Wie vermeide ich Stress wenn ich den Hund alleine lassen muss?

Angst ❯ Vor dem Alleinsein
Kerstin schrieb am 12.09.2012
Machen Sie Angaben zu Ihrem Hund:

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Rasse: Mischling - sieht einem Westgotenspitz ähnlich und hat laut Hundetrainerin etwas Hütehundmäßiges in sich

Geschlecht: männlich

Alter: ca. 5 Jahre

kastriert: seit Sommer



Geben Sie Details zu Ihrer Frage an:

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Ich habe schon versucht Antworten in den anderen Trennungsangstfragen zu finden, bin aber nicht so recht fündig geworden, daher meine ausfühliche Frage:



Wir haben den Hund im Juli aus dem Tierheim geholt.

Inzwischen steht fest, dass er auf einem Auge blind ist und dass auch das andere Auge beeinträchtigt ist, evtl. wird er auch hier noch erblinden (Augentierärztin). Er braucht auf jeden Fall Sicherheit & Vertrauen, damit er mit dem Handicap klar kommen kann (z.B. nicht vor Panik schnappt, wenn sich etwas von oben oder von der Seite nähert...).

Weil ich ab Oktober wieder arbeiten muss, muss der Hund lernen alleine zu bleiben.

Wir haben zwei Söhne (12 / 14 Jahre), die haben berichtet, wenn wir Eltern weg sind, bellt der Hund anfangs, legt sich vor die Tür und bellt dann immer nur noch aufgeregt, wenn ein Nachbar durch den Flur geht (daraufhin hat der Hund seinen Stammplatz ins Wohnzimmer bekommen und nicht mehr im Flur, damit er sich nicht so verantwortlich fühlt).

Ich habe mit ihm in den vergangenen Wochen bereits eingeübt, dass es kein Problem ist, wenn wir das Zimmer verlassen - Sekunden, Minuten, dann immer länger und schließlich sind wir bei einer Stunde angekommen, die er gemütlich auf seiner Decke im Wohnzimmer verbringt und evtl. sogar döst (in dieser Ecke bekommt er auch sein Fressen & dort steht sein Trinken) - ich kann im Nebenzimmer oder auch im Rest der Wohnung problemlos meiner Hausarbeit nachgehen.

Also wollte ich dieses Training auf die Haustür ausdehnen - hat auch geklappt - dachte ich, weil ich nichts gehört habe. Erst Sekundenweise, dann Minutenweise, dann schon mal 10 Minuten. Die Nachbarn unter uns haben dann erwähnt, dass der Hund oft bellt - also haben wir eine Kamera aufgestellt und gesehen, dass er hin und her läuft, an den Türen (es gehen zwei Türen vom Wohnzimmer ab) schnuppert, hechelt, jault, bellt, wieder schnuppert, hechelt, jault, hin und her läuft, zwischendurch auch mal vor den Türen liegt und im Liegen bellt, ... er interessiert sich in der Zeit auch nicht für Leckerchen, die im Zimmer verteilt auf dem Boden liegen, die frisst er erst wenn wir wieder da sind.



Jetzt meine Frage, weil ich Angst habe, etwas falsch zu machen und auch noch Zeitdruck dazu kommt, denn in zwei Wochen fange ich wieder an zu arbeiten (2 Stunden täglich, d.h. ich bin 2 1/2 Stunden fort):

Ist es besser, den zu erwartenden Rhythmus schon einzuüben - den Hund in der Zeit ignorieren, auf seiner Decke lassen und das Training zu einer anderen Zeit zu machen oder soll ich genau zu der Zeit üben?

Soll ich ihm ein Pheromenhalsband kaufen, Bachblüten oder sonstiges und wie wirkt das überhaupt?

Soll ich ihn später füttern, damit er satt und müde ist (laut Ratgebern) wenn ich gehen muss (bisher bekommt er sein Futter gegen 6:30 Uhr und geht anschließend bis ca. 7:00 Uhr eine Blockrunde - anschließend döst / schläft er nochmal mindestens eine Stunde - ich muss aber demnächst erst um 1/4 vor 9 die Wohnung verlassen), soll ich also vor seinem Frühstück eine Stunde mit ihm spazieren?

Hab ich in dem Training irgendwo einen Fehler gemacht? Muss er vielleicht doch im Flur liegen, damit er die Haustür beobachten kann?



