Katrin H.
schrieb am 02.03.2017
Liebe Daniela,
ich gehe davon aus, dass dein Hund "nur" in der Leine hängt und nicht aggressiv oder frustbellend reagiert. Sollte das anders sein, melde dich bitte, denn dann ist eine andere Vorgehensweise nötig.
Im Falle von nur "Hinwollen" empfehle ich dir folgende Vorgehensweise: Wenn dein Hund in solch einer Situation nicht mehr ansprechbar oder ablenkbar ist, bist du zu nah am anderen Hund um zu üben. Das heißt, du benötigst unbedingt jemanden, der sich mit Hund zur Verfügung stellt, dir zu helfen. Derjenige soll sich mit seinem Hund einfach ruhig an einer Stelle aufhalten. Probiere aus, auf welcher Distanz dein Hund noch ansprechbar ist. Das kann auch durchaus eine sehr große Distanz sein, so dass der andere Hund kaum noch erkennbar ist, aber von deinem Hund wahrgenommen wird. Auf dieser Distanz übst du dann tolle Sachen mit deinem Hund: Tricks, Bällchen spielen, Leckerlis suchen, Dummyarbeit oder ähnliches, hauptsache er freut sich mit dir zusammen und ist motiviert dabei.
Du wirst sehen, dass du mit der Zeit die Distanz immer weiter verringern kannst. Geh dabei bitte nicht zu schnell vor, sondern plane für das Training wirklich mehrere Wochen ein.
Zusätzlich kannst du ein Umorientierungs-Signal aufbauen: Hierfür konditionierst du deinen Hund so stark auf ein bestimmtes, immer gleiches Signal, welches du sonst nicht benutzt. Für dieses Signal gibt es die super tollste Belohnung. Das übst du zuhause so lange, bis dein Hund quasi im Schlaf darauf reagieren würde. Es muss so stark verknüpft sein, dass es wie ein Reflex wird. Ist es erfolgreich vernüpft, fängst du an, dich nach dem Signal mit deinem Hund zusammen umzudrehen, indem du ihn mithilfe des Super Leckerlis in der Hand neben dir positionierst und ihn entsprechend mitlockst. Das übst du wieder so lange, dass es perfekt sitzt.
Erst wenn das perfekt verknüpft ist, wendest du es draußen an. Zunächst in unaufregenden Situationen, dann mit etwas mehr Ablenkung und erst wenn das alles funktioniert, kannst du es in Gegenwart von anderen Hunden anwenden. Die Distanz nicht vergessen!
Es kann auch helfen, das Leckerli in die andere Richtung zu werfen anstatt es aus der Hand zu geben, da der Hund hierbei seinen Reflex loszurennen befriedigen kann, wenn er einen Hund wahrnimmt.
Bedenke auf jeden Fall, dass dieses Training nicht von heute auf morgen geht. Die Verknüpfung zum Signal muss erstmal über einige Zeit (ggf. mehrere Wochen) aufgebaut werden und die Steigerung der Ablenkung nimmt nochmal ein paar Wochen in Anspruch.
Solltest du dich unbedingt mit einem Hund treffen wollen und dich dadurch nicht ans Training halten kannst, versuche folgendes:
Wenn der andere Hund auftaucht (angeleint), bleibst du erstmal mit angeleintem Hund auf ausreichend Abstand stehen und wartest so lange, bis er dich einmal anschaut, das kann auch nur eine Sekunde sein. Diese Sekunde belohnst du sofort mit einem Markerwort (Lobwort) oder noch viel besser und effektiver mit einem Clicker (sollte dir der Clicker unbekannt sein, melde dich bitte, dann schreibe ich dir eine ausführliche Erklärung). Als Belohnung kannst du ihn dann zum Hund lassen.
Bis zum Blickkontakt mit dir kann es schonmal einige Zeit dauern, bei manchen Hunden durchaus eine Viertelstd oder länger. Früher oder später wird er dich anschauen, hier ist einfach deine ganze Geduld gefragt.
Und unbedingt vermeiden:
Lasse deinen Hund mit seinem Verhalten niemals zum Erfolg kommen, d.h. wenn er in der Leine hängt, darf er den anderen Hund nicht begrüßen, das gilt auch für Hundekumpels bei Verabredungen (siehe oben - plane einfach genug Zeit zum Üben beim Ankommen ein).
So entsteht ein solches Verhalten:
Meist lernen Hunde als Welpen, dass sie zu jedem Hund hindürfen. Oft schon in der Welpenstunde, sofern die Welpen dort zum Stundenbeginn spielen durften, was leider in vielen Hundeschulen noch so gehandhabt wird. Der Hund lernt also, dass er zu jedem Hund immer sofort hindarf und jeder Hund Party bedeutet. Wenn das dann plötzlich nicht geht, wird natürlich protestiert oder entsprechend stark an der Leine gezogen. Am besten beugt man daher schon in der Welpenzeit vor, indem man bei Hundebegegnungen erstmal die Aufmerksamkeit des eigenen Hundes fordert oder einige Hunde bewusst ignoriert und statt den Hund hinlaufen zu lassen etwas Tolles mit ihm zusammen macht.
Falls du noch Fragen hast oder etwas unklar ist, kannst du dich gerne melden. Viel Erfolg beim Üben!