Zwicken beim Spielen und Jagdtrieb

Mangelnder Gehorsam
Martha P. schrieb am 11.04.2017
Guten Abend zusammen,
Seit Samstag lebt Lenny bei mir, er kommt aus einem spanischen Tierheim und misst stolze 70cm. Ich vermute, dass ein Galgo-Schäferhund in ihm steckt. Er ist ein lieber Bub, anfangs sehr verschmust, aber jetzt scheint er seine Grenzen auszuloten - glaube ich.

Wenn ich zu ihm hingehe und ihn streichele, genießt er es richtig. Doch manchmal schlägt es in den Spieltrieb um, der aber leider darin ausartet, dass er mich in die Arme oder Kleidung zwackt. Ohne Blut, aber blaue Flecken und kleine Schrammen - es ist, als würde er einen Knochen kauen. Heute Nachmittag war eine Freundin kurz da, weil sie ihn mal sehen wollte und weil ich Lenny ins Büro mitnehmen will (2x die Woche, den Rest arbeite ich flexibel zuhause) und er nicht nur mich sehen soll. Er war etwas vorsichtig, Sie bedrängte ihn nicht und er legte sich schlafen. Als wir lachten, kam er zu mir und versuchte ca. 15 Minuten an mir zu zerren, kniff mich in Arme und Schultern und fing dann an, an Möbeln zu kauen, was er eigentlich nicht macht. Er war sehr aufdringlich. Heute Abend nach dem Spaziergang ist er völlig durchgedreht. Er sprang auf die Couch (obwohl er verstanden hat, dass er das nicht darf) und zwickte mich wieder in Arme und Pullover. Ich rief zunächst aus und ging wortlos aus dem Zimmer. Aber sobald ich wieder reinkam, als er sich vermeintlich beruhigte, stürmte er wieder auf mich los und die Couch. Erst als ich quasi jaulend "Aua" rief und mich etwas einrollte und wimmerte, hörte er auf und beschnupperte mich. Ich ignorierte ihn und wartete, bis er auf seinen Platz ging. Dann streichelte ich ihn ruhig.

Ich weiß, dass es wahrscheinlich etwas mit der Rangordnung und Aufmerksamkeit zu tun hat, oder? Aber meine Frage: Gibt es noch andere Möglichkeiten, das zu unterbinden?

Er ist angeblich 2 Jahre alt, aber ich tippe auf weniger. Ich gehe 3x mit ihm raus, insgesamt sind es ca. 4 Stunden, die wir draußen sind. Dort trainiere ich ihn an der Flexi-Leine (8m), mit Ball oder Stöcken (Sitz machen lassen, auf Los werfen und laufen lassen). Zudem versuche ich zuhause zumindest etwas zu üben und ihn auch kopflastig zu beschäftigen, aber er geht auf Suchspiele überhaupt nicht ein. Daher trainiere ich das "Bleib" auf seinem platz, aber das ist schwer.

Ich würde behaupten, dass er also nicht unterfordert ist... Verlange ich vielleicht zu viel von ihm? Sind es zu viele Eindrücke und er lässt es an mir aus?

Das andere ist sein Jagdtrieb, den ich von der Hündin meiner Mum kenne und der mich nicht stört. Aber vielleicht gibt es hier Tipps, die noch zu beachten sind, neben "mich attraktiv" machen? Tagsüber geht es, aber abends ist er sehr abgelenkt. Natürlich lasse ich ihn nicht frei laufen.

Nächste Woche gehe ich in einen Hundekurs und schaue mir einen leichten Agility-Kurs an. Aber bis dahin möchte ich das Problem mit dem Schnappen angehen, da ich mich unwohl fühle damit.

Ich Danke für jeden Hinweis und wünsche eine gute Nacht.

Liebe Grüße
Martha
3 Antworten
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 12.04.2017
Hallo Martha,
andere Möglichkeiten, als Ihre Rangordnung zu stärken, gibt es leider nicht. Einen schwachen "Rudelführer" kann man austricksen, das ist nun mal so.
Sie schreiben, er versuchte, 15 Minuten an Ihnen zu zerren und zu kneifen. Wie haben Sie in diesen 15 Minuten reagiert? Haben Sie schon versucht, ihn an seinen Platz zu schicken und dort zu lassen, bis Sie ihm erlauben, den Platz zu verlassen? Wie haben Sie ihm beigebracht, nicht aus die Couch zu gehen?

Auf Ihre Antwort freut sich
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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Martha P. | Fragesteller/in
schrieb am 12.04.2017
Hallo Frau Mayer, vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Ich habe in der Zeit versucht, ihn auf seinen Platz zu schicken, aber das hat er als weitere Spielaufforderung gesehen und kam direkt wieder zurück. Er pusht sich im Spiel sehr hoch und fährt dann plötzlich runter.
Als er am ersten Tag neben mich auf die Couch wollte, habe ich seine Vorderpfoten runter gesetzt und "Aus" gesagt. Als er dann ruhig geblieben ist und sich entspannt hat, hab ich gelobt. Bis gestern hat er es auch nie wieder versucht. Wobei er beim "Aus" auch schnell wieder von der Couch runter war.
Ich übe mit ihm, das Kommando "Bett", in dem ich ihn mit einem Leckerli hinlocke, aber da tut er sich schwer. Vor allem das "Bleib" will er überhaupt nicht nachvollziehen.
Aber hier ist wohl Geduld und Übung angesagt, er ist erst den vierten Tag da und scheint mir nicht wirklich Umgang mit Menschen gehabt zu haben (außer im Tierheim).
Herzlichen Danke und beste Grüße
Martha
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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 12.04.2017
Hallo Martha,
das "Bleib" ist unnötig, wenn Sie ihn JEDESMAL, wenn er aufsteht, wieder kommentarlos an seinen Platz bringen. Kommentarlos deswegen, weil, gerade bei einem Hund, der sich gerne und leicht hochpusht, jedes Wort von Frauchen bedeutet: noch mehr aufregen. Sie schreiben, sie haben versucht, Ihn auf seinen Platz zu schicken. Genau das ist das Problem bei den meisten Menschen: sie VERSUCHEN es, setzen es aber nicht durch. Das lernt der Hund dann auch. Frauchen will was, ich mache es nicht, Frauchen gibt irgendwann auf.
Es ist wirklich Geduld und Übung angesagt, dann wird das auch ;-)
Bleiben Sie dabei am Anfang neben dem Korb oder der Decke stehen. Wenn Ihr Hund den Platz verlassen will, bringen Sie ihn kommentarlos wieder hin. Wenn er dort bleibt, geben Sie ihm ein Leckerchen. Dann entfernen Sie sich immer weiter von dem Platz, gehen zurück und geben ein Leckerchen.
Um ihm das Zwicken abzugewöhnen, können Sie es mit einer Hausleine versuchen. Halten Sie ihn jedesmal mit der Leine soweit von sich weg, dass er sie nicht erreichen kann.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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