Was kann ich tun, wenn mein Hund an der Tür kratzt und jault?

Angst ❯ Vor dem Alleinsein
Coralin schrieb am 30.06.2021
Guten Tag,

unser Hund kam erst aus der Tötungsstation und dann aus dem Zwinger in Rumänien und seinem Verhalten zu urteilen zuvor häufiger schwer verprügelt worden ist, da er auch gerade bei Männern öfter mal losschreit oder Zeichen von Angst und Unsicherheit zeigt. Mein größtes Problem ist momentan, dass ich ihn nicht alleine lassen kann, ohne dass er den kompletten Putz an der Tür wegkratzt überall unruhig rumläuft am Fenster hochspringt und fiept oder teils auch sehr laut jault. Wenn ich nach Hause komme, freut er sich wahnsinnig und jault immer lauter, sobald er mich hört & ich komme kaum zur Tür rein (bei mir zeigt er dieses Verhalten auf jeden Fall auch ausgeprägter als bei meinem Partner & bei mir scheint er auch mehr Respekt zu haben, bei anderen missachtet er gerne mal Befehle) und jeglicher Versuch das zu unterbinden ist misslungen (ihn zu ignorieren oder wegzuschubsen lässt die Größe schwer zu, da ich sonst einfach nicht reinkomme) ich würde behaupten er steigert sich sogar immer mehr rein von Mal zu Mal.

Oft läuft er mir zuhause hinterher, daher haben wir angefangen oft die Türen zu schließen und ihn in sein Körbchen zu schicken. Wenn wir gehen, schließen wir die Türen, sodass er nur Zugang zum Bad und Flur hat wo er auch sein Körbchen hat (nachts schläft er dort auch mit geschlossenen Türen & das ist mittlerweile kein Problem mehr für ihn). Sobald ich die Jacke anziehe oder irgendein Anzeichen mache zu gehen, wird er sofort ganz aufgeregt (ich vermute ich müsste das Anziehen, Türen schließen, Leine nehmen, unabhängig voneinander mit ihm üben ohne zu gehen?) Wenn ich nicht da bin aber jmd anders, dann fiept er auch leise nach mir oder läuft unruhig umher.

Ich würde mich freuen wenn Sie mir weiterhelfen könnten, damit unser Hund nicht mehr so gestresst ist, wenn er alleine ist - das wäre auch für uns eine große Erleichterung. Vielleicht wäre noch wichtig zu erwähnen, dass wenn ich ihn beispielsweise in sein Körbchen schicke oder nicht beachte er oft so tief ausatmet man könnte fast meinen er beschwert sich und seufzt. LG Cora
1 Antwort
Hallo Cora, danke für die ausführliche eMail. Es gibt Hunde, die suchen sich eine Bezugsperson aus und wollen immer bei ihr sein und lassen sie dann auch nicht mehr aus den Augen. Ja, Sie haben es schon richtig erkannt, Ihr Hund hat schon bestimmte Verknüpfungen mit Weggehen Ihrerseits und gerät dann schon in Stress, wie z.B. Jacke anziehen, Schlüssel nehmen etc. Dies sollten Sie erst einmal üben, ohne das Sie wirklich die Wohnung verlassen. Dann würde ich anfangen Schritt für Schritt mehr Distanz zu ihn aufzubauen. In sein Körbchen bringen und erst einmal aus dem Zimmer gehen und sofort wieder reinkommen, die Zeit des Hereinkommens nach und nach verlängern und dann das ganze mit geschlossener Tür, sodaß er keinen Blickkontakt mehr hat. Beim Zurückkommen ganz normal ins Zimmer kommen, ohne den Hund großartig zu beachten, egal was er gerade macht, wie an Ihnen Hochspringen beachten Sie ihn erst wieder, wenn er ruhig ist. Wenn der Hund Trennungsangst hat, muss man das Alleinbleiben jeden Tag in der Woche üben. Wenn man nur bis Freitag übt und am Wochenende ist es wieder anders, kann es Montag wieder schlimmer werden. In der Trainingszeit sollte der Hund nicht über sein persönliches Zeitlimit hinaus allein gelassen werden, da er dann wieder in Panik geraten kann und so gestresst ist, daß das Training nichts bringt. Damit es dem Hund leichter fällt, allein zu bleiben, muss er vorher draußen gewesen sein, und zwar ausreichend, damit er die Zeit dann besser schafft. Es kann eine ganze Weile dauern, bis der Hund es aushält alleine zu bleiben. Ferner können Sie folgendes machen: Nehmen Sie einen Gegenstand oder ein Handtuch zeigen dem Hund das und stellen es sichtbar irgendwo hin. Bei Handtuch über Türklinke legen. In der Zeit, wo es ausgelegt ist, wird der Hund nicht beachtet - weder angeschaut, angesprochen noch angefasst. Es handelt sich um Ignorieren auf Signal. Der Hund weiß wo er dran ist und bekommt ein sicheres Gefühl und er braucht sich nicht anstrengen, was zu unternehmen, es wird keinen Erfolg bringen.

Viel Erfolg und viele Grüße aus Düsseldorf

Kerstin Gebhardt
Hundepsychologin/-trainerin
www.kerstin-gebhardt.de



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