Mein Hund wird immer aggressiver an der Leine

Leinenführigkeit ❯ Leinenaggression
Saskia R. schrieb am 06.04.2023
Hallo,

wir haben seit 6 Monaten eine 3 Jährige Hündin aus dem Tierheim. (Kommt aus dem Tierschutz, war dann in einem Animal-Hoarding-Haushalt.) Wenn wir an der Leine auf andere Hunde treffen, baut sie sich sofort auf und fixiert ihn, geht langsam vor und verfällt dann in einen Rausch, in dem sie bellt, zieht und sich aufstellt. Wir haben schon alles versucht, Hundebegegnungen mit Leckerchen positiv zu verknüpfen, sie abzulenken, einen Bogen zu gehen oder es einfach zu ignorieren. Jeden Ansatz haben wir ca. einen Monat ausprobiert, aber keine Besserung bemerkt. Es wird eher schlimmer und sie bellt nun auch schon Hunde auf der anderen Straßenseite an. In fremden Umgebungen ist es weniger stark als auf den üblichen Gassirunden. Zwei Nachbars-Hunde in unserem Haus bellt sie besonders aggressiv an, da versuchen wir schon jede Begegnung zu vermeiden. Ohne Leine kommt sie bisher super mit anderen Hunden klar und zeigt keine Aggression. Was können wir tun, damit es besser wird?
1 Antwort
Guten Tag,

bitte versuchen Sie folgendes:
Ab sofort führen Sie: Der Hund geht an der kurzen Leine HINTER Ihren Füßen und an Ihrer zum Ereignis ABGEWANDTEN Seite.
Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns, wenn der Hund an der Leine pampt. Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Hunde versuchen alles „weg zu bellen“, wenn sie uns nicht zutrauen, mit der Situation klarzukommen.
Geben Sie Ihrem Hund Sicherheit. Hunde brauchen Regeln und Rituale, die Sie festlegen und durchsetzen. Dann fühlt sich ein Hund gut, weil er weiß, dass er sich auf uns verlassen kann. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Um Ereignisse (Menschen und Dinge) gehen Sie Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund oder eine Leinen-Begegnung gehen grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung und nehmen Sie den BLICKKONTAKT heraus. Bleiben Sie in Bewegung und lassen Sie ihn nicht am Rand sitzen und beugen Sie sich nicht über ihn, das baut unnötig Stress auf.
Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen. Rufen Sie früher ab, leinen Sie früher an, seien Sie immer vorausschauend und ein bisschen fixer als Ihr Hund.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht/Unsicherheit ernstnehmen. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen Sie sie unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!!!!!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt.

Viele Grüße

Inge Büttner-Vogt

www.hundimedia.de
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