Wie kann ich noch gezielter/besser an der Leinenführigkeit meines ...

Leinenführigkeit ❯ Leinenzug
Cosmeni schrieb am 14.12.2014
Wie kann ich noch gezielter/besser an der Leinenführigkeit meines hoch energetischen Tierheimhundes arbeiten? Er ist definitiv ein Hund dem systematisch beigebracht wurde "je stärker ich an der Leine reiße, desto schneller komme ich an mein Ziel". Wir arbeiten viel mit Richtungswechseln, stehen bleiben usw. Seit wir mit der Schleppleine laufen, ist es auch minimal besser geworden. Wir arbeiten grundsätzlich erst, wenn er seinen Energiestau etwas abbauen konnte z.B. beim Joggen, Fährten, Spielen,... Ich habe ihm beigebracht, dass er mich streckenweise nicht überholen darf, was auch recht gut klappt. Ziel ist aber natürlich, dass er lernt an entspannter Leine auch neben oder vor mir zu gehen. Gruppenspaziergänge haben ihm anfangs Stress bereitet, welcher sich in extremem Ziehen geäußert hat. Da ich versuche ihm Spaziergänge mit anderen Hunden als normal und schön zu zeigen und wir sie nun häufig machen, hat sich auch das deutlich gebessert. Er ist aber nach wie vor oft sehr ruckartig unterwegs, was für mich als das andere Ende der Leine nicht sehr angenehm ist. Für Tipps wie ich in aller Ruhe und ohne Druck weiter mit ihm arbeiten kann, bin ich sehr dankbar!
6 Antworten
Liebe Cosmeni,
das ist sehr schwer zu erklären und natürlich besser zu zeigen. Hier ein Versuch: Arbeiten Sie mit körperlicher Einschrenkung. Sie führen Ihren Hund an einer 1m Leine an einem Zaun oder Wand.Wenn er versucht Sie zu überholen machen Sie sehr schnell eine Vorwärtsbewegung mit ihrem dem Hund zugewanten Bein und ihm Körpersprachlich das Zeichen zu geben, dass er Sie nicht überholen darf. Sie können diese körperliche Einschrenkung auch mit einem Abbruchsignat verstärken. Wenn der Hund neben Ihnen an locker Leine läuft wird er gelobt. Viel Erfolg
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Hallo,
stehen bleiben und Richtungswechsel können kaum zum Ziel führen, weil der Hund nichts damit anfangen kann. Dieses Verhalten wird zum Ritual, stellt aber das Ziehen nicht ab.
Hunde ziehen von uns weg, weil wir nicht spannend sind und nur „Gassi-gehen“.
Ein Hund, der VOR unseren Füßen ist, trifft eigene Entscheidungen wie Kreuzen, Zerren, Bellen, weil er uns nicht zutraut, dass wir mit „Ereignissen“ (andere Hunde,Kinderwagen etc,) klarkommen. An der Schleppleine kann er wieder eigene Entscheidungen weit vor Ihnen treffen - das wird nicht zum Fussgehen führen.
In allen Strukturen gibt es „Vorgesetzte“, die die Regeln bestimmen, führen und beschützen – Hunde lieben Regeln!
Nehmen Sie bitte eine kurze Leine, die sich später verlängern lässt und versuchen Sie Ihrem Hund zuerst einmal beizubringen, dass er HINTER Ihren Füßen geht. Ihr Arm bleibt an der Hosennaht, atmen Sie aus, um den Druck herauszunehmen. Bleiben Sie stur – kein Leinenruck – Sie führen – basta! Gehen Sie mit dem LINKEN Fuß los und stellen Sie sich auf einen schwierigen Anfang ein. Wenn Ihr Arm nach vorne geht, haben Sie verloren! Ihr Hund wird springen, zerren und kreuzen.
Halten Sie ihn HINTER Ihren Füßen. Wenn er da bleibt, loben, annehmen und lockerlassen der Leine zeigt dem Hund, was Sie von ihm wollen. Es ist nicht einfach, das in Worten zu erklären. Bleiben Sie nicht stehen, lassen Sie kein Sitz oder Schnüffeln zu, sondern gehen Sie IHREN Weg. Gehen Sie an einer Mauer oder Hauswand entlang und bestehen Sie auf Führung, indem Sie ihn zurückdrängen.

