Wie bekomme ich die Angst aus meinem Hund ?

Aggressivität ❯ Gegenüber Menschen
Kerstin schrieb am 04.04.2012
Hallo wir haben uns vor 3 jahren zu meiner 6jährigen super lieben (türkischerstr. Hund) und offenen Hündin einen Kroatischen strassen Hund geholt er war von anfang sehr Krank und musste dreimal Operiert werden er wurde Menschen selbst bekannten Menschen aus dem Umfeld immer unsicherer er lässt sich von keinen streicheln ausser von uns er lässt keinen aufs Grundstück und draussen versteckt er sich bei zu vielen entgegenkommenden ins Gebüsch. Nun ist er drei jahre alt viele Hundeschulen hinter uns und keine Besserung in Sicht :( ... Was kann ich machen um ihn seine Angst zu nehmen ?
7 Antworten
Hallo Kerstin,

 

es ist leider nicht ungewöhnlich, dass ein Strassen-Hund aus einem süd- oder osteuropäischen Land Angst vor Menschen hat.

 

Wichtig ist, dass Sie Ihrem Hund zunächst das Leben erleichtern, indem Sie eine Liste mit allen Situationen machen, in denen er Angst hat, so dass Sie diese Situationen in den kommenden Monaten möglichst vollkommen vermeiden. Benutzen Sie Spazierwege, auf denen Ihnen wenige bis keine Menschen begegnen. Gehen Sie zu Uhrzeiten spazieren, zu denen sonst nur wenige bis keine Menschen unterwegs sind. Geben Sie Ihrem Hund die Chance, Besuchern aus dem Weg zu gehen, indem Sie ihm einen Rückzugsort in einem anderen, für Besucher verschlossenen Raum einrichten (Ihr Hund muss sich nicht von anderen Menschen anfassen lassen!).

 

An der Angst sollten Sie dann konkret unter Anleitung eines verhaltenstherapeutisch tätigen Tierarztes arbeiten. Ich nenne Ihnen hierfür gerne Ansprechpartner, wenn Sie mir verraten, aus welcher Region Sie kommen. Wichtig: Sie müssen Geduld haben - eine Therapie dauert oftmals sehr lange. Bedenken Sie bitte auch, dass Ihr Hund eine Menge vermutlich nicht gelernt hat, als er Welpe war - das erschwert eine Therapie leider. Dennoch sollten Sie - im Sinne Ihres Hundes - eine Therapie unter fachlich sehr guter Anleitung anstreben.

 

Viele Grüße,

Stefanie Ott
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Ewald K.
schrieb am 04.04.2012
Hallo Kerstin,

 

Du schreibst ,

und man verspürt Deinen verständlichen Wunsch:

 

>>>Nun ist er drei jahre alt viele Hundeschulen hinter uns und keine Besserung in Sicht :( ... Was kann ich machen um ihn seine Angst zu nehmen ? <<<

 

Durch die OP's wurde Dein Hund tierärzlich betreut, und es ist anzunehmen,

 dass man medizinische Gründe für das Verhalten dann vermutlich eher ausschließen könnte???

 

Man müsste, wenn schon darüber hinaus

schon Hundeschulen-Anstrengungen keine Besserung erbrachte,

sich dem Gedanken zuwenden,

ob eine angeborene vererbte Über-Sensibilität bei Deinem Hund vorliegt.

Viele Hunde die als Straßenhunde gelebt haben, verhalten sich eher distanziert

zu Menschen, wenn Sie UNANGENEHMES "mitgemacht haben".

Sie gehen Aufgrund der erlernten/erlebten Situationen eher diesen Erlebnissen klugerweise aus dem Wege.

Zuhause bei Dir kann der Hund Besuchern die zu Dir kommen nicht ausweichen,

und könnte deshalb versuchen den Besucher von sich ab-weghalten zu wollen,

und Distanz zum Eindringling herstellen wollen,

den Besucher am Betreten des Grundstückes zu hindern indem er den Besucher verbellt/stellt und die Kontrolle JETZT sehr aktiv bis aggressiv ausüben will.

Dein Hund hat vermutlich

heftigen Stress mit seiner Umwelt,

und die wirklich vielen auf Deinen Hund einwirkenden Reize

kann der Hund noch nicht als UNBEDENKLICH verknüpfen.

 

Bisher hast DU vermutlich "ANDERE HÄNDE" machen lassen,

und jetzt braucht er DEINE aktive Anleitung die IHM zeigen das die meisten Reizmuster Ihm nichts körperlich-böses wollen/zufügen.

Dein Hund muss vermutlich DE-SENSIBILISIERT werden.

Grundvoraussetzung ist das Dein Hund DIR gegenüber einen wirklich guten Grundgehorsam

zeigt, und er wegen der Krankenzeit nicht überbetüddelt wurde.

 

Nun würde ich die Idee auch empfehlen, alle Momente  aufzuschreiben in denen Dein Hund sich ängstlich zeigt.

Dann mich an den Rand der Situationen begeben in denen Dein Hund die größte Ängstlichkeit zeigt, und dort würde ich mich mit dem Hund eng am Körper führend sehr langsam und in kleinsten Schritten der angstmachenden Situation nähern, und gleich wieder mit dem Hund davon entfernen.

Bei jedem wieder annähern, bewegt man sich ca. 1 Meter weiter in die Situation, und darf den Hund dabei nicht betütteln.

Der Hund soll viel Vertrauen in die Handlung von Frauchen bekommen, und man macht zwischendurch eine kleine Sitz-Pause und lässt den Hund sich entspannen OHNE IHN zu betüddeln.

Nicht mehr als je 3 Annäherungs-Aktionen pro Problem-Situation vornehmen, weil "WENIGER ist da dann MEHR !"

