann in 3-4 Jahren ein Kind haben möchte da ich auch in einer langen Beziehung bin ( mein Freund kann mit ihr alles machen, die kennen sich seitdem sie klein ist. Außer meinem Bruder, meinen Eltern, ihm und mir aber NIEMAND ), und ich weiß jetzt schon dass das ein absoluter Horror wird. Mit so einem Hund kann ich keine Familie gründen. Ich möchte aber weder auf das eine noch auf das andere verzichten. Ich weiß ic brauche Hilfe von einem Hundetrainer aber 60€ für eine Stunde kann ich mir als Auszubildende nicht leisten :-(
Es zerreißt mir das Herz zu sehen dass sie nicht Hund sein kann, sie ist ein Clown und so liebenswürdig und ich habe irgendwas falsch gemacht und ihr das weggenommen was sie eigentlich ist und tut. Ich brauche bitte einen Rat und Hilfe...
5 Antworten
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 22.08.2016
Hallo Azra,
wahrscheinlich ist, dass die Kleine Sie beschützen will. Sie merkt, dass Sie angespannt sind, das "Aus" bestätigt sie noch, denn dann bellen Sie mit. "Aus" und "Nein" sind die am meisten überstrapazierten und am wirkungslosesten Worte in der Hundeerziehung.
Ganz sicher ist Ihr Problem ein Führungsproblem weshalb ich noch einiges mehr wissen müsste.
Sie schreiben, Sie haben an der Leinenführigkeit gearbeitet. Schildern Sie mir bitte, wie die Leinenführigkeit aussieht? Wie reagiert sie zuhause auf Besucher?
Darf sie unaufgefordert auf Sofa oder Bett? Kann sie alleine bleiben? Fordert sie erfolgreich Ressourcen wie Streicheleinheiten, Futter, spielen u.s.w. ein?

Auf Ihre Antwort freut sich
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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aazuuu | Fragesteller/in
schrieb am 22.08.2016
Danke erstmal für die Antwort!
Leinenführigkeit sieht soweit aus dass ich viel "Fuß" mit ihr geübt habe und das soweit ganz gut geklappt hat. Versuche sie zwar immer an der kurzen Leine bei mir zu haben und diese auch locker zu lassen aber sie verfällt immer wieder in ihr altes Muster wo sie zieht und alles anbellt was an uns vorbeiläuft. Mit Leckerlies ist es auch schwer zu arbeiten da sie draußen nicht so sehr darauf fixiert ist, da würde man mit ihrem Ball besser arbeiten können aber sobald ich den raushole hat sie nur noch Augen dafür und ist wie hypnotisiert und das ist auch nicht mein Ziel.
Zu Hause bellt sie sobald es an der Tür klingelt was wir nicht unbedingt verboten haben (ich weiß das ist falsch), lässt Besucher rein sobald sie an ihnen geschnuppert hat es sei denn wir halten sie fest und sie hat die Möglichkeit nicht.
Unaufgefordert auf Sofa und Bett darf sie wohl auch, da sie so winzig klein und süß war am Anfang und wir das beibehalten haben ...
Alleine bleiben klappt gut, ohne meckern, kein bellen, kein jammern, kein markieren, alles super.
Streichelteinheiten einfordern tut sie bedingt, sie liebt es zu spielen und ist nicht so der kuschelnhund. Falls sie aber damit meinen dass wenn sie gestreichelt wird und man aufhört-sie direkt den Kopf unter die Hand schiebt damit man weiter macht, ja das tut sie ab und zu.
Futter ist überhaupt ein anderes Problem, man muss sie wirklich fast zwingen zu fressen, ich weiß das sollte man nicht tun aber sie würde sonst nichts fressen.. Daneben sitzen und warten bis sie auffrisst gehört manchmal auch dazu..
Noch ein großes Problem ist ihre Besessenheit nach ihrem Ball. Hat sie ihn, will sie nur noch spielen und nervt alle damit weil es kein Ende hat. Ist ja nicht so, dass sie freiwillig ausmacht, man muss ihr dann hinterherrennen um den Ball aus dem Maul zu nehmen und diesen zu schmeißen. Und wenn man ihn versteckt, weint sie bis man ihn ihr wiedergibt, wenn man das nicht tut gibt es eine Stunde Ruhe, und sobald ihr langweilig ist fängt das wieder an. Dadurch dass ich soviel Arbeit möchte ich ihr natürlich aber alles bieten um sie glücklich zu machen wenn ich dann nach Hause komme.. So einfach ist das alles gar nicht unter einen gut zu bekommen..
Freue mich auf eine Antwort, lg
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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 22.08.2016
Hallo,
Ihr Hund hat Sie ganz einfach super im Griff. Sie wurde dadurch in die Rolle des "Rudelführers gedrängt und will natürlich ihr Rudel und Eigentum beschützen. Um das zu ändern, müssten Sie einiges an Ihrem Verhalten der Hündin gegenüber ändern.
