Warum knurrt Junghund fremde Menschen an?

Angst ❯ Vor Menschen
Maren47 schrieb am 02.01.2021
Hallo,

erst einmal vielen Dank, dass es dieses Portal gibt und Sie kostenlos Hundebesitzern helfen! Wir haben ein Problem mit unserer jungen, erst 7 Monate alten Hündin (Mix aus Berger des Pyrénées & Kritikos Lagonikos):

Sie ist prinzipiell offen gegenüber Menschen und sehr freundlich. Wenn sie jemanden kennt und in ihr Herz geschlossen hat, ist sie freudig, aufgeschlossen, will spielen und kuscheln. Bei fremden Personen (v.a. Kindern) ist sie meist jedoch noch sehr unsicher. Dann kommt es auch dazu, dass sie knurrt. Mei Häufig nur recht leise und ohne die Lefzen zu ziehen (gestellte Haare sind nicht zu sehen, sie hat aber auch recht langes Fell), aber doch wahrnehmbar. Sie tut dies im Garten, wenn Menschen vorbei gehen (dann bellt sie auch), aber auch beim Spazieren gehen, wenn viele Menschen da sind bzw. an ihr vorbei gehen. Aber sie knurrt auch nicht immer, sondern nur in manchen Situationen (für uns ist noch nicht genau durchschaubar wann und wann nicht und weshalb mal ja und mal nein). Meine Vermutung ist, dass sie in diesen Situationen unsicher ist. Bisher haben wir sie dann immer sofort zu uns gerufen. Zudem haben wir ihr dann auch gesagt, dass sie mit dem Knurren aufhören soll. Mir ist nun aber nach einigem Nachlesen klar, dass das Untersagen des Knurrens keine gute Reaktion unsererseits ist. Auf den Rückruf kommt sie auch in solchen Situationen schon zuverlässig zu uns ( meist ist sie in solchen Situationen aber an der Leine). In vielen Fällen kann sie die Situation mit uns gemeinsam dann auch gut meistern (z.B. gemeinsam auf die fremden Menschen zugehen). Manchmal sitzt sie dann aber auch neben oder hinter uns und knurrt trotzdem. Nun ist meine Frage, wie sollen wir reagieren, wenn sie fremde Menschen anknurrt? Ist es nur Unsicherheit ihrerseits oder hat könnte es auch an unserer Führung liegen? Ich möchte unserer noch jungen Hündin v.a. Sicherheit vermitteln, dass sie als selbstsicherer und entspannter Hund durch die Welt gehen kann... Vielen Dank für ihre Unterstützung! Maren
1 Antwort
Hallo Maren, in beiden Rassen steckt der Wesenszug der Reserviertheit Fremden gegen über. Zudem kommt noch das Alter, da finden im Gehirn des Hundes viele Umbauprozesse statt. Ich sage zu dieser Zeit gerne: "Gehirn wegen Umbau geschlossen".
Für Sie bedeutet es, die Hündin muß wieder neu lernen Ihnen zu vertrauen und vor allem Verantwortung an Sie abzugeben.
So schwer es einem auch fällt, ist es jedoch für das Training enorm wichtig, die innere Haltung zu ändern. Im Training freuen sie sich ab sofort über jeden fremden Menschen, der Ihnen begegnet.
Sie müssen jetzt diese Begegnungen durch Training in positive Erfahrungen konditionieren. Dies dauert etwas, aber funktioniert bei guten Training sehr gut. Ziel des Trainings ist, der Hund wendet sich ihnen zu, sobald er eine Person wahrnimmt. Anfangs müssen Sie sehr viel mit Futter als Belohnung arbeiten, dies können Sie aber im Laufe der Zeit reduzieren und dafür ein Lobwort oder auch nur einen netten Blick benutzen.
Idealerweise beginnen Sie erst einmal in einer etwas ruhigeren Gegend, in der Sie schon von weitem fremde Personen sehen können. Überlegen sie sich ein freundlich klingendes Wort, welches sie als Hörzeichen für Fremde einführen. Sieht ihr Hund nun eine Person und ist noch entspannt und leise, sagen sie ihr Hörzeichen (kann auch mit Clicker kombiniert werden) und geben dem Hund einen super - super leckeren Keks. Irgendwann wird ihr Hund, nachdem er die Person gesehen hat, sich alleine zu ihnen umwenden und sie anschauen - super! Hörzeichen (+ Clicker) & Keks.
Dann können sie langsam die Distanzen verringern. Arbeiten sie bitte kleinschrittig, denn das neue Verhalten - "zeige mir die fremde Person" - muß sich erst etablieren.
Sie MÜSSEN jedes Verhalten in die erwünschte Richtung bestätigen.
Anfangs würde ich Ihnen empfehlen, Ihre Hündin NICHT von Fremden anfassen zu lassen. Sie soll lernen - da sind fremde Leute, da brauche ich aber nichts zu machen, das klärt Frauchen, mir tun sie nichts.
Später soll die Hündin selber entscheiden dürfen, ob und wann sie zu den Personen Kontakt aufnehmen möchte. Achten Sie dann bitte darauf, daß Ihre Hündin sich jederzeit aus der Situation zurückziehen kann und die Leute Ihre Hündin nicht bedrängen .
Wenn sie dies sorgfältig aufbauen, wird Ihre Hündin rasch lernen die Verantwortung in solchen Situationen an Sie abzugeben und entspannt bleiben.
Begegnungstraining kann man anfangs auch sehr gut auf einem Hundeplatz unter Anleitung trainieren. Dort können alle Situationen gestellt werden und sie können die ersten Schritte unter Anleitung trainieren, damit sie dann im Alltag sicher sind.
Adressen für Hundetrainer finden sie z.B. auf den Seiten des BHV unter https://www.hundeschulen.de/

Viel Erfolg beim Training.
Mit freundlichen Grüßen Sabine Kutschick
zertifizierter Hundetrainer/Verhaltensberater IHK/BHV
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