 

Nicht selber sich unter einen Leistungs-Druck setzen,

weil man dann zu schnell und zu viel auf einmal tut.

 

Mit einem Hund der z. B., Fahrradfahrer+Jogger scheut und Probleme damit hat,

könnte man einen Klappstuhl nehmen und sich einige Meter von einer Stelle entfernt hinsetzen an der Jogger und Radfahrer vorbeikommen werden, und ganz ganz behutsam und anfänglich aus größerer Entfernung lässt man den Hund wortlos aber Ruhe ausstrahlend erleben, dass die J+R keine Gefahr für ihn bedeuten.

Der Hund muss ohne Druck verknüpfen können und das Erlernte in seinem kleinen Hirn hinterlegen können.

NIEMALS betüddeln,

und dem Hund niemals ständig erklären wollen, dass er jetzt keine Angst haben brauche.

 

Der Hund orientiert sich da gerade sehr stark an der Körpersprache seines Vertrauten, und deshalb muss man sich ruhig und unaufgeregt selber verhalten MÜSSEN.

 

FREMDE können es nicht zeigen, weil SIE nicht die vertraute Bezugsperson sind.

 

 

Wünsche Dir viel Erfolg bei der DE-SENSIBILISIERUNG,

und wenn Du es Dir nicht selber zutraust dann hole Dir die Unterstützung bei einem Menschen der sich mit dem allg. Hunde-Verhalten bestens auskennt.

 

Frohe Ostern,

 

Ewald Kurtz

 

 

 

 

 

 

 

 
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Kerstin
schrieb am 04.04.2012
Hallo, erstmal vielen lieben dank für die Tips

Einen teil davon haben wir sogar schon von anfang an umgesetzt, beim spazieren geht es ja schon viel besser als am anfang aber noch nicht stressfrei für den "kleinen".

Und was ich vorhin noch vergessen habe zu schreiben ist das wir ganz am anfang einen super gemeinen Tiertrainer-so nennt er sich :(  hatten er meinte dann den kleinen armen sowieso schon verängstlichen hund noch in seiner Wohnung in die Ecke zu drängen um ihm damit angeblich zu zeigen das da ja dann nix passiert....

Und ins Haus lässt er nimmanden  selbst ihn bekannte personen nicht.

Wir wohnen über zwei etagen und wenn wir besuch haben lassen wir ihn schon immer oben aber da gerät er in panik das uns unten was passieren könnte und ist die ganze zeit am bellen ...

Die vom Tierschutz haben ihn uns auch als doggen boxer mix verkauft nur mitlerweile ist klar das aufjedenfall auch Kangal drin ist das macht die sache wohl auch nicht leichter ;) ..

Nu gut der "kleine " ist bei uns und wird es auch bleiben ... nur schön wäre es wenn es endlich ein wenig stressfreier für ihn wird.

Ach so und nen grund gehorsam hat er ... bis es dunkel wird , ab den zeitpunkt der Dämmerung hört er garnicht mehr.

Das andere ist das er die alte Dame ( Hündin) über alles liebt, und wenn er mal nur ne std. von ihr getrennt ist leidet er total und beim wieder treffen verhält er sich noch wie ein welpe ...

LG Kerstin
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Kerstin
schrieb am 04.04.2012
Ach so wir sind aus Oberhausen ..

 
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Hallo Kerstin,

 

in Ihrer Nähe ist die Verhaltenstherapeutische Praxis und Hundeschule von Celina del Amo und Felicitas Behr allerwärmstens zu empfehlen. Ab Mitte April werde ich selber regelmäßig in Krefeld sein, so dass auch ich Ihnen Termine vor Ort anbieten kann.

 

Weitere Ansprechpartner finden Sie auf der Gesellschaft für Tierverhaltensmedizin und -therapie.

 

Viele Grüße,

Stefanie Ott
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Hallo Kerstin,

 

noch etwas: bitte NICHT so arbeiten wie oben von E. Kurtz empfohlen. Mit der "Desensibilisierung" ist durchus eine mögliche Technik genannt;man arbeitet jedoch NIE in dem Bereich, in dem der Hund bereits Angst hat.

 

Viele Grüße,

Stefanie Ott
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Ewald K.
schrieb am 05.04.2012
Hallo Kerstin,

 

Wie ich Dir bereits geschrieben habe, ist es wichtig bei einer DE-SENSIBILISIERUNG,

das man NICHT mit dem Hund in die dem Hund Angst-machende-Situation sich sofort begibt,

sondern ganz am Rande sich der Situation in kleinen Schritten nähert.

Aus der Entfernung (noch weit ausserhalb der Angst-Zeigen-Situation) geht man gemeinsam und in aller Ruhe(Körpersprache beachten) mit seinem Hund um, damit er mit seiner Bezugsperson zusammen eine nun positive Verknüpfung vornehmen kann.

 

Hallo Dr. Stefanie Ott,

 

danke Ihnen das Sie den wichtigen Punkt nochmal angesprochen haben

(bitte dem Hund NIEMALS Nicht sofort in das Zentrum seines Angst-Problemes führen wollen),

sondern:

- am äußeren Rand noch entfernt beginnend

-Schrittweise sehr langsam bewegen

-und Vertrauen dort aufbauen.

 

Somit kann nun die Hundehalterin Kerstin an diesem wichtigen Punkt sich entsprechend

aufmerksam, gezielt und vorsichtig Verhalten.

 

Nochmals danke, dass Sie den für das Gelingen einer DE-SENSIBILISIERUNG

so wichtigen Punkt nochmal zur Sprache gebracht haben, sodass

Kerstin und ein auch hier lesender HILFESUCHENDE Hundehalter

diesen Punkt nicht überlesen kann.

 

 

WUFF-WUFF + fröhliche Ostertage

 

Ewald Kurtz  

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