Sehr ängstlicher Junghund

Angst ❯ Vor Gegenständen / Geräuschen
Mel N. schrieb am 23.09.2024
Hallo.
Mein Cockapoo ist 6 Monate alt und kommt vom Dorf bzw einem Pferdehof, nur offensichtlich hat die Züchterin leider sehr viel gelogen.
Sie meinte tagsüber wäre er auf dem Hof / im Zwinger gewesen und abends bzw nachts im Haus.
Aber Anton ist leider 0 sozialisiert und scheint leider gar nichts zu kennen.
Er ist extrem schreckhaft.

Zum Ankommen war ich nun erstmal 2 Wochen mit ihm bei meinen Schwiegereltern (sie wohnen auch dörflich, im Haus mit Garten und in der Nähe eines Waldes).
Dort war er immer noch sehr schreckhaft, aber mit Garten, 2 anderen Hunden und Freilauf im Wald ging es ihm eigentlich schon recht gut.
Nun mussten wir zurück in die Stadt, meiner kleinen Wohnung und nun geht der Trouble von vorne los.

Nun wird erstmal Geduld eine sehr große Rolle spielen, das weiß ich.
Aber ich verstehe null warum er sich in dem Haus so wohl gefühlt hat und sich aber nun in meiner Whg gar nichts traut und vor jedem Gegenstand Angst hat.
Ich verstehe auch nicht warum er mir im Haus fast immer hinterher gelaufen ist und nun in meiner Wohnung gar nicht mehr.

Die ersten Tage hat es draußen schon ganz gut geklappt und er hatte eine Pipistelle im Vorgarten...dann spielten dort 1x Kinder und nun will er dort nicht mehr hin.
Häufchen machen klappt auch gut, aber öfters löst er sich über 10h nicht.
Er ist auf der Straße überhaupt nicht ansprechbar und will auch keine Leckerlies.
Er zieht seine Rute ein und ist im Fluchtmodus.
Er hat Angst vor Kindern, Kinderwägen, Fahrrädern, Straßenbahnen, Autos, Stromkästen, ...

Wir brauchen Geduld.
Ich muss Sicherheit ausstrahlen.
Darf selbst keine Angst ausstrahlen und ihn nicht 24/7 mit Mitleid betüddeln.
Einfach selbstbewusst geradeaus laufen und mich nicht dauernd umdrehen.
Ihm zuliebe würde ich trotzdem die großen Gassi Runden auf morgens um 5 und abends 20 Uhr legen wenn nicht allzu viel los ist.

Hätten Sie sonst noch Tipps?

Und sollte ich die Angst erstmal in den Vordergrund legen oder trotzdem schon mal andere Dinge bzw Tricks trainieren?

