Hund schläft nur unregelmäßig durch, was können wir tun?

Angst ❯ Vor dem Alleinsein
Fabienne T. schrieb am 22.01.2022
Unser Hund ist ca 10 Jahre alt. Lebt seit drei Monaten bei uns ist aus dem Tierheim (wir sind die vierte Hand). Er ist ansich ein toller Hund. Im Haushalt umgänglich, nicht ängstlich. Leinenführig, verträglich, gelehrig. Die Bindung wird immer besser. Der Rückruf klappt immer besser. Er geht in die Hundeschule. Medizinisch ist er seit kurzem auch auf einem guten Weg. Er hat Hüftdysplasie, Schilddrüsenüberfunktion, chronischen Juckreiz, Augenerkrankungen, Darmprobleme. Das führte zunächst zu chronischer Unruhe und massivem Juckreiz.

Alleine bleiben war schon von Anfang an sein größtes Problem und wird in Minuten Schritten aufgebaut. Wir sind jetzt nach drei Monaten bei 20 Minuten. Das Training wird hoch professionell durchgeführt. Über Tag "Tür zu Training", Videoüberwachung, komplette Ignoranz beim rein- und rausgehen etc. Auch schlafen ist für ihn schwierig. Er schläft nicht im Schlafzimmer und so soll es bleiben! Besonders zur Zeit des Juckreizes hat er häufig nur 1,5 bis drei Stunden am Stück schlafen wollen. Dann stand er an der Treppe und weinte. Das haben wir mittlerweile einigermaßen im Griff. Es gibt eine Statistik, die Schlafdauer und Umwelteinflüsse erfasst, so dass wir wissen auf was zu achten ist (bei Vollmond Rollo runter, da sonst zu hell, Auslastung wird verglichen etc.) Nun hat er wieder drei Nächte toll geschlafen. 7-7,5 Stunden am Stück. Gestern wurde er gebadet (muss zweimal pro Woche aktuell gemacht werden) und hatte danach leider Wasser im Ohr. Ich bin dann direkt bei ihm im Wohnzimmer geblieben, da er am Abend dadurch unruhig war. Er hat dann ab 23h tief geschlafen und ich bin ebenfalls auf dem Sofa eingeschlafen. Das passiert schonmal und das kennt er. Um 4:30h bin ich dann ins Schlafzimmer. Er hat gesehen, dass ich gegangen bin, hüpfte kurz drauf aufs Sofa und schlief. 20 Minuten später stand er an der Treppe und winselte. Dies hätte sich dann gesteigert, bis er zu bellen begonnen hätte. Entsprechend ist mein Mann, als er kurz Ruhe gab und auf seinem Platz saß, aufgestanden, damit wir alle noch schlafen können. Inklusive die Nachbarn.

Ich werde damit verrückt! Ich weiß nicht warum es so ist. Wie soll er lernen alleine zu bleiben, wenn er regelmäßig nicht mal alleine schläft. Wir haben hier extreme Ausnahmezustande hinter uns, bis wir ihn soweit hatten, dass er zumindest hin und wieder durchschläft. Ich erkenne an einer solchen Nacht keinen Auslöser. Die auslassen war gleich, der Abend verlief gleich. Das mal einer von uns oben einschläft, ist öfter schon vorgekommen. Er hat tief und entspannt geschlafen und schafft dann nicht Mal noch die Zeit von 4:30h bis 7h alleine. Aussitzen können wir das winseln nicht, da wir hier nicht allein im Haus leben. Ich bin ratlos. Wir dachten, dass es mit dem Ende des Juckreizes nun endlich vorbei sei. Das hat jetzt drei Scheißnächte gehalten und nun war unsere Nacht wieder einmal um 4:50h vorbei.