Wenn er Ihre Führung anerkennt, bekommt er mehr Raum. Ehe Sie ihn ziehen, gehen Sie ein Stück rückwärts - mit dem Gesicht zum Hund! - , rufen, locken Sie ihn, werden Sie spannend! Wenn wir für Hunde spannend geworden sind, haben sie keinen Grund mehr, zu ziehen. Rufen Sie den Hund nur Mit RÜCKWÄRTS gehen. Gehen Sie vorerst viel allein, werden Sie zuerst mit Ihrem Hund ein Team. Dann nehmen Sie andere hinzu und überprüfen, ob er auch unter Ablenkung zu Ihnen hochschaut.
Viele Vorschläge und genaue Anleitungen finden Sie in meinen Büchern über meine Homepage www.hundimedia.de.
Arbeiten Sie mit dem Futterbeutel an der 5-m-Leine und spielen Sie viel.
In allen Strukturen ist der Chef vorne und bestimmt den Weg, werden Sie Beschützer , vom Beschützer zum Vertrauten und Partner.
Viel ERfolg und viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
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Cosmeni | Fragesteller/in
schrieb am 25.12.2014
Hallo ihr beiden.
Herzlichen Dank für Eure Antworten. Ich kann durch die enorme Energie des beschriebenen Hundes nur sehr bedingt so arbeiten.
Ich versuche aufgrund seiner nur sehr eingeschränkten Konzentrationsfähigkeit immer kurze Sequenzen (Max 5min) einzubauen, in denen er nicht überholen darf. Das klappt ohne Ablenkung schon ganz gut und ich merke auch, dass ihm diese Führung gut tut und ihn nahezu entspannt, weil er sieht, dass ich unsere Umwelt regle und ihm das sozusagen abnehme. Er tendiert nämlich schon stark in Richtung Kontrollfreak. Der Punkt ist nun, dass ich ihn mit der Übung aber natürlich auch nicht überfordern will und dass auch nicht den ganzen Spaziergang über durchziehen kann, da er auch die Möglichkeit braucht, Energie loszuwerden, zu schnüffeln,...
Sobald wir die Übung beenden zieht er natürlich wieder permanent wie wahnsinnig.
Mir wurde der Tipp gegeben, dass ihm der "Übungsmodus" verständlicher gemacht werden kann, wenn er zb zum am Halsband geführt wird und ansonsten am Geschirr als "Freizeitmodus". Er trägt bei mir immer ein Geschirr, da der Zug für seinen Hals nicht zumutbar ist und er durch den Zugstress das ziehen nich intensiviert.
Er versteht zwar inzwischen dass er bei den Übungen nicht überholen soll, aber mir ist der Schritt dahin, dass er auch lernen soll im #Freizeitmodus" nicht permanent zu ziehen sondern an lockerer Leine zu gehen, nicht klar.
Er wechselt nun zwar zwischen hinter mir gehen und mir den Arm ausreißen aber ein Zwischending liegt in weiter Ferne...
Oder wäre der richtige Ansatz, das Hintenlaufen zeitlich so auszudehnen (in Schritten), dass es irgendwann permanent geht.
Vielen vielen Dank!!!
Cosmeni
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Hallo,
haben Sie schon einmal über einen Chip oder Kastration nachgedacht, um Ihrem Hund das Leben etwas leicht zu machen? Eigentlich sind Tierheimhunde doch immer kastriert - was ist hier passiert? Die mangelnde Konzentration ist verrmutlich bedingt durch einen hohen Testosteron -Spiegel - helfen Sie Ihrem Hund mit einem Chip!
Wie lange arbeiten Sie schon mit ihm? Jeder Hund hat eine Geschichte und weiß, mit was er durchkommt. Wenn man überlegt, dass wir oft viele viele Stunden beim Psychater sitzen, um mit einem Problem fertig zu werden, verlangen wir es vom Hund schnell. Geben Sie sich ein halbes Jahr des täglichen Trainings und freuen Sie sich über jeden Tag, derr ERfolge bringt. Sehen Sie bitte kleinste Blicke zu Ihnen, minimals Warten.
So, jetzt noch einmal ein Programm:
Sie steigen aus dem Auto, der Hund ist eng bei Ihnen zerrt nicht weg. Sie schließen alles ab und gehen auf jeden Fall 200 m streng bei Fuss.
Warum? Kinder haben nicht erst Pause, dann Schule, genauso machen es Reiter, die ihr Pferd erst versammeln, dann galoppieren lassen, wir arbeiten erst und haben dann Pause.
Sie kriegen ihn immer schlechter "bei", wenn Sie ihn erst toben lassen.
Nach den 200 m, dann, wenn er (ganz) gut gegangen ist, machen Sie ihn an eine 5-m-Schleppleine.Immer mit Ritual Sitz, Warten, umschnallen, gehen lassen - er ftrifft keine eigenen Entscheidungen! Immer wenn er zieht, kommt er zuück, SITZ, ein Leckerchen, er lernt, immer eine Runde um Sie zu machen und hat die doppelte Bewegung und geistiges Training. Pinkeln und so ist dann auch drin.
200 m wieder FUSS, ohne Schnuppern, Arbeit pur,
Sitz, Leinenwechsel, Arbeiten.
Sie überfordern ihn nicht, er überfordert Sie! Wehren Sie sich, arbeiten Sie, arbeiten Sie auf ein zufriedenes Hundeleben hin - die größten Leinenreißer haben es im meinem Training geschafft - eiserne Konsequenz, weil sonst Ihr Verhältnis gegen die Wand fährt.
Dann gibt es immer mehr Freiheit - bis zum Tag, an dem Sie die Leine zu Hause lassen können, derr Hund folgt frei und schaut nach IHnen. Wir gehen jeden Mittwoch mit 14 und mehr Hunden frei, keiner jagt oder haut ab - arbeiten Sie hart, es lohnt sich!!!
Ich freue mich auf Ihre Berichte,
viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
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Cosmeni | Fragesteller/in
schrieb am 25.12.2014
Hallo.
bzgl. der Kastrationsthematik weiß ich als "nur" Ehrenamtliche lediglich, dass das Tierheim am ehesten folgende Philosophie verfolgt:

