Hallo,
wie lange ist Ihre Hündin jetzt schon bei Ihnen und seit wann zeigt sie dieses Verhalten?
So, wie Sie die Situation beschreiben, würde ich sagen, dass Ihre Hündin unsicher ist und bei Ihnen Schutz sucht. Mit dem Bellen versucht sie, die vermeintliche Gefahr zu verjagen.
Manchen Hunde, insbesondere unsichere Hunde, benötigen ein Ritual. Geben Sie ihr die Sicherheit, dass Sie ihr Problem ernst nehmen und sich darum kümmern. Ich hatte auch einmal so eine Hündin. Bei ihr waren es Schneemänner oder frisch gepflanzte Bäume. :)
Wir sind dann dazu übergegangen, unsere Hündin abzusetzen, zu der vermeintlichen Gefahr hinzugehen (Schneemann) und ihm auf die Schulter zu hauen. Für unsere Hündin war dann klar, dass wir die Gefahr gebannt haben. Während sie am Anfang dann noch den Schneemann beschnüffelte, war er nach ein paar mal schon völlig uninteressant. Sichtig dabei ist, den Hund nicht gleich zu der vermeintlichen Gefahr mitzunehmen, sondern alleine vorzugehen und die Gefahr zu bannen.
Die meisten Hunde zeigen durch Entschleunigung und Aufstellen des Kamms an, dass ihnen etwas nicht geheuer ist. Hier wäre der richtige Zeitpunkt einzugreifen und dieses oben beschriebene Ritual auszuführen.
Das funktioniert natürlich in erster Linie mit "toten Gegenständen". einem entgegen kommenden Menschen können sie nicht auf die Schulter schlagen. :-)
Hier hat sich ein Clicker oder Markerwort bewährt. Haben Sie schon mit einem Clicker oder einem Markerwort gearbeitet?
Ein Markerwort hat die gleiche Funktion wie ein Clicker, nur ohne Hilfsmittel. Zuerst bringen Sie Ihrem Hund bei, dass diese Wort (gerne Click) ein gutes Leckerli verspricht. Man spricht von klassischer Konditionierung. Sie sagen das Wort, dann geben Sie unmittelbar ein Leckerli. Das wiederholen Sie zehn bis zwanzig mal. Wenn Ihr Hund Sie ansieht, wenn Sie das Wort sagen, dann wissen Sie, dass sie es verstanden hat.
Dann beginnt das eigentliche Training. Sobald Sie merken, dass Ihrer Hündin etwas suspekt ist, sagen Sie das Wort. Bitte noch bevor die Hündin reagiert, sprich gebellt, hat. Wenn die vermeintliche Gefahr noch weit genug weg ist, müsste Ihre Hündin es schaffen, den Blick abzuwenden und Sie anzusehen, um sich das Leckerli abzuholen. Das sollte auch unmittelbar bei Ihnen gegeben werden, so dass Ihre Hündin wirklich den Blick abwenden muss. Sobald sie wieder zum Auslösereiz hinsieht, wiederholen Sie dieses Ritual. Ihre Hündin lernt dadurch, sich mit dem Auslösereiz auseinander zu setzen. Sie lernt aber auch, den Blick abzuwenden und sich damit nicht in die Angst hinein zu steigern. Versuchen Sie dann die Distanz zu dem auslösenden Reiz zu vergrößern. Aber auch das machen Sie nur, wenn Ihre Hündin nicht bellt. Bellt sie und dann wird die Distanz vergrößert, dann wird sie für das Bellen auch noch belohnt. Sie wird das dann immer öfter zeigen.
Ihre Hündin sollte dann bald gelernt haben, bei Auslösereizen den Blick bald abzuwenden und das Leckerli zu erwarten. Das ist der Zeitpunkt, zu dem Sie nur noch das Wegsehen mit dem Markerwort und dem Leckerli belohnen.
Dann rate ich Ihnen noch das 10-Leckerchen-Spiel aufzubauen. Mit dem 10-Leckerchen-Spiel lernt der Hund in den unterschiedlichsten Situationen gelassener auf Umweltreize zu reagieren.
Wie funktioniert’s?
Sie brauchen eine Schüssel oder einen Beutel mit Leckerchen und einen Clicker oder das Markerwort.
Sie zeigen dem Hund die Leckerlis, dann beginnen Sie zu zählen.
„Eins“ und nachdem Sie das ausgesprochen haben, nehmen Sie ein Leckerchen aus dem Beutel und legen es in die zweite Hand. Dann zählen Sie weiter und wiederholen das Ritual.
Achten Sie auf die Reihenfolge: zuerst wird die Zahl genannt, dann wird in den Leckerchenbeutel gegriffen.
Fressorgie
Hat der Hund ruhig abgewartet, bis Sie bis Zehn gezählt haben, dann hat er sich die Leckerchen wirklich verdient.
Sie clicken oder sagen das Markerwort und werfen das erste Leckerchen auf den Boden. Der Hund wendet sich ab, um das Leckerchen zu holen. Sobald sie wieder Kontakt aufnimmt kommt wieder ein Click/Markerwort und das nächste Leckerchen. Die Gabe der Leckerlis sollte ebenso lange dauern, wie das Anzählen.
Schade – so nicht
Fängt der Hund an zu bellen, winselt, springt er an Ihnen hoch oder bedrängt Sie sonst irgendwie, sagen Sie „Schade“ und legen die Leckerchen wieder zurück in den Beutel.
Nach etwa 10 Sekunden kann das Spiel von vorne beginnen..
Den Hund bei der Stange halten
Die wenigsten Hund werden anfangs tatsächlich bis Zehn ruhig warten können. Wenn nun jedes Mal die Leckerchen wieder zurück in den Beutel wandern, verliert der Hund sehr schnell die Lust am Spiel.
Achten Sie deshalb darauf, bei welcher Zahl es Ihre Hündin nicht mehr aushalten konnte. Hat sie z.B. kurz vor der Zahl Vier angefangen hochzuspringen, dann zählen Sie beim nächsten Mal nur bis Drei und verteilen dann die Leckerchen.
So lernt Ihre Hündin, dass es sich lohnt, ruhig abzuwarten. Auch in den nächsten Durchgängen zählen Sie erst einmal nur bis Drei, so dass Ihre Hündin immer die Leckerchen bekommt.
10 Richtige
Langsam wird die Zahl wieder angepasst an den Erfolg erhöht.
Dieses Ritual kann den Hunden in schwierigen Situationen helfen, Ruhe zu bewahren. Kommt dann ein Auslösereiz auf Sie und Ihre Hündin zu, können Sie sie beiseite nehmen und anfangen zu zählen. Zählen Sie dann so schnell oder eben langsam, dass die vermeintliche Gefahr bei 10 vorbei ist. dann gibt es die Leckerlis in gewohnter Art und Weise.
Das ist jetzt erst einmal sehr viel auf einmal. Dennoch möchte ich auch noch erwähnen, dass Sie mit einem Malinois einen Arbeitshund haben, der ausgelastet sein möchte. Ich könnte mir vorstellen, dass evtl. Mantrailing eine tolle Aufgabe sein kann.
Herzlichst
Ihre Gabriele Holz
www.wolf-inside.de
amtlich anerkannte Hundetrainierin