Hallo Nicki, danke für Ihre eMail. Oh ja, das ist schlimm, wenn der eigene Hund beim Gassigehen so viel Angst zeigt. Als erstes sollten Sie den Hund bitte so absichern, daß er auf keinen Fall aus dem Geschirr kommt. Am besten die Leine an Sicherheitsgeschirr und Halsband festmachen. Wenn sie in Panik evtl. wegläuft oder vor ein Auto. Sie schreiben nicht wo Sie wohnen, evtl. haben Sie einen Garten oder einen Balkon, wo Ihr Hund erst einmal die Alltagsgeräusche wahrnimmt aber dennoch im sicheren Zuhause ist, dann machen Sie die Möglichkeit, immer wenn er ein Geräusch hört, ihm zeitgleich etwas anzubieten, was er gut findet, z.B. eine Runde spielen, ein Leckerchen oder eine Streicheleinheit. Ihr Hund verknüpft dann das angstmachende Geräusch mit etwas GUTEM. Sie schreiben, Ihrem Hund macht so gut wie alles Angst. Da ist es schwierig, dem Hund irgend etwas "schön" zu machen, z.B. mit Futter etc., weil ja im nächsten Moment direkt wieder das nächste Geräusch kommen kann, was ihm Angst macht oder Panik auslöst. Hunde aus dem Ausland brauchen einen strukturieren Tagesablauf, d.h. es passiert immer das Gleiche und am besten sogar noch zur gleichen Zeit. Gehen Sie immer die Wege, die er schon kennt und wenn er wieder nach Hause will, drehen Sie um. In der Situation muss er nicht möglichst viel NEUES kennenlernen. Desweiteren ist es gut, eine sehr konsequente Erziehung mit dem Hund zu machen, falls das überhaupt möglich ist. Er sollte kleine Erfolgserlebnisse haben - vielleicht gibt es Orte, z.B. etwas ländlich, wo Ihr Hund nicht den ganzen Alltagsgeräuschen ausgesetzt ist, wo er zumindest teilweise etwas entspannt ist. Gibt es Artgenossen, die er schon kennengelernt hat und mit denen er sich sicherer fühlt? Angst und Panik bringen den Cortisolspiegel im Körper nach oben und wenn Ihr Hund den ganzen Tag voller Cortisol ist, kann er nichts dazu lernen. Sie können dies aber abbauen, indem Sie, wenn Ihr Hund Angst vor etwas hat, ihn nicht flüchten lassen, sondern ihn festhalten und versuchen zu entspannen, z.B. mit Massagen etc. und erst weitergehen, wenn Ihr Hund auch wirklich etwas entspannter ist. Aber auch das geht natürlich nur, wenn nicht der ganze Spaziergang voller angstauslösender Situationen ist. Oftmals ist Training auch nur mit einer begleitenden Medikamentenabgabe möglich. Wenn Sie den Eindruck haben, dies ist der Fall, sollten Sie einen Tierarzt mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie aufsuchen. Wichtig halte ich auf jeden Fall, daß sich eine/ein Verhaltensberaterin/-berater Ihren Hund anschaut, damit es nicht u.U. noch so weit kommt, daß er nicht mehr das Haus verlassen will.
Viele Grüße aus Düsseldorf
Kerstin Gebhardt
Hundepsychologin/-trainerin
www.kerstin-gebhardt.de