Hallo Barbara, kennen die beiden Hunde sich denn bereits? Haben Sie die Möglichkeit, mit den beiden schon vorher spazieren zu gehen?
Sie sagen, dass Ihr Rüde manche anderen Hunde, vor allem junge Hunde nicht mag. Sind es vor allem die bewegungsintensiven Hunde?
Sie haben auf jeden Fall vollkommen recht, eine erste Begegnung außerhalb des Reviers zu machen. Gehen Sie doch zuerst einmal mit beiden Hunden an der Leine spazieren. Lassen Sie die beiden Hunde erst zusammen, wenn sie miteinander Blickkontakt aufgenommen haben. Zeigen Sie Ihrem Rüden, wie sehr Sie sich über die neue Hündin freuen. Versuchen Sie eine lockere freundliche Stimmung herzustellen. Normalerweise ist nichts dagegen zu sagen, wenn Sie während eines Imponierverhaltens nicht eingreifen. Haben Sie jedoch die Erfahrung gemacht, dass ein Imponierverhalten meistens in einem Kommentkampf endet, dann würde ich das Imponierverhalten nur ganz kurze Zeit dulden. Lassen Sie ihren Rüden kurz Kontakt aufnehmen, und dann rufen Sie ihn ab und beginnen ein Spiel mit ihm. Belohnen Sie ihn immer wieder für ein freundliches Verhalten. Lassen Sie ihm nicht die Chance, unfreundliches Verhalten zu zeigen.
Zu Hause würde ich die Futterschüssel erst einmal weg stellen. Wenn Sie die beiden Hunde füttern, stellen Sie sich zwischen die zwei. Jeder Hund hat das Recht, sein Futter oder auch seinen Platz zu verteidigen. Hier würde ich Ihren Rüden unterstützen. Je mehr sie Ihren Rüden klarmachen, dass Sie sich darum kümmern, umsoweniger muss ich Ihr Rüde darum kümmern.
Lassen Sie sich doch schon mal eine Decke von der Hündin geben. Richten Sie ihr schon einen Platz in Ihrer Wohnung mit ihren Geruch ein.
Sie fragen, wann sie nicht eingreifen müssen. Ich würde das Verhalten Ihres Rüden immer dann dulden, wenn es noch adäquat gezeigt wird.
Aber vielleicht wird es ja auch gar nicht so dramatisch. Hunde spüren sehr schnell, ob der andere Hund zur Familie gehören wird oder nicht. Meine erste Dogge mochte eigentlich gar keine fremden Hunde. Als ich dann meine kleine Bearded Collie Hündin mit 9 Wochen geholt hatte, hatte ich auch ein wenig Bauchweh. Ich habe den Welpen dann mit den Worten: "Schau mal, was ich hier Tolles habe" eingeführt. Das hat von Anfang an funktioniert. Meine Dogge hat sich in der Wohnung jedem anderen Hund in den Weg gestellt. Damit hat sie ihren Status geklärt. Kein Hund durfte sich am Anfang frei in meiner Wohnung bewegen. Das habe ich zugelassen. Die anderen Hunde (mein kleiner Welpe und auch andere Gasthunde) haben das akzeptiert, und damit war die Situation geklärt. Ich habe es auch zugelassen, dass meine Dogge geknurrt hat, wenn der Welpe (oder auch ein Gasthund) sich zu ihr ins Körbchen legen wollte. Meinen Welpen hat das nicht gestört, letztendlich ist immer meine Dogge weggegangen. Das konnte ich aber auch nur machen, weil ich wusste, dass sie nicht überreagiert. Meine Dogge lebt nicht mehr. Meine Beardie ist jetzt drei Jahre alt, und vor einem Jahr habe ich mir wieder einen jungen Doggenwelpen geholt. Dieser wiederum, mag es allzu gerne, meine Beardie im Fell festzuhalten. Auch wenn dies mit keinerlei Aggressionen geschieht, lasse ich das nicht zu. Warum ich Ihnen jetzt meine Geschichte erzähle, hat folgenden Grund. An diesem Beispiel möchte ich Ihnen verdeutlichen, dass ich immer dann eingreifen, wenn einer meiner Hunde die Situation nicht alleine regeln kann. Sei es, weil sie körperlich unterlegen ist oder weil einer zu sehr eingeschüchtert wird.
Beide Hunde müssen immer die Chance haben, die Situation zu bewältigen. Sei es, dass Sie Ihrem Rüden ein Alternativverhalten anbieten oder dass Sie einem der Hunde Schutz gewähren.
Ich wünsche Ihnen ganz viel Spaß mit ihren neuen Hund.
Herzlichst
Ihre Gabriele Holz