extremes Jagdverhalten

Hundetrainer-Sprechstunde
Aiyana S. schrieb am 15.12.2024
Hallo, ich habe einen 17 Monate alten Rüden aus dem Tierschutz. Rasse: Mischling aus unbekannten Rassen (vermutlich aber Laika/Husky, evtl sogar Wolfhund TWH). Das war uns vorher nicht bekannt, da er erst 4 Monate alt war, als er bei uns einzog. Mittlerweile können wir aber diese genannten Rassen vermuten. Mir ist deshalb auch bewusst, dass es sich um einen Hund mit einer starken jagdlichen Motivation handelt. Aber leider ist es im Wald so schlimm, dass man ihn mit seinen 30 kg kaum halten kann. Wir kommen jetzt wirklich an unsere Grenzen. Er hat dauerhaft die Nase am Boden, sucht regelrecht die Reize. Hört oder sieht er etwas, fängt er an zu hecheln, Zunge hängt seitlich raus, dann prescht er in die Leine. Dann setzen wir ihn hin, damit er sich beruhigt. Grundgerhorsam ist da, Impulskontrollen und Aufmerksamkeit üben wir immer und überall, er läuft 3x in der Woche am Rad, er spielt 2 mal in der Woche mit seinem Hundekumpel, wir machen Dummytraining (nur zuhause und im Garten, weil er draussen schlecht ansprechbar ist oder kein Interesse hat). Auslastung, zumindest die körperliche, ist da. Im Wald Suchspiele, Dummytraining, Leinentraining- keine Chance, da kein Interesse. Auch auf einer grossen Wiese ohne Wald ist er kaum ansprechbar, weil er anfängt zu jagen.
Laufen wir mit anderen Hunden im Wald, ist er etwas ruhiger, weil er vom Kopf her scheinbar bei den Hunden ist. Zumindest ist er nicht reizüberflutet.
Der Hund ist ansonsten einfach ein Traumhund! Extrem freundlich zu allen Menschen, zu Hunden, kein Leinenpöbler! Wir sind sehr glücklich mit ihm. Die Leinenführigkeit passt noch nicht so gut bei Ablenkung. 
Ich habe das Gefühl, dass wir im Wald einfach völlig uninteressant sind, weil die Reize viel zu stark sind. Wir bieten ihm draussen viel an Beschäftigung an, er lehnt jedoch alles ab. An einen Rückruf ist natürlich momentan auch nicht zu denken. Was machen wir falsch? Müssen wir den Wald meiden? Aber was ändert das?
Vielen Dank und viele Grüsse
5 Antworten
Hallo Aiyana,

wie verhält sich Dein Hund denn, wenn ihr z.B. Im Wohngebiet unterwegs seid? Also ohne Wald oder Wiese in der Nähe. Und zeigt er diese jagdlichen Ambitionen schon immer oder erst seit ein paar Wochen=

Dass Du Deinen Hund soviel beschäftigst (Rad, Dummytraining etc) ist super, allerdings frage ich mich, ob es nicht zu viel ist. Kommt er denn Zuhause zur Ruhe? Ein Hund in seinem Alter sollte ca 18h am Tag ruhen / schlafen…
Hinzu kommt, dass er mit 17 Monaten aktuell in der Pubertät ist, da ist es durchaus normal, dass Hunde vermehrt Verhalten zeigen, dass selbst belohnend ist (in Deinem Fall eben das Jagen)

Habt ihr den Rückruf denn dennoch schon mal trainiert? Also Zuhause und im Garten?