Vielen Dank schon mal für die Mühe

Kerstin
1 Antwort
Sven S.
schrieb am 18.09.2012
Hallo Kerstin,

kein Hund sollte sein Körbchen im Flur haben, da das Körbchen ein Rückzugsort sein soll und Hunde im Durchgangsverkehr nicht die Ruhe finden, die sie benötigen. Von daher ist es super, dass du das Körbchen umgestellt hast! Hab also bitte keine Bedenken!

Es ist grundsätzlich nicht gut, wenn Hunde erst ihr Fressen bekommen und es dann raus zum Spaziergang geht. Frag sehr gerne deinen Tierarzt dazu. Man geht immer erst spazieren und füttert dann, damit man eine Magendrehung gar nicht erst provoziert.

Ich merke, dass du dir wirklich sehr viele Gedanken machst. Was einerseits natürlich sehr gut ist, aber andererseits könntest du deine Anspannung auf den Hund übertragen. Wenn du schon mit dem Gefühl ran gehst mit "Oh Gott, du armer Hund musst jetzt alleine bleiben" wird er das spüren und ungewollt mit dir aufgeregt sein. Mach dir in dem Punkt bitte keine Gedanken! 2 1/2 Stunden sind wirklich nicht die Welt und ich verspreche dir, dass er das überleben wird :)

Bitte fang nicht mit Bachblüten oder anderem quatsch an. Du kannst doch nicht dein Hund jeden Tag unter "Drogen" setzen, nur weil du ein schlechtes Gewissen hast. Ich bin nur Befürworter von solchen Sachen, wenn es bei Silvester oder Tranzporten in z.B. Flugzeugen usw.  nicht anders geht.

Steh morgens auf und mach dich ganz normal fertig für die Arbeit. Mein Hund zu Hause weiß z.B. dass er morgens warten muss bis ich fertig bin. Natürlich fand sie das auch nicht von Anfang an toll und hat auch gejammert, aber die Zeit und deine Reaktion prägen den Hund. Mach dich also ganz normal fertig und beachte deinen Hund nicht. Sprich weder mit ihm oder lass ihn mit ins Badezimmer oder ähnliches. Er muss deinen Tagesablauf lernen. Wenn du fertig bist, dann gehst du mit deinem Hund raus. Eine halbe Stunde reicht morgens, da er ja nicht solange alleine bleibt. Sobald ihr wieder zu Hause bleibt, lässt du deine Jacke etc. an und gibst ihm etwas zu fressen. Entferne dich ganz normal von ihm und geh ohne dich zu verabschieden oder etwas zu sagen raus. Natürlich kann es sein, dass er am Anfang wimmert, aber glaub mir, er wird nach dem Fressen bald müde werden und schlafen. Wichtig ist es, dass wenn noch jemand in der Wohnung ist (deine Kinder z.B.) dieser nicht auf sein Jammern eingeht. Wenn es zuviel wird, kann man hingehen und mit einem Wort den Hund auf sein Körbchen schicken. Bloß nicht lange mit ihm reden und sein Verhalten bestätigen! Es ist ja nicht so, dass er es nicht kennt alleine zu bleiben. Er wird sich sehr schnell daran gewöhnen glaube mir! Ganz ganz ganz ganz wichtig dein Verhalten bei der Rückkehr. Wenn du die Tür aufschließt und dir entgegenkommt, darfst du ihn definitiv NICHT begrüßen. Du ziehst deine Jacke und Schuhe aus und kommst rein und gehst in die Küche oder ähnliches. Mach das, was du auch vorher ohne Hund getan hast. Erst nach 10 min nicht beachten darfst du ihn begrüßen. Wie gesagt, auch wenn er dich anspringt oder ähnliches darfst du keine Reaktion zeigen. Sprich nicht mit ihm und sieh ihn dabei auch nicht an. Das klingt hart, aber sobald du eine Reaktion zeigst, wird der Hund dein Weggehen als schlimm empfinden. Wenn du rein und raus gehst ohne ihn zu beachten, zeigst du ihm, dass es das normalste auf der Welt ist, dass Herrchen rein und raus geht.

Ich empfehle dir ein Kurs extra für behinderte Hunde. Es gibt extra Hundegruppen, indem du auch sehr viel von anderen Hundebesitzern lernen kannst. Viel Erfolg!

LG
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