Dominanter OEB

Mangelnder Gehorsam ❯ Grunderziehung
Minnos schrieb am 06.07.2015
Wie schaffe ich es unserer OEB zu zeigen, das ich der Alpha bin? Haben schon so vieles probiert, aber er zieht immer wieder sein Ding durch.
1 Antwort
Janna Krebs | Hundetrainer/in
schrieb am 06.07.2015
Hallo,

die Vorstellung, dass der Mensch der "Alpha" sein muss, können Sie ganz entspannt als überholt und nicht mehr als "state of the art" betrachten :-)

Die Idee, dass unser vierbeiniger Freund jede nur denkbare Möglichkeit, die sich ihm bietet, ausnutze, um uns zu „dominieren“, hat ihren Ursprung in der sog. „Dominanztheorie“. Ziel des Hundes sei es demnach, der alleinige Chef im Haus zu sein: Alles und jeder solle sich seinen Wünschen unterordnen! Dieses Problem könne nur gelöst werden, indem der Hundebesitzer die Rolle des Rudelführers übernehme und dadurch den Hund unter seine ständige Kontrolle bringe.

Die „Dominanztheorie“ erlebte Mitte des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Basis waren Verhaltensbeobachtungen an in Gefangenschaft lebenden Wolfsrudeln. Heute weiß man, dass die damals gesammelten Erkenntnisse weder auf in Freiheit lebende Wölfe geschweige denn auf unsere Haushunde übertragen werden können.

Auch wenn die „Dominanztheorie“ bereits vor gut 20 Jahren wissenschaftlich widerlegt wurde und neueste Ergebnisse der Verhaltensforschung ihre Ungültigkeit erneut bestätigen, halten sich die entsprechenden Ansichten und „Regeln“ leider nach wie vor hartnäckig im Hundetraining. Dieses Phänomen wird durch selbsternannte „Hundeflüsterer“, die überwiegend nach der „Dominanztheorie“ arbeiten und insbesondere in den Medien viel Raum bekommen, leider noch verstärkt.

Die moderne Wissenschaft hat sich bei der Beschreibung der Mensch-Hund-Beziehung längst vom „Rudelkonzept“ verabschiedet. Heute geht man beim Zusammenleben des Menschen mit Hunden vielmehr von einer familienähnlichen Struktur aus, vergleichbar einer Eltern-Nachkommen-Beziehung. Bei unseren Haushunden ist das Bedürfnis nach einer menschlichen Bezugsperson sehr stark ausgeprägt.

D.h. nicht, dass Sie von nun an keine Grenzen mehr setzen dürfen! Sie können dies aber auf eine hundefreundliche Art tun, indem Sie z.B. ein "Stopp!"-Signal aufbauen. Bitte wenden Sie sich am besten an einen kompetenten Hundetrainer vor Ort, der mit Trainingsmethoden arbeitet, in denen positive Verstärkung (und keine aversiven Strafen) die Hauptrolle spielt.

Herzliche Grüße,
Janna Krebs
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