Was tun bei einem Hund mit Vergangenheit?

Aggressivität
Sandy E. schrieb am 02.03.2021
Guten Tag,

Ich habe eine 4-jährige Labrador Boxer Mischlingshündin. Sie zeigte nach einiger Zeit Verhaltensstörungen auf.

Sie wurde sehr schlecht gehalten und so oft abgegeben. Jetzt habe ich für sie die Verantwortung, die ich natürlich richtig übernehme möchte. Sie zeigte nach 2 bis 3 Wochen gegenüber unserem Familienhund Jack Russel Terrier Rüde halt auf, dass wenn ich sie streichle und er kommt (ich ihn dann auch streichle), sie sich auf ihn fixiert und die Zähne fletscht. Sie geht auch auf ihn los.

Sie mag nicht alle Menschen und Hunde. Es gab auch einen Vorfall zuhause: sie sieht es als ihr Revier. Sie bellt, wenn jemand schellt und rein will. Ein Bekannter war da, sie hatte ihn bereits fixiert und nicht aus den Augen gelassen. Es war kein Unbekannter. Als er mir zu nah kam, hat sie ihn in die Bauchseite gezwickt und gebellt. Es hat auch damit begonnen, dass sie in die Wohnung macht... Die Leinenführigkeit ist auch nicht das beste.

Würde gerne gute Tipps wissen, wie ich das alles korrigieren kann, da ich sie natürlich auch nicht abgeben möchte.

Lieben Dank, freue mich über Antworten.
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 04.03.2021
Hallo Sandy,
wir Menschen haben die Angewohnheit, Hunde, denen es vorher schlecht ging, zu viel Aufmerksamkeit zu geben. Dazu gehört auch, ihnen keine Grenzen aufzuzeigen.
Grenzen sind z. B. wenn die Hündin etwas von Ihnen fordert, wie Streicheleinheiten, spielen oder Futter, ignorieren Sie es.
Springt sie von sich aus auf Bett oder Sofa, wird sie sanft weggedrückt. Sie darf dort nur hin, wenn Sie es erlauben.
SIE agieren, die Hündin reagiert, NIE umgekehrt. Dann sind Sie der "Boss". Wenn es umgekehrt ist, wie jetzt, ist es die Hündin. Dadurch sieht sie alles, einschließlich Sie selbst, als ihr Eigentum an. Niemand sonst hat sich Ihnen zu nähern, schon gar nicht ein anderer Hund.
Es ist deshalb sehr wichtig, vor allem für die Hündin, dass Sie lernen, Entscheidungen zu treffen und sie NIE der Hündin überlassen.
Das beinhaltet auch die Leinenführigkeit. Wenn die Hündin Sie führt statt umgekehrt trifft sie auch hier die Entscheidungen.
Hunde ziehen an der Leine, weil sie es so gelernt haben. Oder, besser gesagt, nicht anders gelernt haben. Wenn Herrchen/Frauchen dem Hund mit ausgestrecktem Arm überallhin folgt, wird der Hund natürlich auch weiter immer dahin gehen, wo er hin will. Er kann es ja, manchmal mit einem Gewicht am anderen Ende der Leine, aber es geht. Hunde lernen durch Erfolg oder auch Misserfolg.
Deswegen hier mein Tipp: NIE der Hündin folgen, wenn sie zieht, auch nicht, wenn sie wo schnuppern, sich lösen oder zu Bekannten will. Wenn sie einmal Erfolg hatte, müssen Sie wieder von vorne mit dem Training anfangen. Bleiben Sie stehen, bis die Leine wieder locker ist (das braucht etwas Geduld) oder, wenn Ihre Hündin richtig feste zieht, drehen Sie um und gehen zurück.
Sehr wichtig ist, dabei nicht nach der Hündin zu schauen. Sie schauen dort hin, wo Sie hin gehen, als wäre gar kein Hund dabei. Gehen Sie Kurven, nach rechts, nach links. drehen Sie um. Dadurch lernt die Hündin, sich auf Sie zu konzentrieren statt umgekehrt.
Oft liegt das Ziehen auch an der Art, wie die Leine gehalten wird. Meistens wird die Leine zu kurz gehalten, mit Zug. Zug erzeugt Gegenzug, der Mensch zieht weil der Hund zieht und der Hund zieht immer mehr dagegen. Der Hund kann diesen Kreislauf nicht lösen, das kann nur der Mensch.
Die Leinenführigkeit sollte immer nur zwischendurch geübt werden, zuerst darf der Hund laufen und schnuppern, dann wieder 10 Minuten üben u.s.w.. Erst, wenn das immer besser funktioniert, wird es irgendwann gefestigt sein und der Hund läuft immer und überall an lockerer Leine. Üben, egal was, sollte man nie im Ernstfall sondern immer entspannt und gezielt.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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