Triggerpunkt: Nachbarn

Mangelnder Gehorsam ❯ In Gegenwart anderer Hunde
Isa L. schrieb am 17.09.2024
Liebes Agila Team!

Wir haben einen Australian Shepherd Rüden (7 Monate) der gerade langsam in die Pubertät  kommt. Er ist immer freundlich, neugierig, sensibel aber in manchen Situationen auch sehr beharrlich.

Es gibt in unserem Umfeld eine Nachbarin mit Kind, mit der wir befreundet sind. Sie haben 2 kleine Hunde (Frops & geretteter Hund mit Jagdinstinkt), die nicht besonders gut erzogen sind, mal abhauen und sehr viel bellen.

Leider haben wir in der ersten Welpenzeit 2 Fehler gemacht:

1. Aufgeregte Begrüßung durch die Nachbarin, ohne erstes Ignorieren und fein auf der Decke zu bleiben
2. die Hunde durften ohne Ruheübung von der Leine und dann spielen & rennen 

Erst in der Hundeschule und mit Trainer haben wir es besser gewusst und ständig trainiert. Andere Menschen und die meisten Hunde sind überhaupt kein Problem. Auch findet der Kleine z.B. zu Hause, im Restaurant oder der Hundeschule eigtl. gut Ruhe, wenn wir ihn dazu ermutigen.

Seit kurzem fängt er draußen aber an sehr stark zu frusten (zappeln, ziehen, bellen), wenn er nicht ans Ziel kommt. Bei unserer Nachbarin, ihrem Kleinkind und ihren immer freilaufenden Hunden ist es sehr extrem. Sobald sie uns besuchen, wir sie beim spazieren treffen usw. rastet unser Rüde völlig aus. Es ist wie ein Trigger oder ein Schalter der umspringt. Sobald er sie sieht fängt er an, wie wild zu ziehen, springt an der Leine in die Luft (und noch schlimmer, springt ohne Leine an) und bellt panisch und hoch.

Wir versuchen ihn dann aus der Situation zu holen, ihn abzulenken und zur Ruhe zu bekommen aber es ist oft ziemlich stressig und chaotisch. 

Wir versuchen gerade die Dinge, die er allein bei uns eigentlich schon kann (nämlich zur Ruhe finden und sich auf uns Fokussieren) vermehrt nach draußen und in andere Situationen zu verlagern. Also: Frusttraining mit Futter oder an der Hundewiese, Deckentraining an versch. Orten und auf Distanz.

Haben Sie noch Tipps, wie wir noch konkreter mit der Nachbarin zusammen üben können oder hilft da am Ende besser: meiden? 
1 Antwort
Guten Tag,
ja, ich würde bis auf weiteres den Kontakt meiden und zuerst einmal die Bindung an Sie trainieren. Sie haben in der Welpenzeit Ihren Hund auf die anderen Hunde "trainiert", das haben Sie ja schon bemerkt. Deshlab ist jetzt "Rückholtraining" angesagt, sonst schaffen Sie es nicht.
Ab sofort führen Sie: Der Hund ist HINTER Ihren Füßen und an Ihrer zum Ereignis ABGEWANDTEN Seite.
Atmen Sie aus und gehen Sie mit dem Fuß, an dem Ihr Hund ist los. Wenn Ihr Arm nach vorne geht, haben sie verloren. Zupfen Sie : Annehmen, lockerlassen, annehmen, lockerlassen Ihr Arm geht gerade nach hinten, nicht über die Jeansnaht hinaus. Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Hunde versuchen von uns wegzuziehen und alles wegzubellen, wenn sie VOR uns laufen. Noch trauen uns die Hunde nicht zu, dass wir alles für sie regeln.
geht bei allen Begegnungen an der kurzen Leine HINTER
Geben Sie Ihrem Hund Sicherheit. Hunde brauchen Regeln und Rituale, die Sie festlegen und durchsetzen. Dann fühlt sich ein Hund gut, weil er weiß, dass er sich auf uns verlassen kann. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Um Ereignisse (Menschen und Dinge) gehen Sie Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Üben Sie mit der Nachbarin: Immer Blickkontakt raus, in die andere Richtung, solange bis zu Ihnen aufschaut und es akzeptiert - es wird nicht einfach, lohnt sich aber! Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund oder eine Leinen-Begegnung gehen grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung und nehmen Sie den BLICKKONTAKT heraus. Bleiben Sie in Bewegung und lassen Sie ihn nicht am Rand sitzen und beugen Sie sich nicht über ihn, das baut unnötig Stress auf.
Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen. Rufen Sie früher ab, leinen Sie früher an, seien Sie immer vorausschauend und ein bisschen fixer als Ihr Hund.
Nehmen Sie die Nachbarin , die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass Ihre Regeln gilt: Kontakt nur, wenn Sie es wünschen. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen Sie sie unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!!!!!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt. Viele Grüße Inge Büttner-Vogt www.hundimedia.de
mit vielen Tipps und Filmen
Schreiben Sie mir gern wieder, wie es klappt und was schiefgeht...
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