Junghund springt Kinder und Radfahrer an, was tun?

Aggressivität
Hasi1 schrieb am 30.04.2021
Hallo liebe Trainer,

wir haben einen 6 Monate alten DDR Schäferhund Herder Mix, der immer zu den Kindern auf der Straße rennen will. Er ist zuhause sehr ruhig und gehorsam, aber sobald man mit ihm draußen spazieren geht und auf Kinder (ca.5-10 Jhr.) trifft dreht er völlig durch. Er fixiert sie und dann stellt er sich komplett auf und zerrt zu ihnen hin (und wenn er nicht hin kann, dann springt er uns an und beißt in die Leine).

Es ist sogar einmal vorgefallen, dass er einmal auf einen Jungen zu gerannt ist, der ihn kurz angesprungen hat und dann vor ihm stand und ihn anbellte. Noch schlimmer ist es, wenn die Kinder auch noch rennen oder auf uns mit dem Fahrrad oder mit dem Roller zu kommen. Zudem springt er auch Radfahrer an, was natürlich sowohl für ihn als auch für die Fahrer selbst gefährlich enden kann.

Wir haben versucht ihn immer auf die andere Seite zustellen wenn Kinder oder allgemein Menschen an uns vorbei gehen. Manchmal klappt es, aber manchmal geht er einfach vor. Nicht zu vergessen ist noch zu erwähnen, dass er als 14 Wochen alter Welpe schonmal unsere Nachbarin mit ihrem Kind angebellt hat, und sie ihn währenddessen mit ihrem Fuß weggestoßen hat.

Er hatte aber auch positive Erfahrungen mit Kindern gemacht, die ihn niedlich fanden und gestreichelt haben. Ich hoffe ihr könnt mir hier weiter helfen, weil uns sein Verhalten später wirkliche Probleme bereiten kann. Wir haben uns auch mittlerweile überlegt, ob wir ihm einen Maulkorb anbringen sollten, damit es nicht zu einem Beißvorfall kommen kann, bis wir dieses Verhalten korrigiert haben. LG Hasi
1 Antwort
Hallo Hasi, danke für Ihre eMail. Nach all dem, was Sie schildern, hört es sich fast danach an, daß Ihr Hund Jagdverhalten zeigt. Bei Jagdverhalten starren Hunde auch potenzielle Jagdbeute an, zeigen plötzliches Vorspringen und Reißen in die Leine. Viele Hunde geben dazu noch hohe Töne ab und zeigen eine frustrationsbedingte Aggression gegen den Besitzer, wenn dieser seinen Hund an der Jagd hindert. Auch beim Hüteverhalten zeigt der Hund Teile aus dem Jagdverhalten, wie fixieren, hetzen, packen! Da er auch Radfahrer anspringt und Sie sagen, sobald die Kinder weglaufen wird es schlimmer - könnte es sich um Jagdverhalten handeln. Schreiende quietschende Kinder hören sich an wie Beute. Bei Jagdverhalten will der Hund nicht die Distanz zum Auslöser vergrößern, wie z.B. bei Angstverhalten, sondern verkleinern. Wenn Hunde Menschen jagen, kann es gefährlich werden, da manche Hunde ab einer bestimmten Jagdsequenz nicht mehr erkennen, ob es sich um tierische oder menschliche Beute handelt und diese packen, schütteln usw. Sie können folgendes machen: Sobald er anfängt zu fixieren, sollten Sie eingreifen mit einem Abbruchsignal, was der Hund bereits kennen sollte, und sobald er das macht, geben Sie ihm eine andere Aufgabe, Futter am Boden suchen etc. Sie müssen aber direkt eingreifen, wenn er schon in der Leine steht, hilft es nicht mehr. Desweiteren sollten Sie mit ihm an der Leinenführigkeit und am Grundgehorsam arbeiten. Außerdem sollte er - wenn er wirklich jagdlich motiviert ist - eine Ersatzbeschäftigung aus dem jagdlichen Bereich bekommen: Suchspiele, Apportieren etc. - Sollten Sie sich unsicher sein, wie Sie weiter vorgehen müssen, wenden Sie sich bitte an eine Fachfrau/-mann vor Ort, der Ihren Hund genau einschätzen kann und dann das Training mit Ihnen bespricht.

Viele Grüße aus Düsseldorf

Kerstin Gebhardt
Hundepsychologin/-trainerin
www.kerstin-gebhardt.de


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