6-jähriger Collie fürchtet sich vor knallartigen Geräuschen

Angst ❯ Vor Gegenständen / Geräuschen
HappyDog schrieb am 30.12.2015
Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für die Zeit, die Sie sich nehmen.
Seit ein paar Monaten habe ich eine 6-jährige Colliehündin, die mir als blind vermittelt wurde. Festgestellt habe ich, dass sie nicht blind ist, sondern ein Angsthund. Alle knallartigen Geräusche versetzen sie in Panik, sodass sie noch nicht einmal mehr auf mich hört, sondern nur noch rennt. Zum Glück kennt sie den Weg nach Hause, denn dort fand ich sie einmal vor dem Auto vor. Seither bin ich sehr vorsichtig und lasse sie außerhalb des Gartens nur ungern und auch ausschließlich auf dem Rückweg von der Leine.
Wir leben in einem Dorf mitten im Pfälzer Wald und hier wird eigentlich jeden Tag von Jägern geschossen. Sogar das Aufladen von Holz der Bauern macht ihr Angst. An der Leine zieht sie unentwegt.
Ich habe bislang ausschließlich mit Problemhunden und traumatisierten Hunden gearbeitet - jedes Mal erfolgreich und zum Schluss waren sie angstlos. Das Vertrauensband zwischen mir und meiner Hündin ist groß, aber in solchen Situationen hört sie noch nicht einmal mehr auf mich. Deshalb wende ich mich nun an einen professionellen Hundetrainer, in der Hoffnung, dass trotz ihres Alters und unbekannten Vergangenheitserfahrungen eine Lösung zu finden ist.

Mit freundlichen & dankenden Grüßen
HappyDog
3 Antworten
Guten Abend,
es fällt sehr schwer, diese Frage zu beantworten, ohne die Hündin zu sehen und zu erleben.
Ich würde zuerst einmal ein Schutzprogramm mit ihr machen, weil Sie ja an der Leine (von Ihnen) wegzieht. Ihre Angst ist größer als ihr Vertrauen.Wenn Hund ihren Besitzer nicht vertrauen, rate ich immer folgendes:
Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Ihr Hund ist unsicher und zieht von Ihnen weg - das ist seine Strategie, weil er Ihnen nicht zutraut, mit der Situation klar zu kommen.
Ab sofort führen Sie: Der Hund geht HINTER Ihren Füßen, sie gehen niemals auf einen Hund oder einen Menschen zu. Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns. Sie vermitteln Ihrem Hund Sicherheit, indem Sie ihn immer beschützen. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Fremde fassen Ihren Hund vorerst nicht an und Sie vermeiden es, dass der Mensch Ihren Hund ansieht. Sie gehen Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund-Begegnung geht grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung oder schirmen Sie ihn am Rand ab. Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen ohne etwas zu tun, reagieren Sie sofort, vor dem Hund, wenn es geht, das schafft Vertrauen.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht ernstnehmen. Alle Hunde in meinem Training haben es geschafft, als die Besitzer mit dem Schutzprogramm angefangen haben. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt. Hierzu finden Sie alles auf meiner
Homepage: www.hundimedia.de
Bücher „Spiel und Spaß mit Hund“ und „Mehr Spiel und Spaß mit Hund“ Film: „Der Weg ist das Ziel: 222 Möglichkeiten den Hund zu beschäftigen.
Ich würde dieses Training mit einer Valium 5mg unterstützen. Ich habe es meinem Hund an Silvester gegeben, es hat ihn beruhigt. Wenn Ihr Hund etwas sediert ist, kann er an Ihrer Seite nach dem Schutzprogramm vielleicht besser mit Geräuschen umgehen,
ich wünsche es Ihnen von Herzen
Inge Büttner-Vogt


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HappyDog | Fragesteller/in
schrieb am 04.01.2016
Vielen Dank, Frau Büttner-Vogt. Ihre Antwort hat mir bestätigt, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde. Allerdings hätte ich noch eine Frage: Wenn es wieder mal zu einer Panikattacke bei meiner Hündin kommt, soll ich ihre Ängste in diesem Augenblick ignorieren oder sie besser beruhigen, um ihr Sicherheit zu vermitteln? Ich habe bislang verschiedene Meinungen gehört und weiß einfach nicht, welche die bessere Variante ist.
Für Ihre Antwort wäre ich sehr dankbar!

Viele Grüße
HappyDog
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Guten Tag,
bei einer Panikattacke ist das Beste eine Ablenkung zu finden. Sie schaut zum Beispiel auf eine Sache und spannt sich an, Sie machen eine schnelle Bewegung in die andere Richtung, um ihr Gehirn umzuprogrammieren. Ich denke nicht, dass Leckerchen-Werfen etwas bringt und sie sollte sich auch nicht erschrecken.
Auf keinen Fall würde ich es ignorieren, das würde "mein eisernes Gesetz" brechen, den Hund in jeder Situation zu beschützen und ihn aus Situationen zu befreien, aus denen er allein nicht heraus kommt. Beruhigen ist ebenfalls nicht richtig, weil der Hund den eindruck bekommt, dass Sie auch nicht weiterwissen (in die Angst hinein streicheln...).
Richtig ist immer ein auflösende, andere, umkehrende, führende, stärkende Bewegung oder Handlung, die dem Hund zeigt, dass wir alles im Griff haben (heute Nacht fällt mir bestimmt noch ein besserer Begriff ein :-)))). Wie ein guter kompetenter Chef , der keine Dinge ignoriert oder wegstreichelt, sondern stark handelt.....
Sie schaffen das,
herzliche Grüße
Inge Büttner-Vogt
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