Viel zu selten bedacht sind mögliche negativen Folgen einer Kastration beim Rüden. Gelenkt von weit verbreiteten (aber leider nicht immer zutreffenden) Versprechungen über die positiven Auswirkungen, lassen immer mehr Rüdenbesitzer ihren Hund kastrieren. Über mögliche unerwünschte Folgen wird dabei viel zu selten nachgedacht.
Einige kastrierte Rüden werden von anderen Rüden nicht mehr als solche erkannt. Durch die hormonelle Veränderung riechen sie unnatürlich und ihr Geschlecht lässt sich von anderen Hunden nicht mehr richtig zuordnen. Zum Teil werden sie wie eine läufige Hündin behandelt, extrem viel beschnüffelt, bedrängt und bestiegen.
Der Mensch trägt die Verantwortung für diesen Eingriff. Gehört sein Hund nach der Kastration zu denen, die immer wieder von anderen Rüden bedrängt werden, so hilft es nur, diese Begegnungen zu vermeiden. Eine ständige Konfrontation bedeutet für beide Seiten mehr Stress als Vergnügen.

An diesem Thema werde ich wohl nicht allzu viel rütteln können, ich kenne auch einige Fälle, in denen obige Theorie zu einhundert Prozent zutrifft, mir leuchtet dennoch auch ihre Sichtweise ein, zumal es sich im beschriebenen Fall definitiv um einen anderen Hunden gegenüber recht souveränen, stark sexuell und trieborientierten Hund handelt.

Hiervon abgesehen. Können sie mir die genannten Schritte / den Aufbau des Trainings genauer beschreiben, mir sind einige Punkte nicht ganz klar?! In die Situation des Nichtziehens beim Losgehen vom Tierheim kommen wir durch seine Energie momentan gar nicht erst. Nach ein paar Minuten ist an Hinter meinen Beinen gehen zu denken (auch streckenweise ohne pinkeln und schnüffeln). Wie kann ich für ihn die genannten "Pausen", in welchen er schnüffeln etc. darf, einbauen? Ich möchte, dass er positiv üben darf und nicht zuviel Druck erfährt.