Sie dürfen Sie streicheln, sooft und solange Sie wollen, aber eben solange SIE wollen, nicht der Hund.
Die Kleine darf aufs Sofa, wenn SIE es wollen und sie rufen.
Sie können solange und so oft mit der Kleine spielen, wie SIE es wollen. Sie bestimmen wann gespielt wird und wann das Spiel beendet ist. Regt die Hündin sich auf, ignorieren Sie es. Laufen Sie ihr nicht hinterher, um den Ball zu bekommen. Das sind die Spielregeln der Kleinen, nicht ihre. Wenn sie nach Ihren Spielregeln nicht spielen will, ist das Spiel beendet.
Kein Hund verhungert freiwillig, auch Ihrer nicht. Der Kleinen gefällt es nur gut, wenn man soviel mit ihr daher macht. Stellen Sie ihr das Futter hin, was nach einer halben Stunde nicht gefressen ist, nehmen Sie weg. Bleiben Sie hart, beobachten Sie sie nicht, gehen Sie am besten weg. Mit der Zeit, es kann ein paar Tage dauern, wird die Kleine Hunger und eine Freude mehr im Leben, nämlich fressen, haben.
Dass die Kleine alles anbellt hängt mit immer noch fehlender LeinenFÜHRIGKEIT zusammen.
Hunde ziehen an der Leine, weil sie es so gelernt haben. Oder, besser gesagt, nicht anders gelernt haben. Wenn Herrchen/Frauchen dem Hund mit ausgestrecktem Arm überallhin folgt, wird der Hund natürlich auch weiter immer dahin gehen, wo er hin will. Er kann es ja, manchmal mit einem Gewicht am anderen Ende der Leine, aber es geht. Hunde lernen durch Erfolg oder auch Misserfolg.
Deswegen hier mein Tipp: NIE dem Hund folgen, wenn er zieht, auch nicht, wenn er wo schnuppern, sich lösen oder zu Bekannten will. Wenn er einmal Erfolg hatte, müssen Sie wieder von vorne mit dem Training anfangen. Bleiben Sie stehen, bis die Leine wieder locker ist (das braucht etwas Geduld) oder, wenn Ihr Hund richtig feste zieht, drehen Sie um und gehen zurück.
Am besten reagieren Sie schon, wenn er versucht, Sie zu überholen. SOFORT umdrehen und zurückgehen und zwar jedesmal.
Oft liegt das Ziehen auch an der Art, wie die Leine gehalten wird. Meistens wird die Leine zu kurz gehalten, mit Zug. Zug erzeugt Gegenzug, der Mensch zieht weil der Hund zieht und der Hund zieht immer mehr dagegen. Der Hund kann diesen Kreislauf nicht lösen, das kann nur der Mensch.
Meistens kann ein Hund sich auch nicht konzentrieren. Man kommt aus der Haustür und schon soll der Hund, ohne sich ausgepowert oder gelöst zu haben, locker an der Leine gehen. Die Leinenführigkeit sollte immer nur zwischendurch geübt werden, zuerst darf der Hund laufen und schnuppern, dann wieder 10 Minuten üben u.s.w.. Erst, wenn das immer besser funktioniert, wird es irgendwann gefestigt sein und der Hund läuft immer und überall an lockerer Leine. Üben, egal was, sollte man nie im Ernstfall sondern immer entspannt und gezielt.
Für Sie mag sich das alles jetzt schlimm anhören, wahrscheinlich undurchführbar. Wenn es Ihnen aber möglich ist, Rudelführer zu werden statt Eigentum zu sein, werden Sie einen ausgeglichenen Hund bekommen, der sich auf Sie verlassen kann und nicht mehr dem Stress ausgesetzt ist, selbst seine Familie und alles drumherum zu regeln und zu verteidigen.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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aazuuu | Fragesteller/in
schrieb am 22.08.2016
Vielen lieben Dank für diese Tipps, ich werde versuchen das umzusetzen um meinem Hund ein angenehmeres und ausgeglichenes Leben zu verschaffen.
So wie Sie das schildern ist mein Hund gar nicht "aggressiv" sondern nur unerzogen.
Sie haben mir damit schon viel geholfen und ich werde alles geben um das zu verwirklichen.
Lg Azra
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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 22.08.2016
Hallo Azra,
weniger unerzogen als dass er keine Grenzen und Regeln kennt. Genau wie wir brauchen Hunde diese Regeln. Wenn sie die nicht haben, machen sie sich ihre eigenen und das geht in den wenigsten Fällen gut :-)
Wenn alles gut klappt, können diese Regeln auch wieder gelockert werden. Dann darf er auch mal wieder bestimmen. Aber nur so lange, wie Sie die Kontrolle behalten.

LG
Ellen
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