Danke schon mal für die Rückmeldung
Liebe Grüße
Stephanie Becker
Die Hexe und der Hund
www.hexeundhund.com
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Aiyana S. | Fragesteller/in
schrieb am 19.12.2024
Hallo Frau Becker,
vielen Dank für die Antwort. Gerne beantworte ich die Fragen.
Die jagdlichen Ambitionen zeigt er schon immer, dh. schnüffeln am Boden und eine Suche nach dem Reiz. Aber die schlechte Ansprechbarkeit eigentlich erst seit der Pubertät. Er kam erst sehr spät in die Pubertät, auch das Bein hat er erst mit ca. 11 Monaten gehoben. Dann hat das ganze auch angefangen.
Den Rückruf üben wir immer, er ist immer an der Leine/ Schleppleine und vor allem an der Schleppleine üben wir den Rückruf. Das klappt auch gut, wenn kein Wild gewittert wird. Im Garten klappt der Rückruf, wenn er jedoch am Buddeln ist, kann ich ihn nicht abrufen. Beim Spiel mit seinem Kumpel übrigens auch nicht. Da klappt weder Abbruch noch der Rückruf. Sitzt das vielleicht einfach noch nicht?
In unserem Wohngebiet kann ich super laufen, da ist er sogar leinenführig, setzt sich hin, wenn ich stehenbleibe. An anderen Hunden kommen wir auch sehr gut vorbei, dann zieht er zwar etwas, aber wir kommen gut weiter. Auch unsere Feldrunde klappt ganz gut. Er ist dann ansprechbar und in keiner Weise reizüberflutet. (Die Runde kennt er gut, ist es das?) Aber leinenführig ist er auf der Feldrunde nicht. Die Reizüberflutung kommt nur im Wald oder auf Wiesen, wo viel Wild unterwegs ist, vor. Vor allem bei Rehen. Bei Hasen kann ich ihn stoppen und er beruhigt sich schnell.
Danke für den Tip mit der Ruhe! Ich habe das jetzt mal durchgerechnet. Er kommt auf ca. 16,5 h Ruhe am Tag, davon schläft er nachts 10h und morgens nochmal. Ansonsten ruht er. Das werde ich nochmal ändern und versuchen zu verlängern. Anfangs war es ganz schlimm, er verfolgte mich auf Schritt und Tritt und hat so gut wie gar nicht geschlafen. Ich bin froh, dass er es jetzt schon so hinbekommt. Wir machen auch Deckentraining, dann schicke ich ihn zum Ruhen für ca. 1h auf seinen Platz. Wenn er müde ist geht er gern zur Terassentür und möchte raus. Wenn ich ihn rauslasse, macht er Blödsinn, er gräbt dann den ganzen Garten um. Wenn ich ihn jedoch nicht rauslasse und auf seine Decke schicke, dann schläft er. Er scheint seine Müdigkeit überspielen zu wollen.
Wenn er mit seinem Kumpel spielt, fällt die Gassirunde kürzer aus, auch beim Radfahren. Also er hat dann nur andere Beschäftigung, nicht zusätzlich.
Ist vielleicht immer noch die Ruhe sein Problem, denn auf 18 h kommen wir ja nicht. Daran werde ich auf jeden Fall nochmal arbeiten.
Viele Grüsse
Aiyana
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Aiyana S. | Fragesteller/in
schrieb am 19.12.2024
Hallo Frau Becker,
vielen Dank für die Antwort. Gerne beantworte ich die Fragen.
Die jagdlichen Ambitionen zeigt er schon immer, dh. schnüffeln am Boden und eine Suche nach dem Reiz. Aber die schlechte Ansprechbarkeit eigentlich erst seit der Pubertät. Er kam erst sehr spät in die Pubertät, auch das Bein hat er erst mit ca. 11 Monaten gehoben. Dann hat das ganze auch angefangen.
Den Rückruf üben wir immer, er ist immer an der Leine/ Schleppleine und vor allem an der Schleppleine üben wir den Rückruf. Das klappt auch gut, wenn kein Wild gewittert wird. Im Garten klappt der Rückruf, wenn er jedoch am Buddeln ist, kann ich ihn nicht abrufen. Beim Spiel mit seinem Kumpel übrigens auch nicht. Da klappt weder Abbruch noch der Rückruf. Sitzt das vielleicht einfach noch nicht?
In unserem Wohngebiet kann ich super laufen, da ist er sogar leinenführig, setzt sich hin, wenn ich stehenbleibe. An anderen Hunden kommen wir auch sehr gut vorbei, dann zieht er zwar etwas, aber wir kommen gut weiter. Auch unsere Feldrunde klappt ganz gut. Er ist dann ansprechbar und in keiner Weise reizüberflutet. (Die Runde kennt er gut, ist es das?) Aber leinenführig ist er auf der Feldrunde nicht. Die Reizüberflutung kommt nur im Wald oder auf Wiesen, wo viel Wild unterwegs ist, vor. Vor allem bei Rehen. Bei Hasen kann ich ihn stoppen und er beruhigt sich schnell.
Danke für den Tip mit der Ruhe! Ich habe das jetzt mal durchgerechnet. Er kommt auf ca. 16,5 h Ruhe am Tag, davon schläft er nachts 10h und morgens nochmal. Ansonsten ruht er. Das werde ich nochmal ändern und versuchen zu verlängern. Anfangs war es ganz schlimm, er verfolgte mich auf Schritt und Tritt und hat so gut wie gar nicht geschlafen. Ich bin froh, dass er es jetzt schon so hinbekommt. Wir machen auch Deckentraining, dann schicke ich ihn zum Ruhen für ca. 1h auf seinen Platz. Wenn er müde ist geht er gern zur Terassentür und möchte raus. Wenn ich ihn rauslasse, macht er Blödsinn, er gräbt dann den ganzen Garten um. Wenn ich ihn jedoch nicht rauslasse und auf seine Decke schicke, dann schläft er. Er scheint seine Müdigkeit überspielen zu wollen.
Wenn er mit seinem Kumpel spielt, fällt die Gassirunde kürzer aus, auch beim Radfahren. Also er hat dann nur andere Beschäftigung, nicht zusätzlich.
Ist vielleicht immer noch die Ruhe sein Problem, denn auf 18 h kommen wir ja nicht. Daran werde ich auf jeden Fall nochmal arbeiten.
Viele Grüsse
Aiyana
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Aiyana S. | Fragesteller/in
schrieb am 19.12.2024
Hallo Frau Becker,
vielen Dank für die Antwort. Gerne beantworte ich die Fragen.
Die jagdlichen Ambitionen zeigt er schon immer, dh. schnüffeln am Boden und eine Suche nach dem Reiz. Aber die schlechte Ansprechbarkeit eigentlich erst seit der Pubertät. Er kam erst sehr spät in die Pubertät, auch das Bein hat er erst mit ca. 11 Monaten gehoben. Dann hat das ganze auch angefangen.
Den Rückruf üben wir immer, er ist immer an der Leine/ Schleppleine und vor allem an der Schleppleine üben wir den Rückruf. Das klappt auch gut, wenn kein Wild gewittert wird. Im Garten klappt der Rückruf, wenn er jedoch am Buddeln ist, kann ich ihn nicht abrufen. Beim Spiel mit seinem Kumpel übrigens auch nicht. Da klappt weder Abbruch noch der Rückruf. Sitzt das vielleicht einfach noch nicht?
In unserem Wohngebiet kann ich super laufen, da ist er sogar leinenführig, setzt sich hin, wenn ich stehenbleibe. An anderen Hunden kommen wir auch sehr gut vorbei, dann zieht er zwar etwas, aber wir kommen gut weiter. Auch unsere Feldrunde klappt ganz gut. Er ist dann ansprechbar und in keiner Weise reizüberflutet. (Die Runde kennt er gut, ist es das?) Aber leinenführig ist er auf der Feldrunde nicht. Die Reizüberflutung kommt nur im Wald oder auf Wiesen, wo viel Wild unterwegs ist, vor. Vor allem bei Rehen. Bei Hasen kann ich ihn stoppen und er beruhigt sich schnell.
Danke für den Tip mit der Ruhe! Ich habe das jetzt mal durchgerechnet. Er kommt auf ca. 16,5 h Ruhe am Tag, davon schläft er nachts 10h und morgens nochmal. Ansonsten ruht er. Das werde ich nochmal ändern und versuchen zu verlängern. Anfangs war es ganz schlimm, er verfolgte mich auf Schritt und Tritt und hat so gut wie gar nicht geschlafen. Ich bin froh, dass er es jetzt schon so hinbekommt. Wir machen auch Deckentraining, dann schicke ich ihn zum Ruhen für ca. 1h auf seinen Platz. Wenn er müde ist geht er gern zur Terassentür und möchte raus. Wenn ich ihn rauslasse, macht er Blödsinn, er gräbt dann den ganzen Garten um. Wenn ich ihn jedoch nicht rauslasse und auf seine Decke schicke, dann schläft er. Er scheint seine Müdigkeit überspielen zu wollen.
Wenn er mit seinem Kumpel spielt, fällt die Gassirunde kürzer aus, auch beim Radfahren. Also er hat dann nur andere Beschäftigung, nicht zusätzlich.
Ist vielleicht immer noch die Ruhe sein Problem, denn auf 18 h kommen wir ja nicht. Daran werde ich auf jeden Fall nochmal arbeiten.
Viele Grüsse
Aiyana
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Hallo,