Mit dem Futterbeutel arbeiten wir bereits recht gut, das klappt ordentlich und macht ihm Spaß. (immer nur wenige Spiele, da er oft noch zu ablenkbar ist)

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Ratschläge, dieser Hund ist mit Abstand das extremste, was mir bisher an Leinenzug-Thematik untergekommen ist.

Viele Grüße
Cosmeni
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Hallo,
mein eigener Rüde Shadow, dem Sie auf meiner Seite immer wieder begegnen werden, wurde mit 1 1/2 Jahren kastriert, ist immer noch anerkannter Führer all meiner Hundegruppen, wurde noch nie bestiegen oder beschnuppert. Ich kann die Rüden nicht mehr zählen, die alle wurden und danach - aber jetzt kommt es: Sofort arbeiten mussten. Dafür habe ich meine zwei Bücher geschriebenHomepage: www.hundimedia.de
Bücher „Spiel und Spaß mit Hund“ und „Mehr Spiel und Spaß mit Hund“ Film: „Der Weg ist das Ziel: 222 Möglichkeiten den Hund zu beschäftigen.
Keiner der Herrchen und Frauchen hat es je bereut, aber sie haben auch sofort gearbeitet.

Was Sie schildern, ist der größte Irrtum, den man in Sachen Kastration denken kann: Der Rüde wird ruhiger, ich kann faul bleiben, muss dem Hund nichts beibringen (ich meine jetzt nicht Sie!)
Mit 225 Mio Riechzellen ist der Hund sehr wohl in der Lage einen Rüden von einer Hündin zu unterscheiden. Habe ich einen "ungebildeten" Rüden mag es wohl zutreffen. Hier muss man sich sehr genau jeden Fall, besonders den Besitzer mit seinem Hund, anschauen.
Schauen Sie genau hin, jeder Fall ist einzeln und nicht vergleichbar.

Die Auswirkungen sind nur positiv, wenn ICH sofort handle, führe und beschütze. Der Rüde ist überhaupt erst ansprechbar für irgendwelche Spiele, sonst wird er alle Sozialspuren verfolgen und zu nichts in der Lage sein, was Lernen betrifft. Unkastrierte Rüden brauchen immer eine Schippe mehr Erziehung - dieser Kraftaufwand lohnt sich nicht, weil er ja doch nie "darf", er hat nur alle Nachteile. Er muss ziehen, abgelenkt sein,
schnuppern, 45 Mal in der Stunde pinkeln, raufen. Ein Hundeleben kann so schön sein.
Alle unsere Rüden spielen mit den Hündinnen ohne sexuelle Übergriffe, die Rüden gehen ganz wunderbar miteinander um. Man muss aber wissen, wie man es macht.
Ich kann Ihnen aus meiner 30 jährigen Erfahrung sagen, dass in meinem Umfeld weder eine Kastration schief gegangen ist (mit Inkontinenz z.B.) noch k ein Rüde die oben geschilderten Symptome gezeigt hat - und es sind hunderte.
Ich rate Ihnen auf einem Chip zu bestehen, wenn Sie den Hund weiterhin führen wollen.

Wenn ich es Ihnen zeigen könnte, wären wir in einer Stunde soweit. Beschreiben ist zu schwierig, weil es alles - ohne Ausnahme - Ihre Körpersprache ist.
Ich würde mit einem ziehenden Hund überhaupt nicht losgehen. Wenn er wohin will, hat er mich nicht zu zerren, also gehe ich wieder zurück ins Tierheim. Es kann sein, dass Sie das 20 Mal machen müssen, sonst werden Sie keinen Erfolg haben können.
Lohnt sich der Aufwand für Sie? Wollen Sie ihn übernehmen? Haben Sie ihn bereits übernommen?
Bei allem, was Sie wie tun, darf der Hund nicht gewinnen, sonst haben Sie verloren.
Viele Grüße
Inge Büttner-Vogt



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