Beißhemmung und Kleinkinder

Welpenerziehung ❯ Beißhemmung
Stefanie F. schrieb am 17.06.2024
Mein Alltag ist seit 1 Woche und 3 Tagen der blanke Horror. Wir haben seit letzten Freitag einen Welpen (3 Monate). In unserer Familie leben 2,5-jährige Zwillingsjungs, die seit dem der Welpe da ist, völlig am durchdrehen sind. Aufgrund ihrer Autonomiephase war es vorher schon sehr schwierig zwischen den beiden. Sie beißen, kneifen, hauen sich gegenseitig und haben sich ständig in der Wolle. Seitdem der Welpe da ist, hat sich das Problem noch verstärkt, unsere Familie ist in einer absoluten Krise: Der Welpe zwackt und springt die Kinder an, die Jungs wehren sich mit Hauen und am Schwanz ziehen etc. Ich bin völlig k.o.. Zwischendurch sperre ich den Welpen in einen Laufstall, der bei uns im Schlafzimmer steht, damit alle getrennt voneinander zur Ruhe kommen können. Manchmal ist das eine gute Idee, manchmal weint der Welpe, weil er bei uns sein möchte. Das zerrt extrem an den Nerven. Gestern haben wir als Eltern besprochen, ob es nicht besser wäre, den Welpen zurück zur Züchterin zu geben, da wir niemandem gerecht werden und wir uns überfordert fühlen. Auf der anderen Seite haben wir uns ja kein Tier angeschafft um nach etwa 1 Woche das Handtuch zu werfen. Dass Welpen so sind wie sie sind, das war mir bewusst. Ich bin nur entsetzt über die Aggressionen meiner Kinder gegenüber diesem Hund. Es ist nicht unser erster Hund. Unser Labrador musste vor einigen Wochen leider eingeschläfert werden. Dieser war schon wesentlich älter, aber aus dieser Zeit kenne ich das Verhalten meiner Kinder nicht so. Haben Sie Tipps um das Verhalten/die Beißhemmung zu entschärfen? Oder wäre das Tier abzugeben die verantwortungsbewusstere Entscheidung? Haben Sie Erfahrungswerte, wie sich das Zusammenleben von Hund und Kleinkindern entwickelt?
1 Antwort
Hallo Stefanie,

danke für Deine Nachricht und Deine Ehrlichkeit.

Dass ein Welpe im Alter von 3 Monaten überwiegend die Zähne zum Erkunden benutzt, ist völlig normal. Allerdings muss man ihm natürlich klarmachen, dass dies bei Menschen (insbesondere Kindern) nicht erwünscht ist.
Wichtig: Er kommt auch bald in den Zahnwechsel, was bedeutet, dass sein Verhalten noch "schlimmer" wird.
Kauhölzer, Spielzeug und gefrorene Möhren sind da eine gute Hilfe.

Aber: Es ist nicht die Aufgabe der Kinder, den Welpen zu erziehen. Die Erwachsenen sollten dem Welpen vermitteln, dass der Einsatz von Zähnen nicht ok ist. Sollte er es machen, die Interaktion kommentarlos unterbrechen und ihm eine Alternative anbieten (Kauholz, Spielzeug, etc.). So lernt er, dass er nicht zum Ziel kommt (Kontakt mit dem Menschen), wenn er seine Zähne benutzt.

Generell sollten die Kinder nie alleine mit dem Welpen sein, schon gar nicht, wenn bekannt ist, dass sie noch nicht das nötige Feingefühl haben.
Dass sie den Welpen hauen und an der Rute ziehen, sollte künftig vermieden werden.
Sicherlich ist es schwierig, Kindern in diesem Alter zu vermitteln, dass das dem Welpen wehtut und ihn verunsichert, aber vielleicht kannst Du es ja mal versuchen, kindgerecht zu formulieren.

Ein Welpe benötigt 20h Ruhe am Tag, daher sollte unbedingt ein Rückzugsort aufgebaut werden. Aber bitte mit dem Welpen kleinschrittig trainieren und nicht einfach wegsperren - schließlich soll der Ort für ihn positiv verknüpft sein.
Der Rückzugsort sollte für die Kinder absolut tabu sein.
Außerdem sollte den Kindern erklärt werden, dass der Welpe in Ruhe gelassen wird, wenn er liegt/schläft/ etc.

Eine Woche ist wirklich noch keine Zeit, um eine finale Entscheidung treffen zu können. Schließlich ist die Situation für alle noch neu - auch für den Welpen.

Das Zusammenleben mit Kleinkindern und Hund kann sich durchaus harmonisch entwickeln, wenn von Beginn an klare Regeln eingehalten werden: Die Erwachsenen sind für den Welpen zuständig, die Kinder werden mit dem Hund nicht alleine gelassen und es wird dafür gesorgt, dass der Welpe zur Ruhe kommen kann.

Wichtig ist aber vor allem, dass Du ehrlich zu Dir selbst bist und ehrlich einschätzt, ob Du die jetzige Situation noch länger "ertragen" kannst, da eine Besserung natürlich nicht über Nacht eintreten wird.
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