Was tun gegen ständiges beißen

Aggressivität ❯ Gegenüber Menschen
Kerstin schrieb am 20.02.2018
Hallo,
Wir haben ein großes Problem mit unserem Junghund. Er tendiert dazu andauernd zu zwicken oder zu beißen. Innerhalb unserer Familie, aber auch ggü. Besuch passiert das. Das ist vor allem der Fall, wenn er ziemlich aufgeregt ist. D.h. insbesondere wenn jemand zur Tür herein kommt. Er springt hoch und zwickt und zerrt an der Kleidung. Wir versuchen es so gut es geht zu unterdrücken, was sich jedoch manchmal als echte Tortur herausstellt. Er hat diese Veranlagung schon seit wir ihn im Alter von 2 Monaten vom Züchter holten. Langsam aber sicher wird es jedoch ernst und wir haben Angst, dass es noch schlimmer wird. Nehmen wir ihm z.B. Etwas weg, was er sich genommen hat, knurrt und schnappt er. Einmal kam es sogar dazu, dass er meine Tochter wirklich verletzt hat. Auch wenn jemand vor ihm rennt, sprintet er hinter her und beißt oder zwickt aus heiterem Himmel, wenn ihm augenscheinlich mal langweilig ist. Er ist sonst so lieb und es war schon einmal besser. Aber in letzter Zeit wird es immer schlimmer. Ich war von Anfang an sehr streng mit ihm und deshalb wagt er es nicht mich zu beißen. Aber ich habe Angst um meine kleine Tochter und weiß keinen Rat mehr. Er hört nicht auf aus, selbst wenn ich es sage. Er hört dann einfach weg, als würde es ihn nichts angehen. Kann das alles etwas mit Rangordnungsproblemen zu tun haben, denn er zeigt zurzeit auch andere Probleme, welche er früher nicht zeigte( Unglaubliches ziehen und bellen an der Leine wenn Passanten oder Hunde entgegenkommen , sich einfach auf Sofa/ Bett legen, einfach nicht auf Rückruf und Signale reagieren). Es wäre nett, wenn Sie uns aufklären könnten. Hundeschule machen wir übrigens ab nächsten Monat und wir hoffen es bringt etwas. Danke im vorraus.
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 21.02.2018
Hallo,
so, wie es aussieht, hat der Hund einfach keine Grenzen kennen gelernt. Eine "strenge" Erziehung bringt bei einem sensiblen Hund wie dem Aussie eher das Gegenteil. Einen Hund sollte man ruhig und souverän erziehen, mit klaren Ansagen. "Aus" gehört nicht dazu, das irritiert die meisten Hunde und auch damit erreicht man eher das Gegenteil. Achten Sie auf Ihre Körpersprache. Wenn Sie wütend sind, merkt das der Hund und will dann mit anspringen, evtl. knabbern, beschwichtigen. Er weiß nicht, was er falsch macht, das sollten Sie ihm zeigen, nicht sagen. Unsere Sprache verstehen Hunde nicht, auch das irritiert sie.
Wenn er sich unaufgefordert auf Bett oder Sofa legt, schieben Sie ihn kommentarlos wieder runter, JEDESMAl, einmal wird nicht reichen.
Meistens, wenn Hunde Menschen anspringen und sich nicht davon abhalten lassen, hängt das damit zusammen, weil die Leute zuviel reden (aus,nein,runter u.s.w.) Der Hund versteht das nicht und regt sich nur noch mehr auf. Besser ist immer, zu handeln. Entweder nehmen Sie Ihren Hund an die Leine und halten ihn kommentarlos hinter sich, damit er den Besuch nicht erreichen kann. Oder Sie stellen sich zwischen Besuch und Hund und drängen den Hund, auch wieder kommentarlos, weg.
Zusätzlich können Sie auch mit dem Hund üben, an einen festen Platz zu gehen und dort zu bleiben, bis Sie ihm erlauben, den Platz wieder zu verlassen.
Bleiben Sie dabei am Anfang neben dem Korb oder der Decke stehen. Wenn Ihr Hund den Platz verlassen will, bringen Sie ihn kommentarlos wieder hin. Wenn er dort bleibt, geben Sie ihm ein Leckerchen. Dann entfernen Sie sich immer weiter von dem Platz, gehen zurück und geben ein Leckerchen.
Üben Sie das zuerst ohne, später mit eingeweihten Besuchern.
Das Problem, dass er bei vorübergehenden Hunden und Menschen zieht und bellt, liegt wahrscheinlich, wie in den meisten Fällen, an der fehlenden Leinenführigkeit. Achten Sie darauf, dass Ihr Hund immer hinter oder neben Ihnen an lockerer Leine geht. Dann führen nämlich Sie und der Hund muss nicht regeln wenn z. B. ein anderer Hund kommt.
Hunde ziehen an der Leine, weil sie es so gelernt haben. Oder, besser gesagt, nicht anders gelernt haben. Wenn Herrchen/Frauchen dem Hund mit ausgestrecktem Arm überallhin folgt, wird der Hund natürlich auch weiter immer dahin gehen, wo er hin will. Er kann es ja, manchmal mit einem Gewicht am anderen Ende der Leine, aber es geht. Hunde lernen durch Erfolg oder auch Misserfolg.
Deswegen hier mein Tipp: NIE dem Hund folgen, wenn er zieht, auch nicht, wenn er wo schnuppern, sich lösen oder zu Bekannten will. Wenn er einmal Erfolg hatte, müssen Sie wieder von vorne mit dem Training anfangen. Bleiben Sie stehen, bis die Leine wieder locker ist (das braucht etwas Geduld) oder, wenn Ihr Hund richtig feste zieht, drehen Sie um und gehen zurück.
Am besten reagieren Sie schon, wenn er versucht, Sie zu überholen. SOFORT umdrehen und zurückgehen und zwar jedesmal.
Oft liegt das Ziehen auch an der Art, wie die Leine gehalten wird. Meistens wird die Leine zu kurz gehalten, mit Zug. Zug erzeugt Gegenzug, der Mensch zieht weil der Hund zieht und der Hund zieht immer mehr dagegen. Der Hund kann diesen Kreislauf nicht lösen, das kann nur der Mensch.
Meistens kann ein Hund sich auch nicht konzentrieren. Man kommt aus der Haustür und schon soll der Hund, ohne sich ausgepowert oder gelöst zu haben, locker an der Leine gehen. Die Leinenführigkeit sollte immer nur zwischendurch geübt werden, zuerst darf der Hund laufen und schnuppern, dann wieder 10 Minuten üben u.s.w.. Erst, wenn das immer besser funktioniert, wird es irgendwann gefestigt sein und der Hund läuft immer und überall an lockerer Leine. Üben, egal was, sollte man nie im Ernstfall sondern immer entspannt und gezielt.
Wenn Sie an anderen Hunden vorbeigehen, versuchen Sie Ruhe auszustrahlen d. h. nicht reden, nicht schimpfen und nicht die Leine krampfhaft kürzer halten. Das alles veranlasst Ihren Hund nämlich, sich noch mehr aufzuregen.
Üben Sie aber vor allem die Leinenführigkeit.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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