Was tun, wenn der Welpe das Deprivationssyndrom hat?

Angst ❯ Vor Menschen
Tanja K. schrieb am 25.10.2022
Hallo,

seit 2 Monaten haben wir einen Welpen. Sie hat Angst vor ALLEM und JEDEN. Jeder Schritt vor die Tür, ist eine Odysee. Sie hat nicht nur Angst, sie kotet sich ein, wenn bei uns, oder in der Nähe, Menschen vorbeigehen oder ein Auto (ganz normal) vorbeifährt… Sie hat Todesangst. Wir sind mit Trainerinnen in kontakt, die leider alle den gleichen Verdacht äußerten: Deprivationssyndrom. Leider wurden wir durch Nachforschungen fündig, denn die „Züchterin“ hatte mutmaßlich ihre „Ware“ im dunklen Heizungskeller gelagert, und die Hunde wurden nur zu Schauzwecken und wenn Besuch kam, in den Familienverbund geholt. Tja nichts von “bestens sozialisiert“.

Wir sind ratlos: Sie ist ein toller Hund mit so viel Potenzial, aber kann ein Hund mit solch einer Entwicklungsstörung jemals in einer Stadt glücklich werden? Wie sollen wir sie in unser Leben integrieren? Wir wollen sie nicht mit ihrer Angst konfrontieren. Aber können ja nicht immer Zuhause bleiben, denn DAS ist der einzige Ort, wo sie wenigstens manchmal entspannen kann und aufblüht. Kein Spaziergang (außer Nachts) ist möglich. Ich würde sie so ungerne aufgeben, weil das Herz daran hängt, aber ich hab das Gefühl wir können ihr da nicht helfen.

Liebe Grüße. Tanja
1 Antwort
Hallo Tanja,

einen Hund bei sich aufzunehmen ist etwas sehr emotionales - oft gekoppelt mit sehr viel Freude. Umso trauriger ist es, wenn man im Nachgang von den vorherigen Lebensumständen des neuen vierbeinigen Familienmitglieds erfährt.

Es mag den ein oder anderen Einzelfall geben, der sich trotz einer unglaublich mangelhaften Aufzucht schnell entspannt in den Alltag seiner neuen Familie integrieren kann. Leider sind dies wirklich extreme Ausnahmen, wohingegen viele anderen Hunde einen recht schweren Start in ihr neuen Leben haben.

Ich würde Ihnen auf Grund der Vorgeschichte Ihres Hundes empfehlen, einen verhaltenstherapeutisch tätigen Tierarzt zu kontaktieren. Dieser Tierarzt sollte über eine spezielle Qualifikation verfügen, d. h. entweder ein Fachtierarzt für Tierverhalten / Verhaltenskunde sein oder die Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie führen. Ich denke, dass sie hier einen entsprechend ausgebildeten Kollegen fragen sollten, um ihren Vierbeiner zusätzlich zu möglichen Trainingseinheiten auch mit Medikamenten unterstützen zu können. Weiterhin kann ein entsprechend ausgebildeter Kollege Sie beraten, ob ggf. eine Abgabe in eine andere Haltung, bspw. in eine eher ländlich gelegene Pflegestelle im Hinblick auf Stress / Tierschutz sinnvoll sein könnte.

Bitte lassen Sie es mich wissen, wenn Sie weitere Fragen haben oder ich Ihnen Ansprechpartner zu bestimmten Fragen / Themen nennen soll.

Viele Grüße,
Stefanie Ott
www.mensch-und-tier.net
War diese Antwort hilfreich?