danke für die Rückmeldung.

Den Rückruf würde ich definitiv noch weiter üben. Erstmal in ruhiger Umgebung und dann die Ablenkung weiter steigern.
Wenn Dein Hund eher futtermotiviert ist, wäre es auch sinnvoll, nur für den Rückruf sein absolutes Super-Leckerli als Belohnung zu verwenden. Das gibt es eben nur beim Rückruf, was es für Deinen Hund "verlockender" macht, zu Dir zu kommen.
Abruf beim Spiel oder eben wenn er eine Spur in der Nase hat ist wirklich die absolute Königsdisziplin beim Rückruf - das braucht Zeit und Training.

Achte auch darauf, dass Du gerade jetzt, wenn der Rückruf noch nicht so gut klappt, das Signal nur sagst, wenn Du Dir sicher sein kannst, dass Dein Hund reagiert bzw dass Du seine Aufmerksamkeit hast. Sprich ihn vorher auch erst an und wenn er dann zu Dir läuft, gib ihm verbal Feedback, dass das, was er gerade macht, richtig ist (wie eine Art "Anfeuern", dass er zu Dir kommt)

Es klingt ganz so, als bräuchte Dein Hund noch etwas Unterstützung beim eigenständigen zur Ruhe kommen, vielleicht könntest Du auch mit einem Ruhe-Signal oder konditionierter Entspannung arbeiten.
Gerade in der Pubertät ist das Stresshormon (Cortisol) bei Hunden sowieso schon erhöht, fehlt dann die Ruhe, erhöht es sich immer weiter und es fällt ihnen schwerer, zur Ruhe zu kommen - so beginnt ein Teufelskreis.

Es wäre daher auch sinnvoll, wenn ihr nach 1-2 aufregender Tagen einen Ruhetag einlegt, damit Dein Hund auch die Möglichkeit hat, alles erlebte und erlernte zu verarbeiten.

Bezüglich seiner Jagd-Ambitionen wäre es denke ich auch sinnvoll, wenn Du Dir vor Ort oder auch online Trainer*innen suchst, die sich darauf spezialisiert haben.

Liebe Grüße
Stephanie Becker
Die Hexe und der Hund
www.hexeundhund.com
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