Wie wird Angsthund entspannter?

Angst
Erfej schrieb am 31.01.2021
Hallo,

seit Ende August ist unser Hund bei uns. Er kam Mitte August aus Rumänien über den Tierschutz und hat zwei Wochen in Deutschland im Tierheim verbracht bis wir ihn zu uns geholt haben. Er ist am 15.3.2020 geboren.

Der Tierschutz hat uns damals erzählt, dass nicht bekannt ist, dass er schlechte Erfahrungen gemacht hat. Allerdings ist er sehr scheu und zurückhaltend. Laut Tierarzt soll es ein Schäferhund-Windhundmischling sein.

Eigentlich hat er sich bis heute sehr gut entwickelt, aber viele Ängste sind bis jetzt geblieben. Er hat sich sehr gut eingewöhnt, aber vor schnellen Bewegungen oder unvorhersehbaren Aktionen fürchtet er sich. Dann rennt er auch innerhalb der Wohnung vor uns weg. Er hat Angst vor fremden Menschen und vor allem vor Männern. Aber eigentlich hat er Angst vor allem - beim Gassi gehen vor Autos, Mülltonnen, Geräuschen usw.

Autofahren ist auch sehr schwierig. Da sabbert er viel oder übergibt sich nach der Autofahrt.

An sich ist er sehr aufgeweckt, neugierig, verschmust und verspielt. Solange wir uns mit ihm auf dem Sofa befinden, ist auch alles gut, aber wenn man dann aufsteht, springt er weg. Seit er in der Pubertät ist, hat er außerdem die Eigenart entwickelt, sich am Ende eines Spazierganges nicht mehr anleinen lassen zu wollen. Er läuft nicht weg und will bei uns bleiben, aber er lässt sich nicht anleinen und bleibt auf Abstand. Diese Spielchen haben uns schon Stunden gekostet. Das konnten wir aber mittlerweile mit einer Paketschnur die er an sein Geschirr bekommt und die wir für den Ernstfall greifen können lösen.

Jetzt zu meiner Frage: Wie können wir unserem Hund helfen entspannter zu werden? Braucht es einfach nur Zeit? Ist es einfach sein Wesen? Machen wir irgendwas falsch?

Liebe grüße und vielen Dank ?
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 05.02.2021
Hallo,
ob Sie etwas falsch machen kann ich leider aus der Entfernung nicht beurteilen. Aber ich kann Ihnen sagen, was viele Menschen, gerade bei ängstlichen Hunden, falsch machen. Vielleicht erkennen Sie sich auch wieder ?
Die meisten Leute meinen, einen ängstlichen Hund muss man mit Samthandschuhen anfassen. Das stimmt nur teilweise. Gerade ein ängstlicher Hund muss ganz dringend geführt werden. Man sollte ihm zeigen, was man von ihm will und was nicht. Grenzen, innerhalb derer er sich sicher fühlen kann, sind sehr wichtig.
Achten Sie draußen darauf, dass nicht der Hund sondern Sie vor gehen. Dadurch führen Sie den Hund. Geht er vor, meint er das Rudel anführen zu müssen und diese Verantwortung ist zu groß. Arbeiten Sie deshalb an der Leinenführigkeit.
Wenn er vor etwas Angst hat bringt es nichts, ihn überreden oder locken zu wollen. Das macht Hunde misstrauisch, denn sie verstehen nun mal unsere Sprache nicht. Bleiben Sie dann ruhig stehen und lassen ihn, ohne ihn zu beachten, selbst heraus finden, dass das furchteinflößende Objekt harmlos ist. Strahlen Sie Ruhe aus. Reden Sie nicht mit ihm!
Auch im Auto kann er schneller entspannen, wenn Sie ihn nicht beachten. Er fühlt Ihr Mitleid, was Hunde nicht kennen und als Schwäche sehen. Er hat dann das Gefühl, auch Sie haben Angst.
Damit er sich draußen wieder anleinen lässt lassen Sie ihn in Zukunft nur noch mit Schleppleine laufen. Dann können Sie drauf treten, zu sich her ziehen und anleinen.

Liebe Grüße
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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