Hallo,
was macht sie denn, wenn sie nicht an der Leine ist? Wie haben Sie das Verhalten bisher unterbunden?
Sollte es, wie Sie vermuten, eine Aggression aufgrund überschießender Aggressionen sein, dann könnte eine Kastration etwas Ruhe reinbringen. Jedoch werden bei weiblichen Hunden durch eine Kastration weniger Östrogene ausgeschüttet, das Testosteron jedoch unvermindert. Dies könnte sich dann kontraproduktiv auswirken.
Ich bin nicht unbedingt für Kastration, aber auch nicht unbedingt dagegen. Ich bin nur der Meinung, dass man alle Vor- und Nachteile kennen sollte. Ein sehr gutes - neutrales - Buch ist das Buch von Prof. Dr. Gansloßer "Kastration und Verhalten beim Hund".
Zur Zeit haben wir in unserer Hundeschule große Erfolge mit einer neuen Strategie. Wir bringen den Hunden bei, den Blick wieder abwenden zu können.
Wir trainieren ein Markerwort an. Das geschieht auf die gleiche Weise wie man auch einen Clicker antrainiert. Immer wenn wir dieses Markerwort aussprechen, bekommt der Hund eine gute Belohnung und diese muss er sich bei uns abholen. Ist das Markerwort antrainiert, schaut uns der Hund nach diesem Wort immer an und kommt um sein Leckerli abzuholen, beginnt das eigentliche Training. Wir beginnen in einer Entfernung, in der die Hunde bereits den anderen Hund ansehen, aber noch ansprechbar sind. Dann loben wir die Hunde für "den Blick" , sagen unser Markerwort und belohnen sie bei uns. Um das Leckerchen zu bekommen, müssen die Hunde den Blick wieder abwenden. Wir verlangen kein "Guck", sondern loben den Hund mit einem Markerwort z.B. "Click" und belohnen bei uns. Da wir hinter dem Hund stehen, muss er den Kopf abwenden um das Leckerchen abzuholen. Dadurch trainieren wir zusätzlich das Muskelgedächtnis. Dann lassen wir wieder den anderen Hund ansehen und loben wieder und belohnen wieder bei uns. Der Hund lernt nun, sich mit dem anderen Hund auseinander zusetzen und er lernt, dass man schauen kann und wegschauen kann. Hat er dieses System begriffen, geben wir das Markerwort nur noch für das selbständige Wegsehen. Dann kann an der Entfernung gearbeitet werden. Die Distanz richtet sich danach, wie lange der Hund noch ansprechbar ist. Das ideale Training ist, wenn wir die Situationen so gestalten, dass der Hund diese gerade noch bewältigen kann.
Selbstverständlich geben wir den Hunden auch Gelegenheit, sich artgerecht auszuarbeiten und wir trainieren sehr viel Impulskontrolle. In der Gesamtheit muss ich aber sagen, dass alle Hunde in den letzten Wochen durch diese neue Taktik sehr große Fortschritte gemacht haben. Teilweise ertragen sie es jetzt schon, selbst verbellt zu werden und können trotzdem noch den Blick abwenden. Probieren Sie es doch einfach mal aus.
Herzlichst
Ihre Gabriele Holz