Hund kläfft alles und jeden an, vor allem nachts

Angst
anni93 schrieb am 22.01.2015
Hallo.
Unser Toby ist ein ängstlicher, anhänglicher kleiner Hund.
Gegenüber anderen Tieren unterwirft er sich schnell, aber erst nachdem er kundgetan hat, dass er der Größte ist. Soweit so gut.
größtenteils kriegt er sich aber nicht mehr ein. Er kläfft nur kurz, darauf folgt ein langer, lautes Knurren was sich ein wenig wie husten anhört.
Wenn ich nach Hause komme knurrt er, wenn Herrchen nachts von der Toilette kommt knurrt er auch. Er kriegt sich nicht ein bis die "Gefahr" direkt vor ihm ist und ihm zeigt, dass ihm nichts passiert.
Wir haben alles versucht- entziehen der Situation, klickern, ignorieren, gut zureden und und und.
Nachts ist es wie gesagt besonders schlimm- er knurrt teils Schatten von Bäumen o.Ä. an.

Was können wir noch machen?

Schon einmal danke für die Antwort(en).

MfG Anni
7 Antworten
Gabriele Holz | Hundetrainer/in
schrieb am 22.01.2015
Hallo Anni,
Sie schreiben, dass Toby zwischen 3 und 12 Monaten ist. Wie alt ist er denn?
Sie beschreiben Toby als einen ängstlichen, anhänglichen Hund, der trotzdem erst einmal droht. Da mag der Chihuahua durchschlagen. Denn eigentlich wurden die Chihuahua dafür gezüchtet die Damen des Orients zu beschützen und notfalls zuzubeißen.
Sie schreiben, dass er sich dann beruhigt, wenn Sie ihm die "Gefahr" als ungefährlich demonstriert haben. Das ist von Ihnen sehr gut. Denn das ist Ihre Aufgabe. Der kleine Mann muss die Welt ja noch kennenlernen und hat vielleicht vor einigen Dingen Angst. Oftmals liegt dies schon in Gründen vor seiner Geburt bedingt. Sie als Führung sollten die "Gefahr" ernst nehmen und bewusst erkunden. So dass Toby dies nicht erledigen muss.
Wenn Toby den Clicker schon kennt, ist das eine schöne Sache um auch sein Selbstbewusstsein zu stärken. Stellen Sie ihm Aufgaben, die er lösen kann und soll. Zum Beispiel ein Leckerchen aus einem wackeligen Karton zu holen oder über eine wackelige Brücke zu gehen.
Viele Hund sind nachts nervöser, weil sie die Umwelt nicht so unter Kontrolle haben. Wenn es Ihnen auch Spaß macht, gehen Sie ruhig im Dunklen mit ihm raus. Machen Sie ruhig im Dunkeln Leckerchen- oder Spielzeugsuchspiele. Verstecken Sie etwas in einem Schatten und freuen sich mit ihm, wenn er sich getraut hat, sich die Belohnung zu holen. Da er sehr anhänglich ist, kann sich auch einer von Ihnen verstecken, der andere hilft ihm bei der Bewältigung seiner Aufgabe.
Gerade mit dem Clicker kann man sehr viele anspruchsvolle Aufgaben trainieren. Viele Ideen können Sie im Internet finden. Und jede Aufgabe, die Toby erfolgreich löst, stärkt sein Selbstbewusstsein. Kommt dann noch hinzu, dass er sich in jeder Situation auf Sie verlassen kann, weil Sie bewusst und deutlich die Führung übernehmen, dann wird er sich sicher noch zu einem selbstsicheren, kleinen Hund entwickeln.

