Hallo,
das ist natürlich ganz besonders schwer, wenn Sie schon alle gängigen Methoden ausprobiert haben. Sie schreiben ja auch, dass Sie in einer guten Hundeschule waren. Was waren denn nach Meinung Ihres Trainers die Gründe, warum Ihr Hund mit der Reizüberflutung nicht klar kommt?
Sie schreiben, dass beide Hunde aus einer Arbeitslinie kommen. Wie lasten Sie Ihre Hündin denn aus?
Ich versuchen dennoch mal auf ein paar Punkte hinzuweisen.
Sie schreiben, dass die Leinenführung in einem abgelegenen Feld kein Problem ist. Sicherlich gibt es aber doch Abstufungen zwischen abgelegenen Feld und totaler Ablenkung.
Machen Sie sich eine Favoritenliste. Was ist ablenkungsfrei, was noch einigermaßen, wo bekommen Sie überhaupt keine Aufmerksamkeit mehr. Versuchen Sie zehn verschiedene Orte mit unterschiedlichem Schweregrad zu finden.
Wenn Sie diese Liste haben, arbeiten Sie sich von ablenkungsfrei zu aufmerksamkeitsfrei langsam durch.
Beginnen Sie dann, Ihre Hündin im eigenen Garten erst einmal durch Nasen - und Kopfarbeit auszulasten. Erst wenn Ihre Hündin anfängt die Suchspiele nicht mehr so konzentriert auszuführen oder die Lust verliert, dann gehen Sie raus. Setzen Sie sich nicht unter Druck, indem Sie eine gewisse Strecke in einer vorgegebenen Zeit zurücklegen wollen. Bleiben Sie stehen, bis Ihre Hündin nicht an der Leine zieht. Klar, ein Blick ist schön, aber schon eine lockere Leine kann mit Clicker belohnt werden. Ein Blick wird dann mit Futter oder mit einem Spiel belohnt.
Steigern Sie die Ablenkung nur langsam und achten Sie auf entsprechende Auslastung Ihrer Hündin. Achten Sie darauf, dass Sie diejenige sind, die die Interaktionen beginnt. Lassen Sie sich nicht von Ihrer Hündin "manipulieren" und gehen Sie nicht auf jede Aufforderung seitens Ihrer Hündin ein. Das klingt jetzt etwas unverständlich. Dr. Schöning würde das als "Nabel-der-Welt-Training" bezeichnen. Gehen Sie nicht immer auf Ihren Hund ein, belohnen Sie nicht jede Kontaktaufnahme mit einem Blick oder Wort. Ich will nicht sagen, ignorieren Sie Ihren Hund, aber beachten Sie ihn nicht immer. Im Gegenzug suchen Sie sich viele Gelegenheiten, in denen Sie sich mit Ihrer Hündin beschäftigen. Das gleiche gilt für Streicheleinheiten. Ihre Hündin wird immer nur gestreichelt, wenn Sie das wollen, nicht wenn Ihrer Hündin danach ist. Und auch für Spieleinheiten oder Beschäftigung. Nur um noch mal ein Beispiel zu geben. Der Hund wird unruhig. Der Mensch weiß genau, was der Hund jetzt möchte. Entweder Futter oder Gassi gehen oder einfach in den Garten. Der Mensch steht also auf und erfüllt dem Hund den Wunsch. Machen Sie es besser. Warten Sie eine Weile, bis Ihre Hündin ihre Forderung aufgegeben hat. Erst dann entscheiden Sie, jetzt geht es raus.
Viel Erfolg.
Herzlichst
Ihre Gabriele Holz
www.wolf-inside.de