Hallo,
danke für die Informationen, das rundet das Bild etwas ab. Schön, dass Sie den Weg der "Bestechung" bei Besuch auch schon versucht haben. War das erfolgreich? Wenn ja, prima, dann diese Methode auf fremde Leute ausweiten. Hunde lernen ortsbezogen, daher bitte auch immer die Orte wechseln. Sie können die Menschen bitten, wenn sie sich Ihrem Hund nähern, die Leckerchen zu geben oder vorsichtig hin zu werfen. Geben Sie den Menschen Ihre Leckerchen. Falls Sie Ihrem Hund schon beigebracht haben, nichts vom Boden aufzunehmen, erlauben sie es ausdrücklich in diesen Trainingssituationen. Ich habe bisher aber auch noch keine negativen Erfahrungen gemacht, ganz im Gegenteil. Die Hunde, die bei uns Leckerchen suchen durften, haben dann weniger Fremdes vom Boden aufgenommen. Aber das ist ein anderes Thema.
Sie berichten, dass während des Urlaubs Ihres Mannes und Ihres Sohnes Jamie viel entspannter war. Dies kann mehrere Gründe haben. Vielleicht waren Sie entspannter, weil der Alltagsstress weggefallen ist. Vielleicht hatten Sie aber auch mehr Zeit, etwas mit Ihrem Hund zu unternehmen. Vielleicht hat Jamie aber auch das Gefühl auf Sie und Ihren Sohn aufpassen zu müssen, wenn Sie zusammen sind. Kinder, die noch nicht in der Pubertät waren, werden von Hunden nicht als Erwachsene beurteilt.
Mit den Methoden "Zuerst durch die Tür, oder zuerst die Treppe hinunter" wollten Sie sicherlich die Führung übernehmen. Die Führung zu übernehmen ist mit Sicherheit sehr wichtig. Um Ihren Führungsanspruch zu untermauern müssen Sie die wichtigsten Bedürfnisse Ihres Hundes "befriedigen". Dazu gehören neben Sozialkontakt (Streicheln, Kuscheln etc.) das Bedürfnis nach Futter und Wasser und allem voran, das Bedürfnis der körperlichen Unversehrtheit und Sicherheit. Das bedeutet, dass Sie Ihren Hund - ähnlich wie Sie es auch mit Ihrem Kind tun würden - schützen müssen, vor allem, vor dem Ihr Hund Angst hat. Ängstliche Hunde versuchen oftmals die Distanz vor dem angstauslösenden Reiz zu vergrößern. Lassen Sie das zu. Nehmen Sie die Ängste Ihres Hundes ernst. Wenn Jamie nicht angefasst werden will, muss sie dies auch nicht. Stellen Sie sich schützend vor Ihren Hund. Sehen Sie zu, dass Sie immer zwischen dem angstauslösenden Reiz (Mensch) und Jamie sind. Schimpfen Sie nicht mit ihr und reißen Sie auf gar keinen Fall an der Leine, das verschlimmert die Angst und treibt Jamie immer weiter in die Aggression. Kommen Ihnen unbekannte Personen entgegen, werfen Sie Leckerchen auf den Boden. Ein Hund, der die Nase auf den Boden nimmt, muss seine angespannte Haltung verändern, damit kann er anders reagieren. Machen Sie in ablenkungsfreien Situationen immer wieder Suchspiele, indem Sie Leckerchen oder auch das Futter auf den Boden werfen und Jamie suchen lassen. Das macht sicherlich auch Ihrem Sohn Spaß. Leckerchen und Futter kann man auch ganz toll verstecken. Zum Beispiel in Heuballen oder auf Holzstapeln. So wird der Spaziergang mit Ihrem Hund und Ihrem Sohn und vielleicht auch seinen Freunden spannend. Podencos sind Jagdhunde. Such und Stöberspiel dürften ihr also Spaß machen. Man kann auch mit einem Futterbeutel arbeiten oder das Futter im Laub verstecken. Vielleicht hat Jamie ja auch Spaß daran, mit Ihnen Ihren Sohn zu suchen, der sich hinter einem Baum versteckt hat. Es gibt unzählige Beschäftigungsideen, in denen Sie die Regie übernehmen, die Spielregeln bestimmen, Ihnen, Ihrer Familie und Ihrem Hund Spaß machen und ganz nebenbei die Führung klären.
Hektische Bewegungen können Jamie Angst machen, weil Sie dann vielleicht das Gefühl hat, nicht schnell genug reagieren zu können. Wenn Ihr Sohn Besuch hat, bieten Sie Jamie einen Rückzugsort an. Legen Sie ihre Decke nicht unbedingt in den Bereich, in dem die Kinder vorbei laufen und schon gar nicht auf den Weg ins Kinderzimmer. Nehmen Sie Jamie die Aufgabe weg, zu kontrollieren, wer das Kinderzimmer betritt. Wenn die Kinder unter Ihrer Aufsicht sich mit dem Hund beschäftigen wollen, wählen Sie ruhige Spiele aus z.B. Hütchenspiel. Es wird sicherlich nach so langer Zeit nicht einfach sein, das Verhalten von Jamie zu ändern und wieder ganz entspannt mit ihr umzugehen. Der Weg kann aber durchaus auch bereichernd für beide Seiten sein.
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Ihre Erfahrungen mitteilen.
Liebe Grüße
Gabriele Holz