Hallo Frau Voß, die anderen Hunde waren scheinbar nicht angeleint. War Oscar angeleint? Waren die anderen Hunde Rüden? Wo waren die Besitzer bei diesem Vorfall?
Es ist durchaus die Art der Rüden, in ein Imponiergehabe zu gehen. In diesen Momenten bewegen sich die Rüden eigentlich sehr steif, mit durchgedrückten Knien, der Schwanz steht steil nach oben, wobei dies auch ein wenig auf die Rasse ankommt. Der Blick wird weitgehend vermieden, die Rüden laufen mit steifen Beinen in einem Kreis um sich herum. Dieses Imponiergehabe erledigt sich sehr oft von alleine, es kann jedoch auch sehr schnell in einen so genannten Kommentkampf umschlagen. Bei gut sozialisierten Hunden besteht hierbei keine Verletzungsabsicht. Während des Imponiergehabe es kann die Situation eskalieren, wenn die Kommunikation zwischen den Rüden unterbrochen wird. Sollten sich die beiden Rüden in einem Imponiergehabe befinden, kann es hilfreich sein, wenn beide Besitzer ihre Hunde abrufen. Dann unterbrechen die Hunde von sich aus die Kommunikation und können von dannen ziehen.
Kommt nun ein nicht angeleinter Hund auf Sie zugelaufen, würde ich Oscar hinter Ihre Beine beordern. Machen Sie sich groß, und rufen Sie dem anderen Hund ein scharfes "Stopp" oder "Hau ab" zu. Sie könnten sich auch "bewaffnen", z. B. mit einer Schnur, auf der Sie Kronkorken auf gefädelt haben. Das können Sie kurz vor dem anderen Hund auf dem Boden werfen. Viele Hunde erschrecken wegen des scheppernden Geräusches. Damit verhindern Sie ungewollte Kommunikation und somit auch eine gefährliche Situation wie das Imponiergehabe. Schwanzwedeln ist auch nicht gleich Schwanzwedeln. Das ausladende Schwanzwedeln bedeutet schon Freude, ist der Schwanz jedoch in die Höhe gestreckt und peitscht mehr hin und her, dann hat das mit Aufregung zu tun und kann ein Vorbote eines Angriffes sein.
Versuchen Sie trotzdem ihren Oskar noch Hundebegegnungen zu ermöglichen. Sprechen Sie mit den anderen Hundebesitzern. Besonders mit den anderen Mädchen kann Ihr Oskar doch gerne spielen, wenn er das möchte.
So schrecklich das ist, aber leider gibt es auch viele nicht gut sozialisierte Hunde. Und ich ziehe den Hut vor Ihnen, dass sie ihren Oskar so beschützt haben und dabei leider selbst verletzt worden sein. Denn als guter Chef, müssen Sie Ihren Hund schützen. Geben Sie Ihrem Hund aber die nötige Bewegungsfreiheit bei Hundebegegnungen.
Ich kann eine DVD Reihe empfehlen, von www.beta-dog.de, "Die Fremdsprache Hündisch". Die DVD Reihe ist leider nicht ganz billig, aber es sind auch Szenen von aggressiven Verhalten zu sehen. Die Körpersprache des Hundes wird ganz gut erklärt.
Ich hoffe sehr für sie, dass sie nie wieder in eine so schlimme Situation kommen.
Herzlichst Ihre Gabriele Holz