Liebe Grüße
Melanie und Anton
5 Antworten
Guten Tag, genau! Wohnung: Gerade war er angekommen, hat sich wohlgefühlt und musste als sehr unsicherer Hund wieder eine neue Lage kennen lernen. Hunde sind überaus konservativ und kommen mit Veränderungen nicht gut klar. Der Wohnungswechsel muss erst verstanden werden. Der Hund kennt nichts, weiß nichts, die wichtige prägende Welpenzeit wurde verplempert. Jetzt müssen Sie alles neu aufbauen: Mit Ihnen zusammen, wenige Hundekontakte, sondern konzentrieren Sie ihn erstmal auf sich. Geben Sie ihim Sicherheit und GEduld.
Zuert einmal zu den Gassi-Runden:
Ab sofort führen Sie: Der Hund ist HINTER Ihren Füßen und an Ihrer zum Ereignis ABGEWANDTEN Seite.
Atmen Sie aus und gehen Sie mit dem Fuß, an dem Ihr Hund ist los. Wenn Ihr Arm nach vorne geht, haben sie verloren. Ihr Arm geht nicht VOR die Jeansnaht. Zupfen Sie : Annehmen, lockerlassen, annehmen, lockerlassen Ihr Arm geht gerade nach hinten. Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Hunde versuchen von uns wegzuziehen und alles wegzubellen, wenn sie VOR uns laufen. Noch trauen uns die Hunde nicht zu, dass wir alles für sie regeln.
Geben Sie Ihrem Hund Sicherheit. Hunde brauchen Regeln und Rituale, die Sie festlegen und durchsetzen. Dann fühlt sich ein Hund gut, weil er weiß, dass er sich auf uns verlassen kann. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Um Ereignisse (Menschen und Dinge) gehen Sie Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund oder eine Leinen-Begegnung gehen grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung und nehmen Sie den BLICKKONTAKT heraus. Bleiben Sie in Bewegung und lassen Sie ihn nicht am Rand sitzen und beugen Sie sich nicht über ihn, das baut unnötig Stress auf.
Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen. Drehen Sie früher um, seien Sie immer vorausschauend und ein bisschen fixer als Ihr Hund.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht/Unsicherheit ernstnehmen. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen Sie sie unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!!!!!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt, Spielen stärkt die Bindung.Ich würde ihn anfangs nichts in den Napf geben und nur aus der Hand füttern, er kann ruhig Hunger haben - Sie sind die Gute - Ich würde mich über eine Rückmeldung und weitere Fragen sehr freuen!
Viele Grüße Inge Büttner-Vogt www.hundimedia.de
- mit vielen Tipps, Filmen und Artikel
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Mel N. | Fragesteller/in
schrieb am 24.09.2024
Ok vielen Dank für Ihre Tipps.
Diese werde ich umsetzen.
Aber eine Frage hätte ich noch.
Das er hinter mir läuft klappt zeitweise ganz gut, aber irgendwann geht's immer vorbei und er wechselt in den Fluchtmodus.
Er will rennen und riskiert es sogar nur noch auf den Hinterbeinen zu laufen wie ein Erdmännchen.

Wie soll ich es da schaffen das kleine 5kg Geschöpf wieder hinter mich zu kriegen?

Liebe Grüße
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Sie könnten 5 Minuten hinter den Füßen gehen, dann Sitz und in den Bewegungsmodus wechseln mit rennen, Leckerchen (kein Trockenfutter!!) werfen, RÜCKWÄRTS !!! gehen rufen, anleinen, wieder hinter die Füße, arbeiten, Regeln und Rituale, Bindung, Vertrauen aufbauen. Wenn er nach vorne kommt, gehts schief...holen Sie sich bitte Anregungen auf meiner Homrpage mit Führung,
und halten Sie mich gern auf dem Laufenden,
viele Grüße
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Mel N. | Fragesteller/in
schrieb am 17.11.2024
Hallo, kleine Zwischeninfo:
Es läuft halbwegs besser.

Anton läuft neben mir aber wenn ihn etwas erschreckt oder er weiß das es auf den Rückweg geht neigt er dazu extrem zu ziehen. Schon so stark das er Menschen macht und quasi wie ein Känguru läuft.
Dann muss ich ihn beruhigen und die Leine stark kurz halten. Wenn es klappt ist es dann nach ein paar Minuten auch halbwegs wieder in Ordnung.

Was ich noch fragen wollte:
Unsere größten Probleme liegen noch darin daß er viel Angst hat vor Fahrrädern, Kinderwagen, schreienden Kindern und er sich immer stark verfolgt fühlt und oft nach hinten guckt.
Hätten Sie bitte einen Tipp wie wir das geregelt kriegen?

Liebe Grüße
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Guten Tag, seien Sie bitte wachsam: Alles, was Sie genannt haben: Handwechsel, Richtungswechsel, nicht stehenbleiben, beschützende Führung, hinter den Füßen Bogen gehen,
<Neimals darf es keine direkte Begegnung geben: Hund an Kind, an Fahrrad usw. Wenn er merkt, dass Sie alles für ihn regeln, wird sich sein Vertrauen steigern, bleiben Sie geduldig und schön stur....
Liebe Grüße, ich freue mich auf weitere Berichte
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