Was tun, wenn Angsthund an der Leine zieht?

Leinenführigkeit ❯ Leinenzug
Melanie G. schrieb am 12.11.2021
Guten Tag!

Wir haben eine 11 Monate alte Hündin aus dem Tierschutz, die sehr panisch und ängstlich ist. Allerdings zieht sie permanent ruckartig an der Leine, was mich fast umhaut da sie groß und stark ist. Wenn ich sie zurückziehe und laut werde, duckt sie sich ängstlich und versucht weg von mir zu kommen. Man beachte, dass ich ihr Mittelpunkt bin und sonst als einzige in der Familie alles mit ihr machen kann. Auf dem Grundstück läuft sie gut an der Leine. Das ist nur draußen so in der ersten halben Stunde etwa! Vielleicht haben sie ja einen guten Rat für mich. Wir haben übrigens schon 2 andere Hündinnen (1 ältere Straßenhündin zieht auch extrem, die andere 1A leinenführig)! Danke im voraus:-)
1 Antwort
Guten Abend,
zuerst einmal sollten Sie Vertrauen aufbauen. Sie haben es geschafft, wenn Sie nicht mehr von Ihnen wegzieht.
Bitte gehen Sie niemals direkt auf einen Hund oder einen Menschen zu. Bauen Sie Vertrauen auf: Ab sofort führen Sie: Der Hund geht an der Leine HINTER Ihren Füßen. Dann müssen Sie sie nicht mehr zurückziehen, was nie klappen kann.
Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns, wenn der Hund an der Leine pampt. Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Hunde versuchen alles „weg zu bellen“ oder zu fliehen, wenn sie uns nicht zutrauen, mit der Situation klar zu kommen.
Geben Sie Ihrem Hund Sicherheit, indem Sie ihn immer beschützen. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Fremde fassen Ihren Hund vorerst nicht an und Sie vermeiden es, dass der Mensch Ihren Hund ansieht. Sie gehen Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund oder eine Leinen-Begegnung geht grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung und nehmen Sie den Blickkontakt heraus. Bleiben Sie in Bewegung und lassen Sie ihn nicht am Rand sitzen und beugen Sie sich nicht über ihn, das baut unnötig Stress auf.
Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen. Rufen Sie früher ab, leinen Sie früher an, seien Sie immer vorausschauend und ein bisschen fixer als Ihr Hund.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht ernstnehmen. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen Sie sie unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!!!!!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt.
Viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
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