Was tun, wenn Pflegehund sich nicht anleinen lässt?

Leinenführigkeit ❯ Hund lässt sich nicht anleinen
LisaMitHannes schrieb am 20.04.2021
Guten Abend :)

Ich habe aktuell einen Labrador (8 Jahre alt) aus dem spanischen Tierschutz in Pflege. Innerhalb der Wohnung ist er ganz lieb und verkuschelt und hört er auf Kommandos wie “Sitz”, “Pfote” und auch ein “Nein” sehr gut. Auch sucht er stetig Kontakt und Streicheleinheiten.

Das Problem beginnt beim Geschirr anlegen und anleinen (auch wenn er das Geschirr schon dem ganzen Tag über an hatte und man ihn nur noch anleinen will). Hier springt er hoch und versucht in Leine/Geschirr zu beißen. Wenn man es nicht sofort schafft ihn trotzdem anzuleinen, endet es jedes Mal in einem riesen Drama, wo man auch mal etwas gebissen wird. Sobald man aber normal mit ihm draußen läuft interessiert ihn die Leine nicht mehr. Da fängt aber das nächste Problem an. Er ist draußen völlig in seinem eigenen Film, zieht an der Leine und hört auf keinerlei Kommandos, egal wie oft man ihm verdeutlicht, dass man auch noch da ist. Hier funktionieren auch alle mir bekannten Übungen einem Hund beizubringen bei Fuß zu laufen nicht, da er einfach nichts mehr wahrnimmt.

Hat jemand vielleicht für wenigstens eines der Probleme einen Rat? Liebe Grüße ?
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 22.04.2021
Hallo Lisa,
soweit ich das aus der Entfernung beurteilen kann kennt Ihr Hund weder Disziplin noch Grenzen noch Führung. Zu dieser Annahme bringt mich unter anderem Ihre Aussage, dass der Hund sehr verkuschelt ist und stetig Kontakt und Streicheleinheiten sucht. Entgegen Ihrer Annahme hat das wenig mit Zuneigung oder Respekt zu tun. Ihr Hund trainiert Sie schlicht und einfach. Er will gestreichelt werden und Sie gehorchen offenbar sofort, Möglicherweise fordert er auch andere Dinge ein wie spielen oder Futter. Wenn ein Mensch so gut gehorcht hat der Hund das Gefühl, alles zu übernehmen und kann natürlich seinen Menschen maßregeln wenn ihm was nicht passt.
Die gute Nachricht ist, dass Sie, so oft Sie möchten, mit Ihrem Hund kuscheln oder spielen können. Aber eben, wenn SIE möchten. Will der Hund etwas von Ihnen, ignorieren Sie es KOMMENTARLOS. Schauen Sie weg, gehen Sie weg. Sie kuscheln mit ihm, spielen mit ihm nachdem Sie ihn zu sich gerufen haben und er auch gehorcht hat.
SIE sollten in Zukunft die Entscheidungen treffen wann wie lange gekuschelt, wann wie lange gespielt wird, wann der Hund aufs Sofa oder Bett darf, wohin es beim Spaziergang geht.
Hier kommen wir zum nächsten Problem. Lassen Sie sich NIE von Ihrem Hund wohin ziehen, auch nicht, wenn er wo schnuppern, sich lösen oder zu Bekannten will. Wenn er einmal Erfolg hatte, müssen Sie wieder von vorne mit dem Training anfangen. Drehen Sie um und gehen zurück, ohne den Hund weiter zu beachten. WICHTIG: Schauen Sie nicht nach dem Hund, reden Sie nicht mit ihm, schauen Sie nach vorne.
Am besten reagieren Sie schon, wenn er versucht, Sie zu überholen. SOFORT umdrehen und zurückgehen und zwar jedes mal.
Üben Sie die Leinenführigkeit indem Sie los gehen als hätten Sie keinen Hund dabei. Gehen Sie nach rechts, nach links, drehen Sie plötzlich um, auch hier, ohne den Hund anzuschauen oder zu reden!
Nehmen Sie tagsüber kommentarlos das Geschirr, gehen damit, ohne den Hund zu beachten, durch die Wohnung, legen es wieder weg.
Wenn er sich nicht mehr aufregt, legen Sie es ihm ohne, auch nicht vorher, mit ihm zu reden, an. Einfach so.
Bis das funktioniert würde ich auf ein Zug Stopp Halsband umsteigen und ihm dieses, auch hier ohne großes Tamtam, einfach anlegen. Rufen Sie ihn zu sich und ziehen Sie das Halsband über seinen Kopf. Einfach so.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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