Er pennt jetzt, wir sind wach... .. So geht es seit 14 Wochen. Man weiß nie, wie die Nacht wird. Zwischen 45 Minuten und 8 Stunden ist alles dabei... Ich will es nicht ausprobieren ihn im Schlafzimmer zu haben. Da wollen wir beide keinen Hund. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er dann jemals lernt alleine zu bleiben, wenn er nicht Mal alleine schläft. Was kann man denn noch tun? Auch gibt es morgens Momente, wo er bellt wenn wir aufstehen, an anderen Tagen klappt das besser. Er wird ignoriert, es wird nicht gesprochen. Ich mache dann bewusst was anderes. Habe auch mal einen Schlüssel fallen lassen etc. Wenn er voll daneben ist, bellt er das ganze Haus wach. Das ist massiv besser geworden !! Aber es festigt sich nicht. Er kommt immer wieder da hin, dass ihn alleine sein, wie auch immer, stört. Mal weniger oder gar nicht oder eben komplett. Alles andere funktioniert hervorragend. Aber seit über drei Monaten unregelmäßig durchschlafen und nicht Mal Milch kaufen können, sind echt ein Problem. Im Auto bleibt er auch nicht allein. Er hat eine Box. Sobald der Wagen steht brüllt er. Er hält es nur an guten Tagen ohne uns aus und wir wissen nie, wann das ist. Wir lieben ihn aber das macht uns verrückt.
1 Antwort
Marina Krieg | Hundetrainer/in
schrieb am 25.01.2022
Hallo,

eine schwierige Situation, denn wie Sie auch schon bemerkt haben, hängen Gesundheit und Verhalten unmittelbar miteinander zusammen. Juckreiz z.B. kann Hunde wahnsinnig machen, die Schilddrüse steuert sämtliche Hormone im Körper, Hüfte sowie Magen-/Darmprobleme können Schmerzen verursachen.

Deshalb wäre mein erster Gedanke, da nochmal auf die Suche zu gehen, ggfs. Schmerzmittel auszuprobieren. Wenn Sie sich da in Ihrer Tierarztpraxis nicht ernstgenommen fühlen (was leider öfters vorkommt), rate ich Ihnen, eine:n Expert:in für Verhaltensmedizin ins Boot zu holen. Eine Liste finden Sie hier: https://www.gtvmt.de/service/suche-verhaltenstieraerzte/
Einige davon beraten auch online und geben eine Empfehlung für die Haustierarztpraxis mit, falls niemand in der Nähe ist.

Mein Vorschlag wäre ansonsten, mal auszuprobieren wie es ist, wenn er tatsächlich mal eine Woche mit im Schlafzimmer schläft. Falls es dann nicht besser ist, ist da mit großer Wahrscheinlichkeit gesundheitlich was im Argen. Sollte es besser sein, heißt das allerdings auch nicht, dass die Gesundheit in Ordnung ist, da es sein kann dass der Hund Schmerzen etc. nur besser aushält, wenn der Stressauslöser "allein bleiben" wegfällt.

Nur weil der Hund in überfordernde Situationen mit dem allein bleiben gebracht wird, wird er es nicht von allein lernen. Bzw. nur weil er in der Nacht bei Ihnen schlafen darf, heißt das nicht, dass er das allein bleiben schlechter oder langsamer lernt. Ganz im Gegenteil.

Wenn das Durchschlafen im Schlafzimmer gut funktioniert, der Hund im Schlafzimmer aber für Sie gar nicht in Frage kommt, gibt es noch die Möglichkeit, das Körbchen des Hundes dann Nacht für Nacht etwas weiter vom Bett wegzuschieben, sodass er kleinschrittig lernt, dass es ok ist.

Dann ist noch die Frage, wie das allein bleiben tagsüber aufgebaut wurde.
Sie machen die Tür zu und dann? Entspannt er dabei? Haben Sie mit einer Entspannungszone oder konditionierten Entspannungssignalen trainiert?

Sie sehen, hier gibt es noch viele Fakten in mehrere Richtungen, die ursächlich sein könnten.

Deshalb mein Rat: Nochmal gesundheitlich auf die Suche gehen, ansonsten kann kein Training der Welt greifen. Ggfs. mithilfe eine:r Expert:in aus der Verhaltensmedizin (Link siehe oben).
Sollte das Training des allein bleibens daraus bestehen, einfach Türen hinter sich zu schließen, sollte dies nochmal anders aufgebaut werden (z.B. mittels Entspannungszone + Entspannungssignalen).
Expert:innen hierfür finden Sie unter https://www.trainieren-statt-dominieren.de/trainer-umkreissuche .

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg :)

Viele Grüße
Marina von den Ostseepfoten
www.ostseepfoten.com
War diese Antwort hilfreich?
Ähnliche Fragen