Hund ist draußen reizüberflutet

Neue Umgebung
Katharina schrieb am 31.01.2016
Guten Tag,

mein Freund und ich haben seit ca. einem Monat eine Hündin aus dem Tierschutz. Die ersten paar Tage lief alles problemlos, Ronja schien mit der neuen Umgebung erstaunlich gut zurecht zu kommen. Dann plötzlich von heute auf morgen war sie total verändert: sie war offensichtlich sehr gestresst und beim Gassigehen sichtlich überfordert, obwohl das die Tage zuvor gar kein Problem war. Schon wenn wir im Haus das Geschirr anziehen, springt sie herzrasend umher und wirkt überfordert (es sieht nicht nach normaler Freude aus, sondern nach purem Stress). Draußen bekommen wir von ihr überhaupt keine Aufmerksamkeit mehr, sie springt alles und jeden an, was sich bewegt (einschließlich Autos!), sie ist dauerhaft auf der Lauer und hechtet nach vorn. Leinenführigkeit können wir unter diesen Bedingungen sicher nicht trainieren, dafür ist sie zu unkonzentriert und aufgeregt. Uns ist klar, dass wir ihr signalisieren, dass sie zum Ziel kommt, wenn sie nur genug zieht. Sie wiegt aber auch 25 kg, da ist es schwer wie ein Baum angewurzelt stehen zu bleiben, vor allem weil wir vor der Haustür eine recht stark befahrene Straße haben, der wir nicht ausweichen können. Wir haben das stehen bleiben natürlich versucht, Ronja bleibt nach kurzer Zeit dann auch stehen, aber sobald sich was bewegt, fixiert sie es wieder. Leinenführigkeit ist aber bestimmt gar nicht das Thema, das Problem liegt ja darin, dass der Hund sich nicht konzentrieren kann, weil er von der Umgebung reizüberflutet ist. Jedenfalls deute ich das so... Leider können wir nur am Wochenende in die Pampa fahren. Dort ist unser Fiffi auch ansprechbar. Wir haben sie dort an der Schleppleine, sie zieht fast gar nicht und wenn, dann wechseln wir kurz die Richtung. Dort ist ihre Aufregung nur sehr gering und es ist auch für uns recht entspannt. Wir wissen nicht, was genau die Ursache beim täglichen Spazierengehen ist, aber es wird immer extremer und wir sind ratlos, was wir tun können. Die Umgebung verändern können wir nicht, die Straße ist nunmal da und es sind einige Gehminuten bis zum nächsten ruhigeren Platz.

Beste Grüße
Katharina
1 Antwort
Guten Abend,
Sie haben völlig recht mit der Reizüberflutung und haben alles gut beobachtet. Haben Sie ein großes Blutbild machen lassen mit B 12 und Folsäure, was die meisten Tierärzte nicht machen? B 12 spricht für Konzentration und Folsäure ist für allgemeinen Gesundheitszustand wichtig.
Sie muss zuerst vor allen anderen Reizen zu Ihnen Vertrauen aufbauen!!!
Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Ihr Hund ist unsicher und beißt/bellt alles weg – das ist seine Strategie, weil er Ihnen nicht zutraut, mit der Situation klar zu kommen.
Ab sofort führen Sie: Der Hund geht an der Leine HINTER Ihren Füßen, sie gehen niemals auf einen Hund oder einen Menschen zu. Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns. Sie vermitteln Ihrem Hund Sicherheit, indem Sie ihn immer beschützen. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Fremde fassen Ihren Hund vorerst nicht an und Sie vermeiden es, dass der Mensch Ihren Hund ansieht. Sie gehen Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund-Begegnung geht grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung oder schirmen Sie ihn am Rand ab. Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen ohne etwas zu tun, reagieren Sie sofort, vor dem Hund, wenn es geht, das schafft Vertrauen.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht ernstnehmen. Alle Hunde in meinem Training haben es geschafft, als die Besitzer mit dem Schutzprogramm angefangen haben. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt. Hierzu finden Sie alles auf meiner
Homepage: www.hundimedia.de
Bücher „Spiel und Spaß mit Hund“ und „Mehr Spiel und Spaß mit Hund“ Film: „Der Weg ist das Ziel: 222 Möglichkeiten den Hund zu beschäftigen.
Sie werden sehen, dass Sie damit ERfolg haben,
viele Grüße
Inge Büttner-Vogt


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