Ich wünsche Ihnen noch viel Spaß und wenn Sie noch Anregungen brauchen, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Liebe Grüße
Ihre Gabriele Holz
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Hallo Anni, für Toby ist nach Ihrer Schilderung vieles sehr unheimlich. Wenn er es nicht richtig einordnen und erkennen kann, handelt er nach dem, was für ihn in der Situation am geeignesten erscheint: Angriff ist die beste Verteidigung.
Wo schläft er? Ein guter Rückzugsort ist für viele unsichere Hunde eine Transportbox, deren Tür sie aber offen lassen. Sie wirkt wie eine Höhle und viele Hunde fühlen sich darin sicher und geborgen. In der Wohnung können Sie außerdem einen Adaptilzerstäuber anbringen. Adaptil ist ein synthetischer Nachbau des Beruhigungspheromons der Hündin und besitzt dessen stressreduzierendes und beruhigendes Potenzial. Dies können sie ebenfalls als Halsband dem Hund umbinden. Dies beruhigt ihn auch außerhalb der Wohnung. Wenn Toby entspannter in für ihn bedrohliche Situationen hineingeht, lernt er schneller, dass z.B. ein Schatten gar nicht so gefährlich ist.
Ebenfalls hilfreich kann ein Thundershirt sein, es hilft aber nicht bei allen Hunden.
Wichtig ist auch Toby Sicherheit und Selbstbewußtsein zu geben. Dies geht am einfachsten über Erfolge, die er z.B. bei Spielen (Suchen, Bringen etc) hat.
Vielleicht sind Hundebegegnungen für Toby auch Stress und er mag sie eigenlich gar nicht.
Er muß sich doch nicht jedem unterwerfen - dies untergräbt das Selbstbewußtsein.
Können Sie sobald ein Hund in Sicht kommt, nicht ein tolles Spiel mit ihm starten? Oder ihn ein Leckerchen "suchen " lassen, welches sie ihń der Hand versteckt haben?
So könnten andere Hunde für ihn der Vorbote eines tollen Ereignisses werden und zum bellen hat der dann gar keine Zeit mehr.
Dies sind nur ein paar Ideen und Möglichkeiten, wie Sie Toby sein (Er)leben der "gefährlichen" Umwelt ein wenig entspannter gestalten können.
Irgendwann wird er dann sicherlich auch ohne Hilfsmittel auskommen.
Mit freundlichen Grüßen Sabine Kutschick
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Anni
schrieb am 23.01.2015
Hallo Frau Holz und Frau Kutschick.

Erstmal vielen Dank für die schnellen Antworten und Anregungen.

Toby wird am 26.02. 1 Jahr alt.
Wir werden jetzt nochmal vermehrt die Übungen im Dunkeln üben :)
Wir arbeiten schon an den Begegnungen mit fremden Tieren und Menschen. Da wird er auch langsam etwas ruhiger.
Toby hat seinen Platz bei uns im Bett. Die Box steht nicht mehr im Schlafzimmer, da er sie nie beachtet hatte.
Das mit dem Pheronom werden wir mal probieren :)
Ich denke es sind viele Probleme in Tobys frühen Kindheit entstanden. Er ist mit 3 Geschwistern in einer Wohnung aufgewachsen. Die hat er auch nicht verlassenen-höchstens in einer Transportbox auf dem weg zum TA. Die Geschäfte wurden auf einer Decke oder dem Teppich erledigt. Es war keine schlechte Haltung, den Hunden ging es immer gut.

Toby freut sich immer, wenn er andere Tiere trifft. Zum Anfang ist alles gut- aufgeschlossene Haltung, Schwanzwedeln und schnüffeln. Nach einer Weile unterwirft er sich schnell, er nimmt auch immer die Rolle des "Hasen" ein..
Er unterwirft sich ja selbst den Ratten, er läuft ihnen teils hinterher um sich vor sie zu werfen und seine unterwürfigkeit zu zeigen.
Gegenüber dem Kater unterwirft er sich nicht *ein Wunder*, er versucht eher die Mutterrolle einzunehmen.
Ist das normal?

