Welpe der immer gesellschaft hatte ans allein sein gewöhnen

Angst ❯ Vor dem Alleinsein
Mareike schrieb am 04.08.2017
Mein Welpe ist ein halbes Jahr alt und war nie alleine.
Ich fange am 10.meine Ausbildung an und da muss er alleine bleiben.

Ich habe es jetzt schon über Wochen versucht ihn alleine zulassen. Natürlich stück für Stück aber es hilft nichts.
Wenn ich da bin und er in einen anderen Raum ist er total lieb und macht nichts,auch nicht wenn ich für eine halbe stunde vor die Tür gehe, dies kann er aber nicht sehen.

Aber sobald ich mit Auto weg fahre, ist es ganz schlimm, er bellt und jault ganz laut.

Was kann ich denn noch machen ?

Ich habe wie gesagt alles versucht. Ganz langsam angefangen und sehr belohnt wenn er ruhig war aber we gesagt sobald ich mit Auto weg bin,ist es sehr schlimm.
1 Antwort
Marina Krieg | Hundetrainer/in
schrieb am 07.08.2017
Hallo,

bei einem Hund, der bereits Trennungsangst zeigt, werden Sie es jetzt innerhalb weniger Tage nicht schaffen, ihn ans Alleine bleiben zu gewöhnen. Das heißt, dass Sie sich am besten erstmal eine Betreuung (Familie/Freunde/Hundesitter) suchen müssen und parallel dazu trainieren.

Zum Training:
Wenn die Trennung innerhalb der Wohnung schon ganz gut klappt, gehen Sie aus dem Haus und verlängern diese Zeit schrittweise und seeeehr kleinschrittig.
Wenn das mit-dem-Auto-wegfahren der Auslöser ist, der Hund aber, solange er das Starten des Autos nicht hört, gut einige Zeit allein bleiben kann, dann setzen Sie sich doch nur ins Auto, starten es, schalten es wieder aus und kommen zurück. Ist der auch dabei entspannt geblieben, wiederholen Sie dies und fahren nur mal kurz an.
Beim nächsten Mal fahren Sie ein paar m mehr usw. usf.

Sollte der Hund dennoch einmal winseln etc., wartet man kurz, bis er ruhig ist und kommt erst dann wieder rein. Dieser Schritt war für den Hund doch wieder etwas zu groß und beim nächsten Mal geht man wieder einen Schritt zurück.
Keine Verabschiedungs- und Begrüßungsrituale durchführen, denn:
Beim Verabschieden kann sich die Stimmung des Menschen auf den Hund übertragen.
Bei einer überschwänglichen Begrüßung oder sogar Belohnung würde der Hund nur noch sehnsüchtiger auf die Rückkehr des Menschen warten und nicht entspannt schlafen, das Gehen und Kommen soll für den Hund ganz normal werden.
Ankündiger für den Aufbruch müssen abgebaut werden. Das heißt, es soll unberechenbar für den Hund werden, wann man wirklich das Haus verlässt. Also zieht man sich die Schuhe und die Jacke an, zieht sie wieder aus und setzt sich zurück aufs Sofa. Ist der Hund dabei entspannt, nimmt man beim nächsten Mal noch den Schlüssel dazu in die Hand. Oder in Ihrem Fall eben: An- und Ausschalten des Autos. Dies macht man mehrfach am Tag und geht dabei sehr kleinschrittig vor- immer nur so weit wie der Hund noch entspannt bleiben kann.
Diese Trainingseinheiten sollten Sie mehrmals am Tag wiederholen und immer erst den nächsten Schritt angehen, wenn der Hund keinen Stress mehr hat.
Der Aufbau eines sogenannten Sicherheitssignals, wie z.B. einer Hundebox als Rückzugsort, ist sinnvoll. Eine Box (sofern sie positiv verknüpft und entsprechend trainiert wurde) ist für den Hund ein überschaubarer und geschützter Ort.
Während einer oben genannten Trainingssituation ist es auch möglich, dem Hund ein bestimmtes Signal (am besten ein optisches wie z.B. ein auf dem Boden ausgelegtes Handtuch oder eine Vase) zu geben, das für die Zukunft bedeutet: Wenn mein Mensch jetzt weg geht, kommt er wieder, bevor ich Stress habe.

Geruchströster wie z.B. ein vom Menschen getragenes Shirt oder ein Pheromonhalsband oder -spray (D.A.P.) können zur Unterstützung mit im Training benutzt werden und mit der Entspannung des Hundes verknüpft werden.
Auch ein gefüllter Kong® kann ein weiteres Hilfsmittel sein, da das Lutschen beruhigend wirkt. Doch auch dies sollte vor dem Training erst in der Anwesenheit des Menschen getestet werden.
Um dem Hund die eigene Abwesenheit noch etwas "schmackhafter" zu machen, kann man ihm den Kong kurz vorm Verlassen der Wohnung überlassen und bei der Rückkehr gleich wieder wegnehmen. Dies funktioniert jedoch nur, wenn der Hund beim Verlassen der Wohnung bereits weitestgehend stressfrei ist, sonst ist die Angst zu groß, um fressen zu können.

Wie lang ein solches Training dauert, ist nicht absehbar. Faktoren dafür sind die Zeit und Konsequenz der Halter für das Training, die Lernerfahrungen und der Grad der Angst des Hundes.
Ein Training bei Trennungsanst ist eine langfristige Herausforderung, kurzfristig hilft da nur eine Betreuung.

Im Zweifel lassen Sie sich bei diesem Training von einem Experten vor Ort unterstützen. Unter http://www.hundeschulen.de/menschen-mit-hund/hundeschule-finden/hundeschulen-verzeichnis.html oder https://trainieren-statt-dominieren.de/trainer-umkreissuche finden Sie qualifizierte Hundetrainer und/oder Verhaltensberater in Ihrer Nähe, die mit Ihnen ein gezieltes Training durchführen können.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.

Viele Grüße
Marina von den Ostseepfoten
www.ostseepfoten.com
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