Leinenaggression - Was hilft wirklich?

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Johanna E. schrieb am 02.05.2022
Unser Hund, ein Rüde ist 11 Monate alt und reagiert teilweise sehr ungestüm an der Leine. Es klappt nur mit extrem ruhiger Ausstrahlung meinerseits, viel Ablenkung oder Ausweichen. Von weitem ist es okay, direkte Begegnungen auf dem Gehweg katastrophal. Ich hätte irgendwie gerne einen einheitlichen Weg, weil wir es auch schon mit Leinenruck und mehr Strenge probiert haben. Meiner Meinung nach macht es das schlimmer, bzw. verstärkt sein Verhalten noch. Wenn wir mit dem Kinderwagen unterwegs sind kann ich das gar nicht üben, da hilft nur Augen zu und durch und die „Flucht ergreifen“. Interessant ist allerdings folgende Beobachtung: wenn er kurz vorm Supermarkt, der Apotheke usw. angeleint ist, ist er ruhig und entspannt, wartet brav und ignoriert vorbeilaufende Hunde. Teilweise war er sogar schon direkt neben einem anderen Hund angeleint und nichts passierte. Sobald ich (oder auch Herrchen) rauskommen und die Leine nehmen, fängt er an zu bellen. Es liegt also ganz klar an uns, da er sonst super verträglich ist, gerne spielt und im Freilauf neugierig und interessiert anderen Hunden gegenüber auftritt. Wie können wir das schaffen?
1 Antwort
Guten Abend,
ja, es liegt an Ihnen. Er vertraut Ihnen (noch) nicht, dass Sie mit der
Situation klarkommen.
Ab sofort führen Sie: Der Hund geht an der Leine HINTER Ihren Füßen und an Ihrer zum Ereignis abgewandten Seite.
Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns, wenn der Hund an der Leine pampt. Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Hunde versuchen alles „weg zu bellen“ , wenn sie uns nicht zutrauen, mit der Situation klarzukommen.
Geben Sie Ihrem Hund Sicherheit, indem Sie ihn immer beschützen. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Fremde fassen Ihren Hund nicht an und Sie vermeiden es, dass ein Mensch Ihren Hund ansieht. Sie gehen Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund oder eine Leinen-Begegnung gehen grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung und nehmen Sie den Blickkontakt heraus. Bleiben Sie in Bewegung und lassen Sie ihn nicht am Rand sitzen und beugen Sie sich nicht über ihn, das baut unnötig Stress auf.
Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen. Rufen Sie früher ab, leinen Sie früher an, seien Sie immer vorausschauend und ein bisschen fixer als Ihr Hund.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht/Unsicherheit ernstnehmen. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen Sie sie unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!!!!!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt.
Viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
www.hundimedia.de
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