Liebe Grüße, Anni und Toby.
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Hallo, so wie Sie es schildern, hat sich bei Toby ein Deprivationssyndrom entwickelt. Der Ausdruck Deprivationssyndrom stammt vom Begriff Deprivation (lateinisch deprivare „berauben“) in Bezug auf Reize und Zuwendung. Aufgrund der fehelnden Umweltreize in seiner Kindheit zeigt er das von Ihnen beschriebene Verhalten.
Mit dem, was Sie derzeit unternehmen, sind Sie aber auf dem richigen Weg, auch wenn es dauern wird.
Ich würde Ihnen den Link eines Berichtes über solch einen Hund anfügen, damit Sie besser verstehen können, warum Toby so ist. Und auch um Ihnen Mut zu machen!
http://www.wuff.de/artikel.php?artikel_id=14
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie weiter über Toby berichten. Bei weiteren Fragen können Sie sich auch gerne persönlich an mich wenden.
Liebe Grüße Sabine Kutschick
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Gabriele Holz | Hundetrainer/in
schrieb am 24.01.2015
Hallo Anni,
was ist schon normal? :) Zeigt ein Hund eine Demuthaltung oder unterwirft sich, will er in erster Linie Aggressionen beim Gegenüber hemmen. Für Toby ist das wahrscheinlich ein guter Weg, um sich anderen, vor denen er eigentlich Angst hat, zu nähern. Ich würde ihn deswegen gewähren lassen. Es zeigt einerseits seine Unsicherheit, andererseits dass er gerne in Kontakt mit seiner Außenwelt treten möchte. Das Adaptil auszuprobieren kann nicht schaden. Ich würde Toby jedoch freistellen, ob er den Geruch mag oder nicht. Ich würde den Geruch auf einem Tuch anbieten und ins Körbchen legen. Dann kann er entscheiden, ob er sich dazu legt oder nicht. Manche Hunde mögen den Geruch nämlich nicht , meine Hündin fand ihn sogar richtig gruselig. Wichtig ist in erster Linie, das Selbstbewusstsein Ihres Hundes zu stärken. Je öfter er Erfolg hat, von Ihnen bestätigt wird, desto mehr Selbstbewusstsein kann er aufbauen. Steigern Sie den Schwierigkeitsgrad Ihrer Übungen deswegen auch in sehr kleinen Schritten.
Viel Spaß beim Trainieren.
Liebe Grüße
Ihre Gabriele Holz
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Anni
schrieb am 27.01.2015
Hallo

Wir haben jetzt unsere Spaziergänge auf den Abend verlegt.
Nun zeigt Toby schon mehr Sicherheit im Dunkeln :)
Er traut sich auch 5 Meter weit von uns weg, aber nur so weit, dass er uns noch sieht- es könnte sich ja wieder jemand verstecken ;)
Auch auf den Rückruf hört er schon viel besser.
Wir haben eben einen Hund getroffen, etwas älter aber in Tobys Größe. Bei ihm hat Toby sich nicht unterworfen, von daher versuchen wir jetzt vermehrt mit kleineren Hunden zu arbeiten ;D
Leider müssen wir auch noch viel an der Leinenfügigkeit arbeiten. :/ aber wir sind schon auf dem richtigen Weg.

Leider versteht Toby noch nicht, dass er Zuhause am wenigsten zu befürchten hat.
Es muss nur klingeln, Frauchen oder Herrchen kommt nach Hause- er kläfft und knurrt aber nur von einer gewissen Entfernung.
Was kann ich in der Hinsicht tun?

Liebe Grüße
Anni und Toby
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Gabriele Holz | Hundetrainer/in
schrieb am 27.01.2015
Hallo Anni,
kennt Toby schon ein Abbruchsignal - ein Nein? Wenn ja, dann sagen Sie ihm einfach, dass es in Ordnung ist und dass Sie sich jetzt darum kümmern. Bei uns läuft es so ab: Es schellt, bellen die Hunde, spreche ich sie direkt an und sage, danke, das reicht. Ich halte meine Hand wie beim Stop und gehe dann alleine an die Tür.
Zurückkommendes Herrchen oder Frauchen könnten Toby auch überschwänglich begrüßen. Dann würde Toby das Ganze mit etwas Positiven verbinden. Nachteil wäre, dass Toby irgendwann bei jedem Klingeln begeistert zur Tür rennt und jeden Besuch begrüßt, vielleicht auch etwas lautstark. Deswegen bevorzuge ich die erste Methode. Ich habe nichts dagegen, wenn die Hunde Bescheid sagen, aber alles andere ist meine Aufgabe.
Sie werden feststellen, dass Toby immer besser hören wird, je mehr Sie sich mit Spiel mit ihm beschäftigen. Für eine gute Bindung müssen Sie sich dann auch nicht immer verstecken. Der Rückruf klappt dann auch schon, wenn er weiß, dass Sie mit Freude auf ihn warten und dass es bei Ihnen am spannendsten ist.

Ich wünsche Ihnen noch ganz viel Spaß mit Ihrem Kleinen.

Liebe Grüße
Ihre Gabriele Holz
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